Hallo Peet,
gibt’s Passionskompositionen aus der Zeit nach 1756,
die nach 1816 ( = 2 Generationen später) noch regelmäßig (d.h.
mindestens 1x jährlich) im
deutschen Sprachraum (dazu zähle ich auch die
Sprachlandschaften jenseits der Wolga) aufgeführt wurden?
Nein.
auch wenn’s mir hier nicht darauf ankommt: „Nein“ ist eine mutige Aussage. Nicht, daß sich auf einem Dachboden einer wolgadeutschen Kirche sich noch eine von einem übersehenen Komponisten eine Passio secundum Sowiesum von 1880 julianischer Zeitrechnung findet…
Und die Antwort ist ganz einfach, allerdings, zählen
müßte man ab 1829 - nämlich nachdem Bach durchgesetzt war, war
es nicht mehr möglich mit ihm zu konkurrieren.
Wenn das zuträfe, hätten die Leute sich nach Beethoven keine Symphonien mehr zugetraut.
Aber immerhin sind uns noch einige Neuner-Packungen beschert worden (neben kleineren und - todesmutig genug - größeren Packungen).
Aber es gibt - ich denke, wir sind uns da vielleicht mal einig - *überhaupt* keine bedeutende Passionskompositionen - für gerne mal 150 Jahre.
Andererseits musst du auch die reale Praxis im Kultus
ich vermute mal, Du meinst hier den lutherischen Kultus
berücksichtigen, die sich nach 1730 langsam aber sicher
änderte.
Wie? mit der Folge weniger Kirchenmusik?
Katholische Kirche pflegte dies anders.
Ich denke immer auch an die Großen Messen des 19.Jhds.
Demzufolge war die röm-kath Kirche eine wichtige Auftraggeberin
für Meß-Kompositionen - was durchaus plausibel klingt.
Passionsmusiken sind offenbar nie bestellt worden. 
Das hieße, eine Passionskomposition ist eine rein lutherische Angelegenheit? Dann hat meine Problemstellung einen
liturgischen Hintergrund. Interessant.
Die röm-kath Kirche wird sicher künftig keine Requiems mehr
in Auftrag geben;
denn seit Vaticanum II gilt der Text - vor allem der des
Dies irae - als „verboten“. Der Mensch würde darin zu sehr vernichtet
werden, selbst nach sonst nicht
fegefeuerscheuen römischem Verständnis *g*
Wenn irgendwo für eine Beerdigung z.B. das Mozart-Requiem gespielt wird, dann nicht im liturgischen Rahmen.
Stefan