Hallo Udo!
Bin kein Zellbiologe: Das hängt sicher mit der Spezialisierung
des Gehirns zusammen. Es verbraucht extrem viel Energie (20%
des Gesamtstoffwechsels).
Besonders wichtig dabei ist die relativ hohe Sauerstoffausschöpfung im Gehirn. Für den Herzmuskel gilt das jedoch noch viel mehr. Außerdem, dass bestimmte Zonen im Gehirn in ihrer Stoffwechselaktivität sehr stark schwanken.
Für Speicherung von Energie, Glucose, ATP ist
kein Platz bzw nichts vorgesehen, keine Mitochondrien die als
Kraftwerke wirken (??).
Ne, das kann man nicht sagen. Im Gehirn gibt es eine Menge Mitochondrien. Wenn es da keine Mitochondrien geben würde, dann bräuchte das Gehirn ja kaum Sauerstoff, denn die Zelle verbraucht ja den Sauerstoff fast nur in den Mitochondrien durch die Cytochrom-C-Oxidase. (Die kann sogar noch bei Partialdrücken von 1mmHg O2 in den Mitos arbeiten)
Glycogen oder sowas ist zumindest in größerer Menge echt nicht gespeichert. Auch gibt es keine Sauerstoffspeicher im Gehirn wie im Herzmuskel. Allerdings reichen dort die Speicher auch nur bis zum nächsten Herzschlag (bis zu nächsten Diastole) und sind damit echt in einer Sekunde wieder leer. Mit ATP Speichern hat es weniger zu tun, denn das wird eigentlich einfach im Cytosol gespeichert und daran mangelt es im Gehirn nicht. Zumindest die Neurone sind sehr groß und haben somit ein relativ großes Volumen, aber eine relativ kleine Membranoberfläche. Damit sind sie natürlich recht gefährdet gegenüber Hypoxie. Außerdem betreiben Neurone normalerweise eine gigantische Menge von Proteinbiosynthese, -umbau und -synthese. Dabei ist Hypoxie auch sehr schlecht.
Außerdem bricht bei Unterbrechung der
Energielieferung das elektrische Potential der Zelle zusammen
und die gespeicherte Information geht verloren.
Informationen sind im Gehirn gespeichert als irgendwie kreisende Erregungen aber auch durch spezifische Synapsenausbildungen und durch intrazelluläre anatomische und chemische Faktoren.
Alleine der Zusammenbruch des AP-Feuerns ist also nicht gleich mit irreversiblem Funktionsverlust verbunden. Außerdem werden in neuronalen Systemen durch Divergenz und Konvergenz Informationen über mehrere Kanäle redundant übermittelt und über Systeme wie laterale Hemmung usw. diskreminiert. Damit ist nicht jeder Zellverlust im Netz fatal, besonders wenn die Zelle nur mal kurz keine APs mehr feuert und nicht schon tot ist. Zellen ohne Membranpotential gehen aber auch irgendwann kaputt, weil sie platzen. Deshalb bitte auch immer lieb wiederbeleben.
Das
Wiedererwecken einer gelöschten Hirnzelle ist wahrscheinlich
auch nicht sinnvoll.
Wenn eine Zelle tot ist, ist sie tot. Hypoxische Zellen, sind aber zu retten, wenn die Versorgung schnell wieder einsetzt. Neurone sind jedoch postmitotisch und in den meisten Regionen kann im Gehirn nahezu keine Regeneration stattfinden.
Überhaupt scheint das ein sehr wichtiger Faktor zu sein. Deshalb ist ein Herzinfarkt ja auch so beschissen. Ist eine Herzzelle erstmal kaputt, gibt es keinen Ersatz. Weg ist weg und bleibt weg.
Einen anderer wichtiger Effekt wurde noch nicht genannt:
Die Fähigkeiten des Gehirns sind nicht aussetzbar. Die Durchblutung des Körpers fast mit der Ausnahme von Gehirn, Herzmuskel und Atemmuskulatur kann unter bestimmten schlimmen Situation stark verringert werden, ohne dass das für den Organismus extrem fatal wäre. Die Atemmuskulatur lässt sich außerdem regenieren. Damit bleiben Herz und Gehirn Sorgenkinder der Hypoxie (Hier wäre der Begriff Ischämie vielleicht besser, aber das ist jetzt spitzfindig).
Was man noch hinzufügen muss der Vollständigkeit halber: Wegen des spezifischen anatomischen Baus ist das Nierenmark auch noch stark durch Hypoxie gefährdet. Dennoch macht der Körper hier zuführende Gefäße bei einigen Schockzuständen zu („Schockniere“). Schlimm ist das zwar, aber in der Evolution offensichtlich besser gewesen als gleich zu sterben 
Gruß, Stefan