Warum kann man nicht einfach die Spekulation auf Öl und Gas verbieten?

Hallo,

ich bin mir bewusst, dass die Frage provokant, ein Stück leichtgläubig und für einige vielleicht sogar am Glauben auf die „Macht des Marktes“ rüttelnd.

Es wird nur selten thematisiert, vielleicht auch, weil man über Einschränkungen der so genannten Märkte im derzeitigen Deutschland nur selten schreibt und spricht. Ich fand einen Beitrag der FAZ von 2011 gefunden, der eine Analystin der Commerzbank zitiert, die ganz klar sieht, dass der Ölpreis damals schon hauptsächlich aufgrund von Spekulation höher war, als es eigentlich Not tat. Aus dem Bauch heraus würde ich behaupten, dass es auch heute nicht anders ist.

Also was, außer den Befindlichkeiten der Spekulanten, spricht dagegen, die Leute aus dem Handel mit Öl und Gas zu nehmen? Denn an der Wertschöpfung an sich sind sie ja ohnehin nicht beteiligt.

Und Bonusfrage: gibt es eine aktuelle Schätzung, wie hoch der Anteil der Spekulation am Preis ist?

Grüße
Pierre

Hallo,

ich möchte noch den Handel mit Lebensmitteln und Strom dazu geben, auch Wohnen, Gesundheit und Pflege.
Aber ich glaube nicht, dass das in den nächsten 50 Jahren (oder überhaupt) was wird.
Welche Politiker könnten das entscheiden und durchsetzen?

Gruß,
Paran

3 Like

Welche Spekulation meinst Du?

Spekulation ist die Einschätzung von Möglichkeiten, ob etwas zu tun oder zu lassen im Moment richtig oder falsch, günstig oder ungünstig, teuer oder preiswert ist.

Das macht jeder Mensch den ganzen Tag, es ist ein Grundelement des menschlichen Daseins.

Die einzige Möglichkeit die ich sehe, gegen einen Teilbereich der Spekulation vorzugehen, wäre, auf dieses Verbot der Spekulation spekulieren zu können.

Das dann aber auch in jedem Land der Welt durchsetzen können wir dann Dein nächstes Problem sein.

1 Like

Hast Du mal den Link angeklickt, den ich oben mit auf den Weg der Diskussion gegeben habe? Da wird recht deutlich dargestellt, welche Spekulation mit Öl und Gas stattfindet.

Aber speziell für Dich habe ich noch einen Link als Bonus: BPB. Auch schon alt, aber immer noch aktuell.

Grüße
Pierre

Das war eine rhetorische Frage.

Für mich ist eigentlich das Wort „verbieten“ entscheidend.
Das wird nicht funktionieren.

Um da wirkungsvoll einzugreifen, musst Du versuchen das zu steuern. Das heißt also Spekulation in welchen Bereichen auch immer mehr oder weniger attraktiv zu gestalten.
Aber dann hat man natürlich sofort wieder das Problem des Streites, welche Spekulationen sollen gefördert werden, welche eher behindert?

Mit anderen Worten: ich verstehe was Du meinst, ich empfinde in die gleiche Richtung aber ich sehe die Schwierigkeiten bzw. Unmöglichkeiten in der Praxis.

Servus,

dagegen spricht, dass sich beim Warentermingeschäft im laufenden Geschehen weder die Akteure noch die Transaktionen nach (für durchaus mögliche Prognosen und Planung) nützlichen und (funktionslosen, pur spekulativen) schädlichen Akteuren und Transaktionen so unterscheiden lassen, wie die FED das tun möchte und tut.

Wer an dieser Stelle regulierend eingreift, riskiert, ein bei einigen Rohstoffmärkten sehr wichtiges Prognoseinstrument in seiner Funktion einzuschränken und damit den Markt nicht zu stabilisieren, sondern das Gegenteil zu erreichen.

Eine mögliche Alternative ist, wie @Cook1 vorschlägt, achselzuckend auf die Prognosen zu verzichten, die bei allen Unzulänglichkeiten der Warenterminhandel ermöglicht. Ich stelle mir lieber nicht vor, wass dann u.a. auf den Rohölmärkten los wäre.

Die Analystin der Commerzbank sieht zwar ganz klar, aber sie tut das ex post, nicht bei laufendem Geschehen. Wie hoch der Anteil der Spekulation am Preis war, lässt sich mit einiger Ungenauigkeit im Nachhinein statistisch ermitteln, aber nicht, wie hoch er jetzt grade ist.

Schöne Grüße

MM

Das würde vereinfacht ausgedrückt bedeuten, Investoren und Anlegern das Geschäft zu untersagen, weil sie durch Käufe den Preis nach oben ziehen?

Aktuell versuchen viele Investoren angesichts der zunehmenden Embargos, Produktionseinstellungen in Russland und Ukraine und politischen Aktivitäten wie das amerikanische Ölimportverbot aus Russland beispielsweise sich Ressourcen für ihre eigenen Aktivitäten/Produktionen/Handel zu sichern. Egal ob Rohstoffe oder aufbereitete Produkte und Fertigprodukte. Das Angebot wird derzeit drastisch reduziert, und das erhöht die Preise.

Mit Spekulation hat die aktuelle Situation imho vergleichsweise wenig zu tun.

Ich bin so alt, dass ich mit den Worten „Investor“ und „Anleger“ noch ganz andere Dinge verstehe als den heutigen Hochfrequenzhandel, Leerverkäufen oder Optionshandel.

Wenn man sein Geld nimmt, davon etwas kauft, in der Hoffnung, dass es demnächst mehr wert sein wird, ist das Spekulation. Wenn man dann auch noch mit oben genannten Mitteln arbeitet, die mit dem eigentlichen Warenhandel rein gar nichts mehr zu tun haben, kann man das auch meiner Sicht überhaupt nicht mehr schön reden. Das ist reine Spekulation und Manipulation, ohne dass man an der Ware an sich interessiert ist.

Und genau um die Einschränkung dieses aus meiner Sicht völlig sinnlosen Nebenschauplatzes des eigentlichen Warenhandels, der den Preis der Ware unabhängig vom Wert der Ware bestimmt, geht es mir. Ich sehe da gesamtgesellschaftlich keinerlei Sinn drin. Diese Instrumente sind ausschließlich erfunden worden, um einzelne Personen oder Unternehmen ohne Erbringung einer Leistung reich zu machen.

Und weil diese sachliche Beschreibung der Vorgänge die Absurdität aufzeigt, nannte man den den Gott „Die Märkte“ und opferte ihm die Demokratie und die Rationalität…

Oder unternehmerisches Risiko.
Wenn dein Heizöllieferant heute wieder einen längerfristigen Liefervertrag mit den Herstellern vereinbaren muss, dann kann er ein wenig handeln und (vielleicht) einen festen Preis für 6 Monate mit einem bestimmten Lieferumfang vereinbaren. Er kann aber auch nur das halbe Kontingent fixieren und den Rest auf dem Spotmarkt zukaufen.
„Spekulation“ ist lediglich, ob er zu einem höherem Preis (dein Mehrwert!!!) an die Kunden im Wettbewerb mit seiner Konkurenz verkaufen kann oder auf der Ware sitzen bleibt.

Ja, die Finanz- und Kapitalwelt ist eine zweite Veranstaltung. Aber auch dort gilt: Wenn keine Nachfrage vorhanden ist oder andere den Markt besser bedienen (Börsenwerterwartungen, Produkte, Gewinne, Umsätze,…), dann profitieren andere vom Geld der Investoren. Der Wert wird stets von der Nachfrage abhängen.
Der Unterschied ist meines Erachtens deshalb nicht groß. Und die aktuelle Situation ist eine des reduzierten Angebots zur deutlich erhöhten (Toilettenpapier-) Nachfrage.

@Pierre, ich kann nachvollziehen was Du meinst aber Deine Definition von Spekulation trifft auch auf den Bauern zu, der Weizen anbaut in der Hoffnung in möglichst teuer verkaufen zu können oder eine Ölfirma, die nach einer neuen Ölquelle bohrt. Und wie willst Du den Zwischenhandel ausschließen?

Ich stelle mir gerade wieder die Frage, ob es irgendetwas gibt, in dem Du wirklich Experte bist und ein Wissensgebiet gibt, in dem Du nicht jedem zweiten Wort eine eigene Bedeutung gibst…

Warum habe ich mich bloß darauf eingelassen, Dir zu antworten? Mit Dir zu diskutieren ist wie Karussell zu fahren - wobei Du in der anderen Richtung fährst und das Karussell nicht zum Aussteigen anhält…

1 Like

Und für alle die, die unter „Spekulation“ Weihnachtskekse verstehen: hier mal eine Definition

Sorry, das hatte ich überlesen, damit hat sich mein voriger Beitrag erledigt - in Deinem Sinn.

1 Like

Und genau deswegen habe ich dir DAS andere Spekulationsbeispiel aus deiner „realen“ Warenhandelswelt geschrieben.
Deine Annahme, dass Börse, Aktien und Co. die Preistreiber seien, wird dir vermutlich niemand bestätigen können.

Weiß ich nicht, aber es nicht das erste Mal, dass du mit Antworten, die dein ökonomisches Weltbild stören, ein Problem zu haben scheinst.

Nö.

Es würde was ganz anderes bedeuten.

Versuch einfach mal, die beiden Aufsätze zu verstehen, die @Pierre verlinkt hat.

Warum beteiligst Du Dich in einem Fachbrett an einer Diskussion, wenn Du nicht mal die Frage kapiert hast?

Wie wäre es, wenn Du mal Lesen lerntest?

Mit ein bisselchen Engagement und gutem Willen wirst auch Du das schaffen.

Würd ich so nicht sagen: Karussellfahren macht immerhin Laune…

Nein. weil der Bauer der Start der Wertschöpfungskette ist. Er baut das Korn an und verkauft es zum Beispiel an die Genossenschaft, die es zu Mehl vermahlt und die wiederum verkauft das Mehl an eine Großhändler, der es dann wiederum an Bäcker verkauft. (Stark vereinfacht dargestellt) Alle diese Zwischenstationen haben etwas mit der Wertschöpfung zu tun.

Wenn ich aber heute einen Optionsschein auf Weizen für 100 € kaufe, der einen Termin zum 01.10. hat und dann am Fälligkeitstag die Ware nur ideell an den Optionsscheinverkäufer gebe, hat das rein garnichts mit der Wertschöpfung zu tun. Das ist reine Spekulation.

Und wenn ich dann durch Interviews in den Medien, Facebook und allerhand Multiplikatoren auch noch ein Ansteigen des Weizenpreises zum Herbst prognostiziere und das aufgrund selbsterfüllender Prophezeiungen auch noch eintritt habe ich Geld verdient, ohne dafür irgendwas getan zu haben. Ich habe kein Weizen angebaut, keinen verkauft, keinen gemahlen, nichts transportiert, nichts gekauft und verbraucht…

Ich habe ein leistungsloses Einkommen generiert.

Du hast nicht meinen Nachtrag gelesen?

Doch, als ich mit meinem langen Text fertig war. :wink:

Da ging es mir also wie Dir - hat sich erledigt. In Deinem Sinn.

1 Like