Warum kann man nicht einfach die Spekulation auf Öl und Gas verbieten?

Servus,

hilft die klassische Warenterminbörse dabei, diese Prognosen mit denen von anderen abzugleichen. Das Ergebnis ist für den Landwirt interessant, weil er bereits bei der Bestellung des Ackers eine einigermaßen brauchbare Hilfe für die Entscheidung hat, ob er z.B. Weizen oder Raps sät; im folgenden März kann er die Intensität des Anbaus (wann wie viel Stickstoff ausbringen usw.) daran orientieren, wie die Ernte auf der südlichen Seite des Äquators die Kurse der Optionen beeinflusst hat, und während der Ernte geben ihm die Kurse der Optionen einen Anhaltspunkt dafür, ob er seinen Weizen lieber gleich verkauft oder erstmal einlagert.

Das ist die Bedeutung der Warentermingeschäfte für die Produktion.

Dass diese (ursprüngliche) Funktion allen möglichen Störungen unterliegt, sein unbestritten. Dass sie aber trotz allem eine Bedeutung hat, kann man an den Märkten ablesen, in denen Termingeschäfte keine Rolle spielen - in der Landwirtschaft ist das z.B. der für Hopfen und Hopfenextrakt. Da kommt es Jahr für Jahr in den ca. 3 Wochen während der Ernte zu extremen Achterbahnfahrten der Preise - sehr zum Leidwesen der Erzeuger, die in dieser Zeit recht wenig schlafen und froh wären, sich nicht auch noch um diesen Aspekt ihrer Tätigkeit kümmern zu müssen. Dem können sie aber nur entgehen, wenn sie mittel- bis langfristige Kontrakte eingehen, und wenn es für diese Kontrakte einen Markt gäbe, müßten sie nicht so sehr als Blinde Kühe agieren.

Schöne Grüße

MM

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Im ursprünglichen Sinne waren solche Terminbörsen sicherlich eine gute Sache - aber die mangelnde Regulierung sorgt eben für den Mißbrauch durch Spekulanten - und eben zu real steigenden Preisen für Nahrungsmitteln. Die Konsequenzen sind Hunger, Umstürze und Kriege. Der Hauptgrund für den Arabischen Frühling waren die hohen Preise für Agrarerzeugnisse - die hauptsächlich aufgrund von Spekulation so hoch waren.

Geändert hat sich seitdem nichts, mit der ausbleibenden Ernte in der Ukraine und den Sanktionen gegen Rußland werden Spekulanten ihre Chance sehen und wieder für Hunger, Umstürze und Kriege sorgen, wenn nicht davor eine stärkere Regulierung stattfindet.

Servus,

wenn man den Unterschied zwischen der Auswirkung tatsächlicher Knappheit und der spekulativer, „funktionsloser“ Preissteigerungen sehen möchte, geht das nur zu dem Zeitpunkt (bzw. einem kurzen Zeitraum vorher), wo Termingeschäfte fällig werden, wenn sich die Terminkurse von weit oberhalb auf die Preise am Spotmarkt zu bewegen. Das war bei Soja seit den enormen Preissteigerungen mit der Ernte 2020/21 in Brasilien und bei Weizen mit der Ernte 2020/21 in Kanada und Frankreich nicht zu beobachten. Das spricht dafür, dass die derzeitigen Preissteigerungen vor allem bei Weizen einer erwarteten tatsächlichen Verknappung wegen Ausfall wesentlicher Teile der Lieferungen aus der Ukraine und Russland entsprechen.

Es ist wohl etwa zehn Tage her, dass Ägypten auf eine Ausschreibung für Weizen überhaupt keine Angebote bekommen hat - einfach nix.

In den Schwarzerde-Gebieten von Ukraine und Russland wird Sommerweizen angebaut, die Aussaat ist wegen der lange Zeit im Frühjahr ziemlich bodenlosen Äcker recht spät. Was derzeit beim Weizen passiert, ist also der Spiegel purer erwarteter Möglichkeiten - im Mai wird sich mehr sagen lassen. Für die Planung der Produktion von Winterweizen auf der Südhalbkugel ist Mai aber zu spät.

Was und wie wollte man da regulieren, wenn man nicht auf die Prognosefunktion von Warenterminmärkten verzichten will?

Schöne Grüße

MM

Deshalb schrieb ich, dass die Termingeschäfte im ursprünglichen Sinne sinnvoll waren.

Natürlich wird der Preis bei Verknappung des Angebotes steigen - aber eben noch mehr, wenn Spekulation dazukommt. Wenn Länder wie Ägypten zu hochspekulierten Preisen an den Terminmärkten kaufen müssen steigen dort ganz konkret die Preise für die ohnehin arme Bevölkerung - Hunger wird die Folge sein.

Gerade sieht man mal wieder ein Schema der Mineralölkonzerne, wie die auf den Weltmarktpreis reagieren: steigt der Marktpreis, steigen recht schnell, nicht unbedingt in kausaler Größe die Treibstoffpreise. Sinkt der Marktpreis, sinken die Treibstoffpreise auch - nur viel später und langsamer.

Und Lindner will das System sogar noch mit Steuergeld stützen. Aber als man mit einer Mietpreisbremse die hohen Mieten deckeln wollte, nannte er das noch Sozialismus. Die Richtung des Geldflusses ist für seinen Wendehals wahrscheinlich ausschlaggebend.

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Es ist peinlich, wie hier der Schwanz (Lindner) mit dem Hund wedelt.

Hier mal ein Kommentar von Telepolis zum Thema Benzinpreis vs. Ölpreis: