Warum Kinder kein Honig?

Hallo Ihr Lieben!

Ich weiß noch nicht mal, ob ich mit meiner Frage hier richtig bin, aber ich versuch`s einfach mal.

Mir geht schon seit langem die Frage im Kopf herum, warum kleine Kinder keine Roh-Lebensmittel, explizit Honig, essen dürfen. Ich meine, früher gab es doch auch nichts anderes zum Süßen, und da sind die Kinder auch groß geworden. Vielleicht kann mich da ja mal jemand aufklären, damit ich wieder ruhig schlafen kann (-:

Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße!

Kathi

Hallo Kathi,
Honig kann in geringen Mengen Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Clostridium_botulinum) enthalten - z.B. durch Kontakt der Bienen mit verunreingten (Jauche o.ä.)Wasserstellen. Diese normalerweise inaktiven Sporen können sich unter günstigen Bedingungen , d.h. im anaeroben Milieu (Luftabschluss) entwickeln und durch das von ihnen erzeugte Botulinumtoxin Botulismus auslösen (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Botulismus).

Dieses Bakterium ist gegen Konkurrenten (andere Bakterien) kaum durchsetzungsfähig und hat daher im menschlichen Darm normalerweise keine Chance, sich zu entwickeln. Da bei Säuglingen unter einem Jahr die Darmflora noch sehr schwach entwickelt ist, ist da die Situation jedoch etwas anders.

Ausgelöst durch einen Fallbericht im Epidemiologischen Bulletin 37/98 des Robert-Koch-Instituts und die im Zusammenhang damit ausgesprochene Warnung (vgl. http://www.rki.de/cln_048/nn_466806/DE/Content/Infek…) wird daher allgemein empfohlen, Säuglingen unter einem Jahr keinen Honig (z.B. als Süßungsmittel von Tee) zu geben.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo zusammen,

Ausgelöst durch einen Fallbericht im Epidemiologischen
Bulletin 37/98 des Robert-Koch-Instituts und die im
Zusammenhang damit ausgesprochene Warnung (vgl.
http://www.rki.de/cln_048/nn_466806/DE/Content/Infek…)
wird daher allgemein empfohlen, Säuglingen unter einem Jahr
keinen Honig (z.B. als Süßungsmittel von Tee) zu geben.

Ich zitiere mal aus dem genannten Beitrag:
Clostridien werden von Säuglingen durch kontaminierte
Nahrung, u. U. auch durch Staub aufgenommen.

Seit 1996 wurden dem Robert Koch-Institut außer der hier vorgestellten Erkrankung zwei weitere Fälle von Säuglingsbotulismus aus Bayern (1996) und aus Niedersachsen (1997) gemeldet.

Bei den Fallzahlen müsste man eigentlich schon von Panikmache sprechen. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, es ist ja kein großes Problem, wenn Kinder in dem Alter keinen Honig bekommen, aber dann darf ich Sohnemann auch keine Zahnbürste mehr geben, weil dieses Jahr hier im Kreis ein Kind damit verunglückt und daran gestorben ist.

Gruß vom Wiz

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Hallo,

Bei den Fallzahlen müsste man eigentlich schon von Panikmache
sprechen.

nicht müsste - wenn man z.B. liest, was die Bildzeitung für Möchtegern-Intellektuelle daraus machte, dann kann man gar nicht anders, als von Panikmache sprechen:

_Kein Honig für Babys

Die Bundesregierung empfiehlt Eltern, ihren Babys keinen Honig zu geben._
[So weit, so richtig …] Bienennektar [Bienennektar? Wie kommen die jetzt auf Bienennektar?] könne Spuren so genannter Botulismus-Erreger enthalten, heißt es in einem Bericht des Gesundheitsministerium. [Das jedenfalls ist schlicht falsch] Die Lebensmittelvergiftung Botulismus gilt als eine mögliche Ursache des plötzlichen Kindstodes, den in Deutschland jedes Jahr etwa 500 Kleinkinder sterben. In Körpern verstorbener Babys entdeckten Forscher den Erreger. [Nicht falsch, so lange man nun nicht den naheliegenden / nahegelegten Schluss zieht, nun sei mit dem Honig der Grund für den ‚plötzlichen Kindstod‘ ermittelt …] Für Erwachsene bestehe keine Gefahr. [… und auch nicht für Jugendliche, Kinder und Kleinkinder älter als ein Jahr. Hat man wohl vergessen, hinzuzufügen …]
(Focus, 30.07.2001)

Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen, ist das Thema hier im Brett ‚Ess- und Trinkkultur‘ auch gar nicht mal so fehl am Platz …

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo nochmal,

_Die Lebensmittelvergiftung

Botulismus gilt als eine mögliche Ursache des plötzlichen
Kindstodes, den in Deutschland jedes Jahr etwa 500 Kleinkinder
sterben. In Körpern verstorbener Babys entdeckten Forscher den
Erreger._

[Nicht falsch, so lange man nun nicht den
naheliegenden / nahegelegten Schluss zieht, nun sei mit dem
Honig der Grund für den ‚plötzlichen Kindstod‘ ermittelt …]

Und vor allem nicht die grandiose Schlussfolgerung zieht, dass bei allen so verstorbenen Kindern die Erreger gefunden worden wären. Zur Zahl der Fälle, bei denen der Erreger nachgewiesen wurde, habe ich leider keine Zahlen gefunden, aber ich tippe mal, dass dies angesichts der minimalen Fallzahlen von Botulismus auch nur einen kleinen Bruchteil der ohnehin schon kleinen Zahl an SID-Fällen betrifft.

Ich sehe, wir sind uns einig!

Gruß vom Wiz

Moin,

Mir geht schon seit langem die Frage im Kopf herum, warum
kleine Kinder keine Roh-Lebensmittel, explizit Honig, essen
dürfen.

Wenn ich mich recht entsinne, dann geht es zum einen um mögliche Gefährdung durch Bildung von Allergien. Zum anderen hielt sich jahrelang hartnäckig das Gerückt, Honig sei irgendwie „gesünder“ als raffinierter Zucker, und als man raffinierten Zucker längst aus Kindertees etc. verbannt hatte, gaben einige Mütter immer noch den angeblich ja so gesunden „Naturstoff“ Honig hinein.

Ich meine, früher gab es doch auch nichts anderes zum
Süßen, und da sind die Kinder auch groß geworden.

Und hatten schlechte Zähne.

Gruß
Marion

Hallo Wiz,

hier ist eine Seite, die sich auch auf dieses Bulletin stützt. Dort werden zumindest Zahlenbereiche angegeben.
http://www.sids.de/cms/front_content.php?path=Stellu…

Schau mal auf die Honiggläser, es steht inzwischen auch ein Hinweis darauf, dass Honig als naturbelassene Rohkost (oder ähnlich formuliert) nicht für Kinder unter einem Jahr geeignet ist…

Oder hier:
http://www.langnese-honig.de/wellness/heilen/nichtfu…
Zitat:„Auf Honig wird in diesem Zusammenhang meist besonders hingewiesen, denn Honig war in der Vergangenheit oft das erste Lebensmittel, das Säuglinge außer Muttermilch bekommen haben: der Schnuller wurde in Honig getaucht…“

Selten? Ja! aber reell…doch leicht vermeidbar.

Gruß
Maja

Hallo Ihr Lieben!

Vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten! Ist ja witzig, wie eine einfache Frage eine ganze „Themen-Lawine“ ins Rollen bringt… Allerdings war nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage dabei, trotzdem sehr interessant!

Liebe Grüße!

Kathi

Allerdings war nicht wirklich eine Antwort auf meine
Frage dabei, trotzdem sehr interessant!

Hallo Kathi,
inwiefern war mein Posting vom 29.10.2007 10:47 Uhr „nicht wirklich eine Antwort“ auf Deine Frage

warum kleine Kinder keine Roh-Lebensmittel, explizit Honig,
essen dürfen

?

Wenn es Dir um diese Aussage von Dir geht:

Ich meine, früher gab es doch auch nichts anderes zum Süßen, und da
sind die Kinder auch groß geworden.

  • nun, bevor es wirksame Medikamente gegen Masern, Röteln, Pocken, Polio usw. gab, „sind die Kinder auch groß geworden“. Diejenigen, die nicht im Kindesalter starben … Kinder- und insbesondere Säuglingssterblichkeit war in den guten alten Zeiten bekanntlich deutlich höher als heute.

Was speziell das Problem mit honiggesüßtem Tee angeht - dies kann wie beschrieben nur bei noch unentwickelter Darmflora auftreten, also in einem Alter unter einem Jahr. Früher wurden Kinder in diesem Alter (z.T. bis ins vierte Lebensjahr hinein) idR vernünftigerweise noch gestillt, bevor dies (u.a. dank unserer rührigen Babynahrungsindustrie) aus der Mode kam.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Ralf!

Vielen Dank für Deine Antwort! Das kommt meiner Frage auch schon näher! Ich meinte mit meiner Anmerkung auch eher den „Schneeball“ der anderen Antworten, die sich ja tatsächlich etwas von meiner Frage entfernten (-:

Auf jeden Fall kann ich nun besser schlafen (-:

Liebe Grüße!
Kathi