Hallo!
Das Aufgabengebiet großer volkseigener Betriebe in der DDR war umfassend und kaum vergleichbar mit einem Unternehmen der Privatwirtschaft. Ein VEB erfüllte vielfältige soziale Funktionen von der Bereitstellung von Kindergartenplätzen, Zuweisung einer Wohnung, Beschaffung von Baumaterial für die private Datscha, Urlaubsbuchung, Freizeitgestaltung, Theatervorführungen, bis zur Wiedereingliederung straffällig gewordener Mitarbei… äh … Mitglieder des Kollektivs. Das ging so weit, dass der Betrieb und im Einzelfall dafür benannte Mitarbeiter für die Einhaltung von Bewährungsauflagen zu sorgen hatten.
Solche allumfassende Fürsorge ist aus dem Blickwinkel eines gelernten Westdeutschen schwer nachvollziehbar. Die damit einher gehende soziale Kontrolle hatte für viele DDR-Bürger ihre Vorzüge. Es war nur nichts für Leute, die lieber ihren eigenen Weg gingen. Und es war nichts für auf Wirtschaftlichkeit bedachte Leute. Es kommt nichts wirtschaftlich Sinnvolles dabei heraus, wenn sich ein Hersteller von Rechenanlagen oder Traktoren mit dem Putzen von Büroräumen beschäftigt. Statt Personalressourcen einzusetzen, damit jemand bei Erkrankung einer Reinigungskraft umgehend für Ersatz sorgt, lässt man die Reinigung lieber von einem darauf spezialisierten Unternehmen durchführen. Sollen die doch ihrem Auftrag gemäß zusehen, dass die Arbeit pünktlich ausgeführt wird. Die Bereitstellung betriebseigener Einkaufsmöglichkeiten für die Mitarbeiter liegt auf ähnlicher Ebene. Das kann der Hersteller von z. B. Rasenmähern nicht so gut wie ein Spezialist und es wäre Sand im Getriebe, mit dem wirtschaftlich nie auf einen grünen Zweig zu kommen ist.
Ein wichtiges Ziel von Betrieben der DDR war die quantitative Planerfüllung. Ob ein Betrieb dabei Gewinn oder Verlust produzierte, war für den einzelnen Betrieb nicht so wichtig oder schlicht unbekannt. Wenn die Wirtschaftlichkeit egal ist, kann man alle nur denkbaren Aktivitäten unterhalten.
Gruß
Wolfgang