Warum kennt keiner moderne Maler?

Warum sind eigentlich moderne Maler relativ unbekannt?
Jeder kennt van Gogh, da Vinci usw., aber kaum einer kann einen Maler des 21. Jhdts. nennen.
Gibt es keine „Genies“ mehr?
In der heutigen Medienlandschaft kann ich es mir nicht vorstellen dass es grosse Kuenstler gibt die nicht bekannt gemacht werden.
Eigentlich muessten die besten Maler unserer Zeit doch Megastars sein, aehnlich wie Sportler oder Musiker.

Hallo Zapator,

das hat wesentlich mit dem Prozess der Wissensvermittlung zu tun.
Die Klassiker lernt man noch in der Schule kennen, im organisierten, inhaltlich vorgegebenen Unterrichtsbetrieb.
Verlässt man dieses System, ist man auf die eigenen Interessen und die Freiwilligkeit der Wissensaufnahme zurückgeworfen. Unterstützend eingreifen können dabei die Erwachsenenbildungseinrichtungen.
Insofern wird das Wissen über Künstler der Gegenwart eigenverantwortlich in einem persönlichen Wissenshorizont „konstruiert“.
Die Medien wirken dabei mit, erreichen aber nicht die Breitenwikung wie der allgemeinbildende Schulunterricht.
Sport interessiert mehr Menschen als Kultur, ablesbar an Sendezeiten und Einschaltquoten.

Freundliche Grüße
rotmarder

Warum sind eigentlich moderne Maler relativ unbekannt?
Jeder kennt …

Hallo rotmarder,

Gibt es denn zur Zeit Maler bei denen sich eine grosse Zahl an Experten einig sind dass sie herausragend sind?
Wenn so ein Kuenstler durch die Qualitaet seiner Bilder besticht, wuerde dass nicht dazu fuehren dass er bekannt und beruehmt werden wuerde?
Wenn der „Duerer“ unserer Zeit eine Ausstellung macht und alle Besucher begeistert sind, wuerden dann nicht die Automatismen bezueglich Preise seiner Bilder und Medieninteresse greifen?
Daher ist meine Schlussfolgerung dass es keine solchen einmaligen Talente gibt zur Zeit, ich lasse mich da aber gerne eines besseren belehren.

Gruss,
Zapator

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Berühmteste Künstler der Gegenwart
Hallo Zapator,

ja, die gibt es:

http://www.ad-hoc-news.de/Der-berhmteste-lebende-Kns…

Freundliche Grüße
rotmarder

Hallo rotmarder,

Gibt es denn zur Zeit Maler bei denen sich eine grosse Zahl an
Experten einig sind …

Hi rotmarder,

ja, die gibt es:
http://www.ad-hoc-news.de/Der-berhmteste-lebende-Kns…

Nunja … vergessen wird dabei, dass der (Kuns-)Markt bestimmt, wer „berühmt“ weil „in“ und damit „teuer“ ist. Richter ist da (für mich) ein gutes Beispiel - ich z.B. mag ihn nicht, weil ich seine Stilwechsel oft nicht nachvollziehen kann und bestimmte „Phasen“ sogar grauenhaft finde. Viele kaufen halt aus Spekulationsgründen und gar nicht unbedingt, weil sie den Künstler und seine Arbeit schätzen. Deshalb finde ich das Wort „berühmt“ in dem Zusammenhang völlig unpassend. Neo Rauch ist für mich da auch ein Beispiel. Warum der so hoch gepushed wird, ist mir einfach schleierhaft.

Gruß,

Anja

Moin,

es gab zu jeder Zeit Unmengen von Künstler, die Kunst erschaffen haben. Die wenigsten wurden berühmt und von denen, die berühmt wurden, sind die wenigsten auch heute noch bekannt. Die, die wir heute noch kennen (im Sinne des namentlichen Kennens), sind zeitübergreifend herausragend in ihrer Qualität und meist stilbildend für eine Epoche.

Dieser Prozess muss für heutige Künstler erst noch ablaufen. Die Berühmtheit der heutigen Künstler bemisst sich vor allem an einem aktuellen Marktwert. Dieser wird rel. selten durch expliziten Sachverstand als durch Mode und vorhandenes Geld ermittelt (wie schon immer). Wer von den heute berühmten, weil teuren Künstlern noch in 100 oder 200 Jahren bekannt sein wird, steht in den Sternen. Meines Erachtens werden auch hier nur eine Handvoll Künstler namentlich übrig bleiben, wahrscheinlich wäre der eine oder andere sehr überrascht, wer bleibt. Es mag sein, dass hier keiner der heute hoch bezahlten Künstler übrigbleibt.
Dem entsprechend: Warum sollte sich die Gesellschaft jetzt schon einen Namen merken, wenn es doch sein kann, dass es sich im Nachhinein als modischer „Irrtum“ herausstellt?:wink:

Aber wir sollten vertrauen: Qualität setzt sich durch, auch wenn wir ggf. heute noch nicht entscheiden können, was „Qualität“ bedeutet. Das konnte die frühere Gesellschaft auch nicht (s. z.B. wie lange es gedauert hat, bis die Impressionisten zu ihrem Rang kamen)

Grüße
Jürgen

Hallo, Anja,
ich stimme Dir zu, was Richter angeht, wenn ich auch Kardinal Meisners Urteil über das Kölner Domfenster sicher nicht teile.

Aber es ist wohl so, erst die Zeit (und eine lange Zeit) kann ein Urteil fällen, ob einer ein großes Licht ist oder nur ein kurzes Aufblitzen.

Lieben Gruß

Eckard

Hallo Anja,

naturgemäß sind Presseartikel immer vereinfachend. Du stößt ein tiefer liegendes Problem an:
Differenzierter betrachtet ergeben sich unterschiedliche Wertmaßstäbe, hier herrscht das Grundgesetzprinzip der Meinungsfreiheit.
Wenn ich - häufig berufsbedingt - auf die Frage der Bewertungskriterien angesprochen werde, unterscheide ich dabei subjektive (individuelle, persönliche, private, psychologische …) Wertschätzung und objektive (öffentlich nachvollziehbare, bezifferbare, gesellschafts- oder wirtschaftssystembezogene …) Wertschätzung der Objekte oder Personen.

Übrigens: Auch die Kunstwissenschaft beobachtet, wie Kunstrichtungen von der Bevölkerung angenommen werden und nennt das „Rezeptionsgeschichte“.

Freundliche Grüße
rotmarder

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