Warum können die Menschen nicht absagen?

Hallo,

ich kenne kaum jemanden, der nicht ab und zu oder auch häufiger ankündigt, etwas zu tun, es dann aber doch nicht tut. Ich glaube auch, dass diese Menschen, dies auch schon zum Zeitpunkt der Ankündigung wissen.
Beispiele sind Aussagen wie „Ich schick dir ne mail“ oder „ich ruf dich an“. Mail und Anruf treffen dann aber nicht ein. Auch Freunde verhalten sich so (keine echten Freunde, sondern die Leute, die ich in Ermangelung echter Freunde (nach meinem Verständnis) so nennen muss).
Oder ich lerne jemanden kennen, wir unterhalten uns nett und ich schlage vor, dass wir uns nochmal treffen sollten. „Ja, klar, super Idee!“ Wir machen einen Termin aus, den der andere kurz vorher aus irgendwelchen Gründen absagt. Das Gleiche beim Folgetermin. O.k. diese Person hat keine Lust mich zu treffen. Aber warum sagt sie es nicht? Um mich nicht zu verletzen? Mich verletzt es vielmehr, wenn man mir Hoffnungen macht und diese dann enttäuscht. Ich wäre überhaupt nicht vor den Kopf gestoßen, wenn derjenige sagte: „Du, das war ein nettes Gespräch, aber ein weiteres Treffen würde mir keinen Spaß machen.“
Ich weiß aber auch, dass die meisten Menschen solche Worte nicht ohne Schmerz/Ärger/Wut/Irritation ertragen könnten. Warum nicht?
Wenn sich jemand mit mir verabredet und dann kurz vorher absagt, nervt mich das, weil meine oftmals tagelange Erwartung ins Leere läuft, weil ich vielleicht Vorbereitungen getroffen habe und weil ich keine anderen Verabredungen eingehen konnte.
Ich glaube, ich bin da ganz anders als die meisten. Wenn ich eine Zusage mache, dann halte ich mich auch daran. Wenn ich daran Zweifel habe, dann mache ich eben keine Zusage. Wenn mir jemand ehrlich absagt, habe ich kein Problem damit. Ich mag es nicht, dass die anderen Menschen durch Absagen gekränkt werden und ich mag es auch nicht, dass sie unehrlich sind.
So, nun meine Fragen:
Wie seht ihr das?
Findet ihr auch, dass dieses Nicht-Absagen-Können und dieses Nicht-Tun-was-man-ankündigt weit verbreitet ist?
Ist das kulturbedingt? Gibt es Länder, in denen die Menschen offener und ehrlicher sind oder noch mehr herumdrucksen?

Ich bin übrigens nicht allein betroffen. Ich beobachte auch, wie andere darunter leiden, dass die Menschen nicht tun, was sie ankündigen.

Viele Grüße, Tychi

Hallo Tychi,

zwei Aspekte fallen mir zu Deinem Posting ein. Der eine Aspekt ist eher allgemein. Den können wir schnell abhaken:

Generell tun Menschen nicht immer das, was sie sagen. Was Menschen äußern, sind bestenfalls Absichten. Handlungen sind aber nicht nur von Absichten abhängig, sondern noch von vielen anderen Dingen. Beispielsweise: „Es ist halt 'was dazwischen gekommen.“

Der zweite Aspekt ist speziell und gerade in Deinem Fall besonders wichtig:

In sozialen Beziehungen ist das Äußern von solchen Absichten wie „Ich schick Dir mal ne Mail“ oder „Ich ruf Dich an“ oder „laß uns doch mal treffen“ häufig situationsbedingt zu verstehen. Die Leute sind halt in einer bestimmten Stimmung, es geht ihnen gut und da haben sie situationsbedingt das Gefühl, daß sie dies oder das tun könnten. Und das sagen sie dann manchmal.

Später kommen ihnen (v.a. Frauen :wink:) Einfälle, warum es nicht geht, nicht gut wäre, was die Freundinnen und Freunde (sehr wichtig) oder „Mama“ (doch, doch) sagen würden oder daß es wichtigeres gibt. Kurz: „Es ist halt 'was dazwischen gekommen.“

Insbesondere passiert es dann, wenn:

„Der Typ sieht es einfach unentspannt, der soll das mal nicht so ernst nehmen und locker bleiben“.

So etwas werden Dir Leute nicht so häufig sagen, weil es schon ins Eingemachte geht.

Wie komme ich darauf? Du schreibst nämlich wie einer, der überhaupt nicht locker drauf, sondern total verkrampft ist:

meine oftmals tagelange Erwartung

!!

ich vielleicht Vorbereitungen getroffen habe

!!!

ich keine anderen Verabredungen eingehen konnte

!!!

in Ermangelung echter Freunde

!!!

Mensch, Tychi: Es ist nur ein Treffen. Vielleicht kommt es zustande, vielleicht wird es gut, vielleicht aber auch nicht. Die Leute merken aber, daß es für Dich nicht nur ein Treffen ist, sondern der Lauf der Welt davon abzuhängen scheint. Daß ein Treffen unter solchen Vorzeichen leicht zur Katastrophe zu werden droht, ist den anderen Leuten klar.

Deshalb meine Empfehlung an Dich: Versuch Dich zurückzunehmen, es locker zu sehen, knüpfe nicht so viele Erwartungen an solche ersten Kontakte. Das scheinbar Paradoxe ist: Dann wird’s schon.

Beste Grüße

Hallo aiwendil,

danke für deine klaren Worte.
Ich bin an und für sich ein sehr lockerer Typ und ganz und gar nicht verkrampft. Aber bei Zusagen und Versprechen liegen die Dinge anders. Da gilt für mich „ein Mann ein Wort“. Auch wenn der Mann eine Frau ist. Letztere sind es übrigens nicht, die mich versetzen. Jedenfalls nicht so oft.

Der zweite Aspekt ist speziell und gerade in Deinem Fall
besonders wichtig:

In sozialen Beziehungen ist das Äußern von solchen Absichten
wie „Ich schick Dir mal ne Mail“ oder „Ich ruf Dich an“ oder
„laß uns doch mal treffen“ häufig situationsbedingt zu
verstehen. Die Leute sind halt in einer bestimmten Stimmung,
es geht ihnen gut und da haben sie situationsbedingt das
Gefühl, daß sie dies oder das tun könnten. Und das sagen sie
dann manchmal.

Das ist offensichtlich wahr, denn es beschreibt ja auch meine Beobachtungen. Aber bei mir ist es in diesem Punkt anders, denn wenn ich formuliere „Ich rufe dich an“, dann ist das für mich verbindlich. Ganz egal, wie die Situation ist. Wenn ich mir nicht sicher bin, sage ich „Vielleicht rufe ich dich an.“

Wie komme ich darauf? Du schreibst nämlich wie einer, der
überhaupt nicht locker drauf, sondern total verkrampft ist:

meine oftmals tagelange Erwartung

Damit meine ich, dass der Gedanke an einen Termin präsent ist. Nicht wie ein Zwangsgedanke, aber eine gewisse mentale Vorbereitung findet statt. Einfach der Unterschied zwischen „einen Termin haben“ und „keinen Termin haben“.

ich vielleicht Vorbereitungen getroffen habe

Das ist auch normal. Vielleicht kaufe ich etwas ein. Oder ich erledige etwas noch einen Tag vorher, weil ich weiß, dass ich am Tag des Termins keine Zeit haben werde.

ich keine anderen Verabredungen eingehen konnte

nun, das ist ja auch so. Oder hast du mehrere Verabredungen zur selben Zeit?

in Ermangelung echter Freunde

Tja, gerade von Freunden erwarte ich mehr als Oberflächlichkeit und dass Zusagen nicht nur situativ sind. Ist das bei dir anders?

Mensch, Tychi: Es ist nur ein Treffen. Vielleicht kommt es
zustande, vielleicht wird es gut, vielleicht aber auch nicht.
Die Leute merken aber, daß es für Dich nicht nur ein Treffen
ist, sondern der Lauf der Welt davon abzuhängen scheint. Daß
ein Treffen unter solchen Vorzeichen leicht zur Katastrophe zu
werden droht, ist den anderen Leuten klar.

Da ich, wie gesagt, locker bin, sind Treffen mit mir keine Katastrophen.

Deshalb meine Empfehlung an Dich: Versuch Dich zurückzunehmen,
es locker zu sehen, knüpfe nicht so viele Erwartungen an
solche ersten Kontakte. Das scheinbar Paradoxe ist: Dann
wird’s schon.

Ich meinte gar nicht in hauptsächlich erste Kontakte, auch wenn solche gerade meine Beispiele waren. Ich meine auch „Freunde“, die ich schon seit über zehn Jahren kenne.

Gruß, Tychi

Hallo,

Ich bin an und für sich ein sehr lockerer Typ und ganz und gar
nicht verkrampft.

andere sehen es vielleicht anders. Und ich denke, daß es tatsächlich so ist, in Anbetracht dessen, was Du schreibst.

Die Begründungen, die Du für Deine Vorbereitungen nennst, sind alle in Ordnung. Ich kenne solche Begründungen. Aber andere Menschen sind halt nicht so, sind auch nicht so verbindlich in ihren Absichtserklärungen, sind auch nicht so genau mit dem, was sie sagen, differenzieren nicht so sehr zwischen „ich ruf Dich an“ und „vielleicht ruf ich Dich an“. Jedenfalls am Anfang nicht. Deshalb erleben sie Dein Verhalten in der von mir geschilderten Weise. Jedenfalls dann, wenn Du darauf bestehen würdest. Sonst sind sie halt eher „oberflächlich“. Bloß nützt es nichts, wenn man zwar Recht hat mit seinen Differenzierungen und nicht so oberflächlich ist, dafür aber keine „echten“ Freunde hat. Oder man findet sich damit ab.

Tja, gerade von Freunden erwarte ich mehr als
Oberflächlichkeit und dass Zusagen nicht nur situativ sind.
Ist das bei dir anders?

Nein. Bloß sind die Leute, um die es hier geht, zunächst noch keine Freunde. Es sind halt „Freunde“ oder Bekannte.

Da ich, wie gesagt, locker bin, sind Treffen mit mir keine
Katastrophen.

Es geht nicht darum, ob die Treffen für Dich Katastrophen sind, sondern wie es die anderen wahrnehmen oder erwarten, die Dir absagen.

Du solltest nicht so hohe Ansprüche an die Leute stellen. Dann erleben sie Dich als unentspannt, manche bekommen sogar Angst und laufen weg. Später kann aus „oberflächlicher“ Freundschaft tiefere wahre Freundschaft werden und die anfänglich nicht beachteten „Regeln“ werden Selbstverständlichkeiten. Nur braucht es Zeit. Aber es stimmt schon: Manchmal geschieht es mit einer Person nie. Wahre Freundschaft ist wertvoll und selten.

Beste Grüße

Hi, Tychi,

nur ein paar Gedanken, weil ich diese Situation auch kenne, allerdings von beiden Seiten aus:
Ich habe etliche Bekannte, bei denen das mit dem Termin finden und halten sehr gut klappt, aber auch 2 Freunde (ja, richtige Freunde), bei denen das immer wieder ein Problem ist und es zwischen uns auch schon öfters Thema war, sich aber doch nicht wirklich „verbessert“ hat. Das sind Leute, bei denen ich damit rechnen muss, lange Zeit zu brauchen, um ein Treffen zu vereinbaren, und am gleichen Nachmittag noch abgesagt zu bekommen. Da ich selber sowas nicht machen würde (ja, vielleicht bin auch ich in dem Fall einfach „unlocker“), komme ich mit dieser Art nicht klar, habe das denjenigen auch gesagt, woraufhin es für eine Zeit zwar besser, aber auch verkrampfter wurde. Verkrampfter, weil auch ich ja wusste, dass der andere eben eigentlich nicht so ist, wie er sich grade bemüht zu sein.
Letztlich muss man den anderen nehmen, wie er ist, und wenn er ein Mensch ist, der es schon immer mit Verabredungen nicht so genau nimmt, habe ich 2 Möglichkeiten: ich komme wirklich nicht damit klar und suche den Kontakt nicht mehr zu ihm, oder ich akzeptiere es, weil mir der Mensch trotzdem wichtig ist, und ich ihn nicht „umerziehen“ möchte.

Ich habe mich in beiden Fällen für Letzteres entschieden und versuche, durch diese Menschen Lockerheit zu lernen. Auch, weil ich mitbekommen habe, dass dieses schnelle Absagen nichts damit zu tun hat, dass ich dem anderen nicht wichtig bin. Jeder handhabt Sachen nunmal anders. Und wenn ich dir etwas raten würde, dann nur das, dass du den Begriff „Freundschaft“ (bzw. „Nicht-Freundschaft“) nicht durch so etwas wie „Oberflächlichkeit“ definierst. Ein Freund ist ein Freund, der mir menschlich etwas bedeutet, und nicht nur, weil er zufällig genauso zuverlässig ist wie ich. Menschen sind halt unterschiedlich, das gehört dazu.

Und, so zuverlässig, wie ich sonst immer bin, habe auch ich einen „wunden“ Punkt: Ich gehöre zu der Sorte, die sagt: „Ich ruf dich an“ und es dann doch nicht tut. Treffen ja, Mail ja, Anruf nein. Telefonieren gehört zu den Sachen, die ich mir immer vornehme und es doch nur vor mir herschiebe, ich kann nicht genau sagen, wieso. Und das verzeihen mir meine „unzuverlässigen“ Freunde am ehesten. Hat also auch sein Gutes :smile:

Noch was zum Kulturkreis: da ich mit sehr vielen Ausländern befreundet bin, kann ich sagen, dass Unzuverlässigkeit fast nichts mit dem Kulturkreis zu tun hat. Okay, die Asiaten sind traditionsbedingt etwas verbindlicher, und bei den Mexikanern muss man davon ausgehen, dass sie frühestens eine Stunde nach vereinbarter Zeit aufkreuzen - aber das ist alles kulturbedingt und hat mit dem eigenen Wichtignehmen eines Termins weniger zu tun.

Tschüß
Judith

3 Like

Hi Punch&Judy,

schöner Beitrag, danke.

Gruß, Tychi

Weil man ihnen zuviel duchgehen ließ
Hallo Tychi

Ich glaube, ich bin da ganz anders als die meisten. Wenn ich
eine Zusage mache, dann halte ich mich auch daran. Wenn ich
daran Zweifel habe, dann mache ich eben keine Zusage.

Ich sehe das genauso wie Du und verhalte mich auch so. Ich weiß nicht, mit welchen A…löchern Du Dich umgibst, Tychi, aber ich würde meine Zeit mit solchen Leuten nicht verschwenden wollen. Dazu bin ich zu alt, um solche Kompromisse bezüglich Freundschaften und Verbindlichkeiten zu machen.

So, nun meine Fragen:
Wie seht ihr das?

Wiegesagt, ganz genauso wie Du.

Findet ihr auch, dass dieses Nicht-Absagen-Können und dieses
Nicht-Tun-was-man-ankündigt weit verbreitet ist?

Sicherlich, aber Du kennst ja wohl den Satz:
„Esst mehr Scheiße - 100 Millionen Fliegen können nicht irren.“

Ist das kulturbedingt? Gibt es Länder, in denen die Menschen
offener und ehrlicher sind oder noch mehr herumdrucksen?

Es gibt Länder, wo die Leute noch viel unpräziser mit der Zeit umfgehen und einen stundenlang irgendwo warten lassen. Als junger Mann habe ich auch mal ne Stunde auf ne junge Frau gewartet. Später dann hab ich das nicht mehr gemacht. Da geh ich einfach nach ner Viertelstunde und das wars.

Ich bin übrigens nicht allein betroffen. Ich beobachte auch,
wie andere darunter leiden, dass die Menschen nicht tun, was
sie ankündigen.

So ist es. Aber diese Leute pflege ich subtil zu bestrafen, weil alles andere nicht mehr wirkt. Ich lasse sie in Augenblcken fallen, wo sie mich brauchen oder bin plötzlich selbst einmal (gezielt) unzuverlässig und lasse sie bei einer wichtigen Angelegenheit im Regen stehen. Probiers mal aus und schau, wie die sich dann wundern! Und Freude macht es auch, denn -wie Du weißt- : Rache ist süß.
Es grüßt Dich
Branden

Hi Branden,

aber ich würde meine Zeit mit solchen Leuten nicht
verschwenden wollen.

Genau das wird einem ja oft geraten. Mag sein, dass du gut damit fahren kannst. Bei mir hat das leider nur den Effekt, dass ich dann zwar versuche, nichts mehr mit den Leuten zu machen, aber mir damit nur ins eigene Fleisch schneide. Wohlgemerkt geht es hier ja nicht um neue Bekanntschaften, da wäre das zu nervig, stimmt. In meinem Fall handelte es sich um wirklich langjährige Freunde, die mir viel geben können, nur aber eben so notorisch unpünktlich und unzuverlässig sind.
Ich habe gemerkt, dass ich selbst zuerst drunter leide, wenn ich mir einfach sage „okay, dann habe ich eben nichts mehr mit denen zu tun, dann sind sie eben doof“ o.ä. Und dann umgebe ich mich nur noch mit zuverlässigen Leuten, die mir aber sonst nichts geben außer der Zuverlässigkeit. Und langweile mich.
Und dann merke ich zur Krönung noch, dass die unzuverlässigen Leute trotzdem viele funktionierende Bekanntschaften udn Freundschaften haben, aus denen ich mich selbst ausgeklinkt habe.

Ich habe festgestellt, dass ich irgendwie die Gegenwart von etwas unzuverlässigen Leuten brauche, um von ihnen etwas zu lernen, und um meine eigene Zuverlässigkeit auszugleichen.
Es geht nicht einfach so: Zuverlässigkeit ist gut, Unzuverlässigkeit ist doof.
Unzuverlässige Menschen sind nicht einfach doof.

Es gibt Länder, wo die Leute noch viel unpräziser mit der Zeit
umfgehen und einen stundenlang irgendwo warten lassen.

Ja, das hab ich auch erlebt, und mich anfangs geärgert. Aber als ich dann gemerkt habe, dass es z.b. eben in einigen Gebieten Südamerikas fast eine Unsitte ist, pünktlich zu sein (wie für uns, unpünktlich zu sein), hab ich angefangen, meinen Horizont auch mal ein bisschen zu öffnen, und nicht immer alles gleich so persönlich zu nehmen.
Was nicht heißt, dass ich warten lassen okay finde, ich selber tu’s ja auch meistens nicht. Aber die Frage ist, ob wir von den unzuverlässigen Leuten nicht auch was lernen können, anstatt sie zu verurteilen. Offenheit zum Beispiel…

Judy

1 Like

Hi,
ich möcht mal einen Aspekt beleuchten, der hier bisher noch gar nicht zur Sprache kam.

Ich glaube auch, dass diese Menschen, dies auch schon zum
Zeitpunkt der Ankündigung wissen.

Mit diesem Problem hatte ich lange Zeit zu kämpfen. Ich gehörte nämlich zu der Sorte, die immer meinten es allern recht machen zu müssen und nie nein sagen konnten. Ich hab immer gedacht sonst mag mich keiner mehr. Das hatte tatsächlich zur Folge, dass ich oft zum Zeitpunkt der Ankündigung wusste, das ich es nicht einhalten kann, weil ich schon jemand anderem zugesagt hatte.

Auf die Idee, dass ich denjenigen viel mehr in Schwierigkeiten bringe, wenn ich kurzfristig Absage (was ich zwangsläufig musste, wenn ich mehrere Termine auf einmal hatte), als wenn ich von vorneherein klartext geredet hätte, bin ich irgendwie nie gekommen.

Du solltest die Leute mal darauf anquatschen, ob sie Angst davor haben Nein zu dir zu sagen. Das hat bei mir Wunder gewirkt (also das mich jemand mal drauf angesprochen hat)…

Grüße
/silvl

Findet ihr auch, dass dieses Nicht-Absagen-Können und dieses
Nicht-Tun-was-man-ankündigt weit verbreitet ist?

Hallo Tychi,

das finde ich auch, und ab und an rege ich mich da auch sehr drüber auf. Ehrlich gesagt gibt es weniger Dinge, die mich mehr nerven als Leute, die irgendwas machen wollen und es dann garantiert nie auf die Reihe kriegen, und Leute, die eine Verabredung, die mehr als zwei Tage in der Zukunft liegt, garantiert nicht wahrnehmen.

Zwei Beispiele:
Neulich erst habe ich mir für zwei Leute, mit denen ich mich unregelmäßig zum Cocktails trinken treffe, unter einigen Schwierigkeiten einen Abend freigehalten, obwohl ich jede Menge anderer Dinge durchaus auch hätte tun können - im Endeffekt stand ich zehn Minuten alleine da und dann haben wir zu zweit noch eine halbe Stunde gewartet. Als wir Person Nummer drei anriefen, hatte sie das „völlig vergessen“, konnte auch nicht mehr kommen, weil sie gerade „eine DVD reingeschoben“ hatte und hat sich, als wir uns das nächste Mal gesehen haben, nichtmal entschuldigt.

Oder jemanden, mit dem ich zusammen in einem Vorstand bin: Wir mussten den Jahres-Rechenschaftsbericht schreiben, hatten einige Wochen im Voraus die einzelnen Abschnitte untereinander aufgeteilt. Als ich einen Tag vor dem geplanten Fertigstellungstermin angefragt hatte, stellte sich heraus, dass betreffende Person nicht einmal mehr wusste, welches seine Themenbereiche waren, und eigentlich auch nicht wusste, wie man so was schreibt. Anstatt das aber mal rechtzeitig zu sagen - lieber abwarten, wird schon gut gehen, und im Endeffekt habe ich den Bericht dann natürlich komplett geschrieben.

Sowas meinst du, oder? Ich weiß nicht, woran es liegt, und es sind auch nicht alle Leute so, zum Glück. Ich bin aber inzwischen dazu übergegangen, dass ich, wenn mir ein Termin oder eine zu erledigende Sache wirklich wichtig ist, in regelmäßigen Abständen daran erinnere. Bei Freunden schreibe ich dann schonmal ne SMS: „Freu mich schon auf übermorgen, wenn wir uns dannunddann daundda treffen“; bei offizielleren Sachen schicke ich auch Erinnerungs-Mails, in denen ich ganz platt sage: Ich möchte euch daran erinnern, dass wir nur noch eine Woche Zeit haben bis…"
Ganz selten sind Leute deswegen angepisst und antworten dann nach dem Motto „Ich bin doch nicht blöd, als wenn ich das vergessen würde.“ Bei denen probiere ich es das nächste Mal ohne permanente Erinnerungen (weil die mich auch nerven würden), und wenn es klappt, umso besser. Aber eigentlich ist es mir egal, wenn ich Leute damit vor dem Kopf stoße, weil ich mich umgekehrt noch viel mehr ärgere, wenn sie die Sachen vergessen.

Was mich eigentlich stört, ist nicht so sehr, wenn jemand zu spät kommt; manchmal kommt einem eben was dazwischen und ich finde es auch nicht tragisch, mal etwas länger auf jemanden warten zu müssen - wenn er denn kommt! Oder eben rechtzeitig einen alternativen Termin ausmacht.
Was mich aber wirklich sehr sauer macht ist, wenn man Leuten schon bei der Terminabsprache anmerkt, dass die Info vermutlich nie im Langzeitgedächtnis ankommen wird und meine Anliegen ihnen so völlig egal sind, dass sie nicht einmal daran denken, wieder abzusagen. Die erinnere ich dann auch gerne täglich, bis sie es kapieren…

Fein, dass ich da nicht die Einzige bin.
Hrüße
Sonja

Hallo Judy,

Was nicht heißt, dass ich warten lassen okay finde, ich selber
tu’s ja auch meistens nicht. Aber die Frage ist, ob wir von
den unzuverlässigen Leuten nicht auch was lernen können,
anstatt sie zu verurteilen. Offenheit zum Beispiel…

zum Beispiel. Oder zu lernen, Menschen zu akzeptieren, wie sie sind, wenn man etwas mit ihnen zu tun haben möchte. Die Lektion ist nicht leicht zu lernen: Es wird ja ständig kritisiert in Deutschland.

Beste Grüße

Hi Judy

Und dann umgebe
ich mich nur noch mit zuverlässigen Leuten, die mir aber sonst
nichts geben außer der Zuverlässigkeit.
Ich habe festgestellt, dass ich irgendwie die Gegenwart von
etwas unzuverlässigen Leuten brauche, um von ihnen etwas zu
lernen, und um meine eigene Zuverlässigkeit auszugleichen.
Es geht nicht einfach so: Zuverlässigkeit ist gut,
Unzuverlässigkeit ist doof.
Unzuverlässige Menschen sind nicht einfach doof.

Natürlich hast Du auch recht. Ich habe vorhin hier die Angelegenheit etwas einseitig und nicht ohne Ärger (den ich zuvor bei Patienten hatte) abgehandelt.
Ich kenne auch die andere Seite. Manchmal wundern sich die Leute sogar, dass so ein alter Hippie wie ich solche „preußischen Tugenden“ wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit hochhält. Die denken, sie sind im faschen Film. Was? Der Branden? Plädiert hier für preußische Tugenden? Was ist denn jetzt los? Raucht der keine joints mehr oder was? Hat dem jemand in den Morgenkaffee gespuckt?
Ja, is was dran. Muss wohl so sein.
Ich hab natürlich ach n sehr guten alten Frend, der ist die Unzuverlässigkeit in Person. Und ich bin jarelang mit ihm gesegelt. Ich wollte mit keinem Andern so viel Segeln. Man saß da auf dem Boot und brauchte nix zu erzählen. Wir verkehrten telepathisch miteinander. Hemingway lässt grüßen und so weiter.
Trotzdem macht es mir Freude, so ganz unzuverlässige Leute mal so richtig absacken zu lassen, wenn sie auf mich zählen.
Kannst Du das verstehen?
Gruß,
Branden

1 Like

Hallo aiwendil

Oder zu lernen, Menschen zu akzeptieren, wie sie
sind, wenn man etwas mit ihnen zu tun haben möchte.

Ja, das ist wohl richtig. Ist aber nicht notwendigerweise ein Widerspruch zu meinen Erfahrungen und meinem gegenwärtigen Handlungsschwerpunkt:
Ich akzeptiere die Leute. Vollständig.
Nur müssen die auch damit leben, dass ich auch handle, wie es mir passt. Und ich gehe, wann es mir passt.
So kennt mich inzwischen meine Umgebung. Ich komme und gehe, wann ich will. Manchmal gehe ich mitten in einem Vortrag, einem Essen, einem Theaterstück, eine Diskussion.
Zum Beispiel kommen Leute eine dreiviertel Stunde zu spät zum Essen. Ich habe nach 5 Minuten Warten bestellt und gegessen, als sie ankommen. Ich unterhalte mich noch ein Viertestündcen mit hnen und erabschiede mich dann. Auf ihr entsetztes Gucken sage ich ihnen: Ich hab jetzt lange genug hier gesessen, ich mag nicht mehr. Bis dann, tschüss.
So geht das.
Es grüßt Dich
Branden

2 Like

Hi Branden,

ich wollte dich ja nicht kritisieren oder so. Ich meinte ja auch, wenn
du so damit umgehen kannst, ist das doch auch gut, für dich und auch
für die anderen. Und klar - solche kleinen „Rachefeldzüge“ hab ich auch
schon öfters gestartet und werde es ganz sicher immer mal wieder tun.
Aber bei manchen Leuten, wie bei mir, klappt das mit der Einstellung,
die du hast, eben nicht so gut, die leiden trotz süßer Rache :smile:, und
nichts anderes wollte ich hier zeigen. Und dass es eben nicht für jeden
einfach ist, auf den Rat „dann pfeif doch auf die“ zu hören.

Gruß
Judy

Hallo Tychi,

ein paar Dinge dazu:
Ich kann Dich verstehen, allerdings gebe ich zu, dass ich auch die andere Seite ein wenig verstehe.
Zum ersten Teil des Satzes: Ich gebe in der Regel jedem 2, maximal 3 Chancen. D.h. ich versuche 2 oder 3 Mal eine Verabredung hinzubekommen, ich lass mich 2 oder 3 Mal kurzfristig versetzen.
Danach werden meine Aktivitäten schlicht eingestellt. Da bin ich mittlerweile sehr konsequent, denn offenbar passt dann meine Vorstellung von Bekanntschaft nicht mit der des anderen zusammen. Und ärgern will ich mich privat sicher nicht …

Aber: Ich erwische mich in der letzten Zeit immer häufiger, dass ich unverbindliche Zusagen treffe wie: Ja, wir müssen mailen, ja, lass uns telephonieren, ja, wir müssen uns unbedingt mal wieder treffen. Und wenn ich ehrlich bin: Wenn der andere nicht pushed, dann wirds nichts.
Warum? Weil ich dermaßen eingespannt bin, dass ich abends kaum mehr was auf die Beine gestellt bekomme. Und in meinem Bekanntenkreis gibt es viele, denen es ebenfalls so geht. Und so geht eine Woche nach der anderen ins Land. Deprimierend, aber wahr …

Grüße
Jürgen

Hallo Branden,

Ja, das ist wohl richtig. Ist aber nicht notwendigerweise ein
Widerspruch zu meinen Erfahrungen

tut mir leid, daß Du solche Erfahrungen machst, Branden. Ob Rache die langfristig günstigste Art der Reaktion ist, bezweifle ich. Das kann man anders regeln.

Grüße

1 Like

tut mir leid, daß Du solche Erfahrungen machst, Branden.

Naja, ich beklage mich ja nicht. Was solle Dir daran leid tun? Ich hatte und habe immer ein paar gute Freunde, da sehe ich kein Problem. Heutzutage habe ich lieber 2 gute Freunde als 100 Bekannte.

Ob
Rache die langfristig günstigste Art der Reaktion ist,
bezweifle ich. Das kann man anders regeln.

Ich sag ja nicht, dass es die günstigste Art der Reaktion ist (wobei ich mich frage, für wen günstig *g*), aber es ist eine der möglichen und sie macht Freude.
Und was gibt es Schöneres als ein bißchen Freude zum Weihnachtsfeste?
Es grüßt Dich
Branden

1 Like

Hallo!

Genau DAS Thema hatte ich letztens mit 2 Freundinnen, die über diesen Zustand „der Welt“ gesprochen haben!!

Ich will nun auch nicht auf die Unzuverlässigkeit bei „alten Freunden“ reden- denn das ist ne andere Sache.
Dir gings ja um die „neuen Kontakte“!

Weil dieses Thema bei einem Freund von mir auch schon vor vielen Jahren da war- habe ICH mich dahingehend auch mal sehr genau beobachtet.

Und ich muss mich da wohl bei diesen vielen Menschen „einreihen“!

Mir ist es auch schon x Mal so gegangen, daß ich Menschen getroffen habe- oft auch ganz lose Bekannte-- man stand kurz rum, hat erzählt…es war wirklich nett und man verblieb, daß man sich „mal meldet“.

Und ich habe das in dem moment WIRKLICH immer ernst gemeint und nicht gelogen!
Aber ich habe dann auch festgestellt, daß mich schlicht mein Alltag/Leben dermassen einnimmt, daß ich dazu dann schlicht keinen Geist mehr habe!

Das mag egoistisch sein- aber es ist auch die Realität!
Deswegen lehne ich diesen Menschen nicht ab- oder kann ihn nicht leiden-- es ist einfach nur so viel in meinem Leben, daß Raum für sowas dann einfach nicht bleibt.

Es ist nicht so, daß mich das auch schon geärgert hat bei anderen Menschen- aber ich sehe einfach nun, daß es keine Abwertung meiner Person ist, wenn sich andere nicht melden- sondern es bei vielen gleich abläuft!

Was ich seitdem tue ist, daß ich solche Aussagen kaum noch treffe!
Ich sage eher den Satz " wäre ja schön, wenn man sich mal in ner ruhigen Minute hinsetzen könnte- aber meiner Erfahrung nach bringe ich das eh nicht auf die Reihe :wink:"-- was dann immer mit bestätigt wird…irgendwie ist jeder so vernetzt mit seinem Alltag, daß es vielen gleich geht!!

Bei diesen 3 Freunden, die immer mit diesem Problem zu tun haben ( seit vielen Jahren schon) kann ich allerdings auch sehen, daß sie sich eher einsam fühlen und daher in jeden neuen Menschen grosse Erwartungen stecken!
Sie selber nehmen jeden Kontakt sehr ernst- geben allem einen sehr grossen Wert!

Zu gross -für meine Begriffe- wenn ich einen neuen Menschen treffe und es doch erst mal um ein vorsichtiges sich-nähern geht!
Deshalb zu gross, weil eben bei nicht-einhaltung von Gesagtem gleich eine grosse Enttäuschung erfolgt!
Bei diesen 3en ist es so, daß sie sich dann jedesmal wertlos behandelt fühlen.

DA bleibt doch die Frage- warum ist mir dieser Mensch gleich dermassen wichtig??
Was ich bei diesen 3en übrigens auch sehe ist, daß ihnen ein wirkliches soziales Umfeld fehlt.
Sie haben wohl Kontakte- aber sowas wie wirklich feste Freunde (1-2) haben sie nicht…also fehlt ihnen da vielleicht auch der Halt, daß man manchen Menschen wichtig ist-- egal wie oder wann man sich meldet…die Sicherheit, daß man für jemanden wichtig IST!!

Wenn ich jemanden treffe- da das Gefühl habe, daß könnte „ein besonderer Mensch sein“- dann hätte ich da auch gerne mehr Kontakt- und kann dennoch dann, wenn da „nichts“ kommt- einfach stehen lassen!

Dann hat das halt nicht sollen sein- und vielleicht war dann eben nur bei mir dieses besondere GEfühl (kann es ja schlecht einem „anreden“ :wink: )-- bzw denke ich, vielleicht wars das dann ja doch nicht!!

Kitty