Hallo Mathias,
bitte sieh Dir Deine Antworten an. Du fragst, ob der Gemeindevertreter optimal verhandelt hat, ob er überhaupt vorher genug Kenntnis von der Materie hatte, Du erwähnst ein mögliches Defizit im Schulsystem, sprichst vom Knacken des Parteienproporzes…
Es ist im Grunde recht einfach, jeder einzelne Bürger kann dazu beitragen, daß nicht nur Parteifreunde alles untereinander auskungeln. Man kann unmittelbar Einfluß auf die Schulen am Ort nehmen und man kann etwas gegen die bohrende Ungewißheit tun, ob in Entscheidungen die nötige Sachkunde eingeflossen ist: Kandidiere für die nächste Wahl zur Gemeindevertretung! Dafür mußt Du kein Parteimitglied sein, kandidiere als Einzelbewerber! Die Chancen, gewählt zu werden und einen Sitz in der Gemeindevertretung zu erhalten, stehen bestens. Klar, Du mußt in den Wahlkampf ziehen, aber das ist in einer Gemeinde oder in einem Stadtteil ein übersichtliches Unterfangen ohne viel Brimborium. Drucke einen Stapel Zettel, gut formuliert und leicht lesbar (bloß nicht zu viel Text) und tobe 4 Wochen vor der Wahl von Haustür zu Haustür. Mache Dich bekannt und rede mit den Leuten. Den Aufwand treibst Du nur das erste Mal. Später hältst Du Kontakt zu Deinen Wählern und bist telefonisch (fast) jederzeit für die Menschen erreichbar. Das hört sich schlimmer an, als es ist. Wenn Du Deinen Sitz hast, kannst Du Dich sogleich darum kümmern, weshalb der von Dir beanstandete Gehweg nicht gepflastert ist. Dann weißt Du, was im Haushalt geht oder weshalb ein Vorhaben nicht funktioniert. Du wirst mitbekommen, in welchen Unternehmen mit kommunaler Beteiligung Aufsichtsratsposten an ungeeignete Leute vergeben wurden, weil einfach kein anderer da war. Du wirst aber auch mitbekommen, wieviel Mühe sich einzelne Leute geben, um sich in komplexe Probleme einzuarbeiten. Man wird dabei ein bißchen vorsichtiger mit mancher (Vor-)Verurteilung. Es sind verdammt viele dicke Bretter, die gebohrt werden müssen. Ach ja, auch die Schulen sind in kommunaler Verantwortung. Ob es dort hineinregnet, liegt unmittelbar an der Prioritätensetzung der Gemeindevertreter. Wie so vieles andere auch von den Gemeindestraßen bis zum Jugendtreff, von Ausbildung und Ausstattung der freiwilligen Feuerwehr bis zum öffentlichen Personennahverkehr. Als direkt gewählter Volksvertreter hast Du Zugriff und Kontaktmöglichkeiten letztlich bis in alle Ebenen der Landesverwaltung. Diese Legitimation macht den Unterschied, ob Du etwas sagst oder ob ein einzelner Bürger vor sich hin schimpft.
Vor Parteiklüngel brauchst Du auf Gemeindeebene keine Angst zu haben. Die Personaldecke aller Parteien ist hauchdünn mit nur wenigen Köpfen, der Rest sind Mitläufer. Also mach Dich schlau, wann die nächste Kommunalwahl stattfindet. Ungefähr 2 bis 3 Monate vorher gibts ein Zeitfenster zur Anmeldung Deiner Kandidatur. Dann hast Du die Chance, für Deine Gegend etwas zu bewegen, viel unmittelbarer, als auf jeder anderen politischen Ebene.
Gruß
Wolfgang