Warum ist der Nachname 'Gelb' so selten ?

Hallo www’ler.

Ich kenne Personen mit den Nachnamen Weiß (30.000), Schwar(t)z (45.000), Rot(h) (26.000), Braun (43.000), Grau (3.800).
[In Klammern angegeben die Häufigkeit in Deutschland laut Geogen Onlinedienst.]
Blau (1.200) und Rosa (527) sind schon wesentlich seltener.
Dass Lila (5), Beige (75), Orange (10) als Nachnamen extrem selten sind, kann ich ja noch verstehen. Aber warum gibt es so selten den Nachnamen „Gelb“ (65)?
Immerhin ist Gelb eine Grundfarbe, gehört also zu den ‚bekannteren‘ Farben.

Wie ist das zu erklären…?

Vielen Dank
☼ Markuss ☼

Tach Markuss,

die Familiennamen, die sich auf eine Farbe beziehen, stammen im Allgemeinen vonder Haarfarbe her. das siehst Du allein an den von Dir aufgeführten Namen.

Blaue, Rosa oder gelbe Haare gibt es nicht.
Also müssen diese Namen anderswo herkommen.
Blau könnte sich auf die Farbe Blau beim Färben beziehen; solche Menschen hießen aber übrlicherweise dann Färber. Darum isr dieser Name auch häufiger als „Blau“

Rosa könnte von „Rose“ kommen, auch von den Vornamen Rosamunde oder Rosalinde.

Gruß - Rolf

Hallo Markuss,

eine gute und berechtigte Frage.

Bei der Betrachtung mus man natürlich alle Formen, die auf Farben zurückgehen berücksichtigen, also auch die Rothmanns, Grüners, Weißes.

Hier ist immer mit zu betrachten, wie denn die Familiennamen entstanden sind.
Familiennamen entstanden hauptsächlich aus Rufnamen, nach dem Vater, nach der Wohnstätte, nach der Herkunft, nach Berufen oder nach äußerlichen Erkennungsmerkmalen.

Die äußerlichen Erkennungsmerkmale wären zum Beispiel die Haarfarbe, die mein Vorredner hier richtig anführt, was aber nur die halbe Wahrheit ist.

Doch betrachten wir mal die einzelnen Familiennamen nach Farben:

Schwarz:
bezeichnet tatsächlich in aller Regel en schwarzharigen oder dunkelhäutigen.
Der typische Germane war eher blond und blass, so dass eine extrem dunkle Haut- oder Haarfarbe ein eineutiges Abgrenzungs- und Erkennungsmerkmal war.
Es kann aber auch auf eine Herkunft aus Schwarza (Thüringen/Österreich) hindeuten.
Außerdem konnte der Namensträger an einem dunklen, schattigen Fleck wohnen.
Wer an einem dunklen Eck wohnte wurde so zum Schwarzenegger.

Weiß:
zum Einen der wichtigste Grund und, warum „Gelb“ nicht so oft vorkommt, denn der Blonde wurde als weiß und nicht als gelb bezeichnet.
Zum Anderen spielt hier auch die Bezeichnung für einen weisen Menschen mit. Auch ein als weise bezeichneter Mensch kann als Namensursprung gelten.
Außerdem gibt es unzählige Orte namens Weis, Weiss, Weiß, die die Herkunft des Namensträgers bezeichnen könnten.

Grau:
Dies ist ziemlich eindeutig, der Grauhaarige, und zwar nicht der alte Mensch (bei dem wäre es kein besonderes Merkmal), sondern beim jungen Menschen, der normalerweise noch nich ergraut sein sollte.

Rot(h):
Hier ergeben sich viele Bedeutungsmöglichkeiten und zwar sogar eher selten nach der Haarfarbe, denn rothaarige Menschen wurden in der Regel Fuchs genannt.
Andere Möglichkeiten sind eine Bildung aus dem altgermanischen Rufnamensbestandteil „hroud“ = Ruhm. Dies ist zum Beispiel im heutigen Rufnamen Rudolf zum Beispiel noch enthalten.
Ferner können die Rot(h)s nach der Herkunft oder dem Wohnort an einer Rodung benannt sind.
Ebenso können die unzähligen Ortschaften namens Rot(h) namensgebend sein (Roth in Mittelfranken, Rot am See, Rot an der Rot). Diese Ortschaften dürften ihre Namen übrigens auch alle von Rodungen erhalten haben.

Grün:
hat eindeutig nichts mit der Haarfarbe ztu tun, sondern bezeichnet, im Gegensatz zu Schwarz, eine helle Wohnstätte. „Im Grünen“ sagen wir noch heute dazu.
Ebenso kann eine Herkunft aus einem der unzähligen Orte namens Grün vorliegen.
Hier auch nie vergessen, dass es statt grün auch grun heißen kann. Ich denke, die Bedeutung des Grunewalds in Berlin dürfte damit klar sein.
Aber auch aus einer Eigenschaft des ersten Namensträgers kann der Namen hervorgegenagen sein. Ein unerfahrener, wenn nicht naiver Mensch, der eben noch „grün“, also noch nicht reif ist.

Blau:
ist entweder ein Übername, der auf die Farbe der Berufskleidung zurückgeht oder niederdeutsch „bla(we)“ für dunkel, finster, ungerecht, falsch, unecht, minderwertig, betrügerisch. Die Englischsprecher fühlen sich ja heute noch „blue“ wenn sie eher düstere, traurige Gedanken haben. Hier liegt der sprachliche Ursprung des „Blues“.

Gelb:
Du siehst, es bleibt nicht viel übrig.
Gelbe Haut gibt es nicht, eigentlich nicht mal in China.
Und gelb- (blond-)haarige Menschen heißen Weis/Weiß.
Ortschaften mit gelb im Namen sind auch höchst selten.
Es gibt aber durchaus Menschen, die Gelhaar oder Geel heißen, was der althochdeutschen Form von gelb entspricht.

Familiennamen nach Farben haben also nicht zwangsläufig etwas mit dieser Farbe zu tun, sondern sind oft nur Umschreibungen für Charaktereigenschaften, Herkunftsbezeichnungen oder Bezeichnungen nach der Wohnstätte.
Dazu gibt es auch im heutigen Sprachgebrauch nur wenig mit „gelb“, sieht man mal davon ab, dass man gelb vor Neid ist.

Gruß
Lawrence

der Name Braun:
kommt nicht nur von braunhaarigen oder -häutigen Menschen, sondern kann genauso gut auf einen Bruno zurückgehen.
Im alemannischen Sprachraum (Südbaden, Schweiz) wird „braun“ bis heute als „brun“ ausgesprochen.

Gruß
Lawrence

der Name Braun:
kommt nicht nur von braunhaarigen oder -häutigen Menschen,
sondern kann genauso gut auf einen Bruno zurückgehen.
Im alemannischen Sprachraum (Südbaden, Schweiz) wird „braun“
bis heute als „brun“ ausgesprochen.

was ja kein wunder ist, denn bruno bedeutet „der braune“. nicht nur im italienischen.

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Hallo,

danke für diese wichtige und richtige Ergänzung zu meinen Ausführungen.

Gruß
Lawrence

Hi!

Vielen Dank für deine ausführliche und interessante Antwort!!

☼ Markuss ☼