Warum konstruiert man frauenbilder?

hallo ihr lieben !
ich schreibe morgen abitur, hab mich natürlich weitgehend vorbereitet und bin aber schlussendlich doch nochmal auf eine frage gestoßen.
seit dem 19. Jahrhundert wurden schlichtweg Frauenbilder konstruiert, von denen ihr wahrscheinlich schon gehört habt, bei denen es sich vorzugsweise um die „femme fatale“ und/oder die „femme fragile“ handelt.
als femme fragile kann man ja beispielsweise die Protagonistin des Romans „Effi Briest“ nennen.
Jetzt tut sich mir allerdings eine Frage auf.
Warum konstruieren Autoren und Künstler solche Bilder von Frauen?
Die femme fatale kann ja keineswegs die Selbstverwirklichung hindern oder sie unterdrücken, da sie da ja eher als das stärkere und „dämonische“ Geschlecht verkauft wird. Habt ihr Ideen und Denkanstöße die mir eventuell weiterhelfen könnten?

Danke im Voraus!

Hallo zurück,

meiner Ansicht nach ist die Konstruktion einer „Frauenfigur“ oder eines „Frauenbildes“ eine Möglichkeit, den vielschichtigen Charakter bewusst zu beschränken. Damit schafft man ein klares Bild, an dem sich der männliche Gegenpart ebenfalls profilieren kann.
So entwickelt sich überhaupt erst ein bestimmter Fokus, den dann auch der Leser nachempfinden kann. Bleiben die Chraktere schwammig, wird es schwierig für den Autor, seine Botschaft zu transportieren und der Leser schwankt ständig zwischen vielen Assoziationen hin und her.
Eine femme fatale oder auch eine femme fragile ist immer eine Überspitzung von Eigenschaften, die im Prinzip jede Frau hat. Es wird einfach nur der Fokus auf die entscheidenden Eigenschaften gelenkt, die für diesen Charakter im Leben wichtig sind.
Zudem sortieren Leser wohl selbst im eigenen Leben nach bestimmten Kategorien, auch wenn sie diese nicht unbedingt benennen. Wenn ich an gängige Begriffe denke, dann fallen mir die „bitch“ und das „Mauerblümchen“ ein. Zwar treffen diese beiden Begriffe inhaltlich nicht im ganzen Umfang die femme fatale und die femme fragile, haben aber sicher ihren Ursprung in den gleichen Quellen.
Hast Du „Die Kameliendame“ gelesen? Vielleicht interessiert es Dich (das Buch ist zum Weinen schön!!!), hier findest Du eine femme fatale, die zugleich auch eine femme fragile ist, aber beides sehr klar getrennt voneinander dargestellt. Das Spannungsfeld des Romans liegt auch in den unterschiedlichen Facetten dieser Frau, die einerseits sehr genau ihre Wirkung auf Männer kalkulieren kann und das für ihre Zwecke nutzt, zum anderen aber eine große Sehnsucht danach hat, dass ein Mann die femme fragile hinter der femme fatale wahrnimmt und liebt.

Hab ich Dir damit ein bisschen weitergeholfen?
Ich wünsche Dir viel Erfolg morgen und vor allem:
Viel Freude beim Schreiben!

N.

Das ist ein ziemlich weites Feld :wink:

Nun, zunächst würden gute Schriftsteller wahrscheinlich ungern von sich sagen, dass sie diese Bilder konstruieren, sondern dass sie versuchen, Frauen zu beschreiben, wie sie in einer bestimmten Gesellschaft wahrgenommen werden. Gleichzeitig werden die guten Schriftsteller aber immer auch eine Dekonstruktion dieses Bildes liefern - das erst macht ihre Werke zu was Besonderem. Z.B. Effi Briest - interessant wird sie erst, wenn sie über die ihr zugewiesene Rolle hinaus geht, (als sie die Affäre beginnt, alleine in Berlin (?) leben muss etc.)
Als Tipp also: Bei guten Schriftstellern immer schauen, wo das „konstruierte“ Bild dekonstruiert wird. Da erst wird es interessant, geben sich Anhaltspunkte für Interpretationen.
Ich hoffe, das hilft, aber die Frage war ja auch relativ allgemein.

Viele Glück morgen.

Viel Glück beim Abi!
Ich empfehle für eine psychologische Einordnung die Lektüre der Effi Briest, Anna Karenina und Madame Bovary!
Warum gehört Effi eigentlich zur femme fragile? Weil sie am Ende stirbt? Wer gehört denn noch zu dieser Gattung?
Ich halte das - offen gestanden - für das Abi nicht für relevant - sorry!

Ich denke, es hat etwas mit der schwarz-weiß Malerei zu tun, wie z.B. Frau als „Heilige oder Hure“ und als Abstand von der Normalität bzw. auch Eintönigkeit des Alltags.Es simplifiziert und stellt keine Gefahr dar.
Das ist, was mir als erstes durch den Kpof schoss.
Leider habe ich die Mail erst zu spät gelesen.
Ich wünsch aber viel Glück für´s Abi
Hepatia

Kann jetzt leider nicht gut helfen, bin im Krankenhaus.
LG Dieter

Hey, ich verstehe Deine Frage nicht. Mir ist nicht bekannt, dass Schriftsteller diese Frauenbilder „konstruiert“ hätten. Es gab diese Frauen im normalen Leben, und im 19. Jh. wurden sie zunehmend zu Protagonistinnen in Romanen, wurde ihre besondere Rolle, oft durch die gesellschaftliche Situation verstärkt, zum Gegenstand der Literatur. Viel Erfolg beim Abi!

kolja

hallo ihr lieben !
ich schreibe morgen abitur,

Hallo karikarou, ein weites Feld , so auf die Schnelle
und noch dazu schriftlich, lässt sich dieser Sachverhalt kaum erörtern. Ich habe selbst an meinen
Abi-Unterricht zurückgedacht und natürlich an die einschlägigen lit. Beispiele: Weder Effi Briest
(zerbricht an der Gesellschaft, es ist weniger eigene Schwäche, noch Emma Bovary würde ich als FFragile bezeichnen. Bestärkt wurde ich durch wenige Klicks bei Google. Mach dich doch dort unter beiden Begriffen selber schlau (Prüfungstechnisch halte ich dies für Zeitverschwendung) oder überlege dir weitere
Frauenfiguren der Lit. und die du selbst kennst(!),
bei denen man über diesen Typus diskutieren könnte!!!
(vgl. Nicole Zander, Studienarbeit zu diesem Thema; es gibt auch andere!!). Grüße von fema

Hallo,

ich BIN kein Experte, was das angeht.
Daher kann ich leider nicht helfen.

lg
Günter Schuster

Hallo,

Nicht erst seit dem 19, Jhdt. werden Frauenbilder konstruiert. Das ging schon viel früher. Die schwarz/weiss Malerei der Femme Fatale und des Heimchens am Herd, wahlweise hingebungsvolle, gläubige, bescheidene und aufopferungsbereite Mutter möglichst vieler Kinder ist DAS Standartbild der Frau über Jahrhunderte. Diese Zweiteilung ist so alt wie Menschen sich Gedanken zu den lebensspendenden und Leben zerstörenden Zügen der Frau machen und hat in den unterschiedlichen Religionen und Kulturen noch weitere Aspekte zugedichted bekommen und all diese Bilder haben eines gemeinsam - den Zweck die Frauen gefügiger und beherrschbarer zu machen. Wo käme denn so ein König hin wenn er eine sebstbewusste Frau hätte bekäme die sich nicht ein X (hingebungsvolle, gläubige, bescheidene und aufopferungsbereite Mutter möglichst vieler Kinder) für ein U (entsprichst du der Rolle hingebungsvolle, gläubige, bescheidene und aufopferungsbereite Mutter möglichst vieler Kinder nicht, bist du automatisch des Teufels und nicht Normal) vormachen lässt?

Mit Angst und Zweifeln bekommt man Menschen gefügig und was ist denn besser als wenn Frauen ihre ganze Kraft und Energie darauf verwenden ihren Körper möglichst „schön“ umbauen zu lassen, immer auf der Jagd nach Schuhen und Handtaschen zu sein und das eigene Aussehen permanent an „Germanys next Topmodell“ zu messen (um damit logischerweise immer den Kürzeren zu ziehen), als das sie selbstbewusst werden, ihre angeblichen Fehler und Macken akzeptieren lernen, sich nicht abhängig machen von den Schönheitstips von „Frauenmagazinen“ und versuchen echte Ziele im Leben zu erreichen und diese auch umzusetzen?

Meine Mutter ging noch auf die Straße und protestierte gegen Ungerechtigkeiten, Diskriminierung von Frauen. Schau dir die Mädels heute an. Die erste Frage ist nicht „hast du mitbekommen was Politiker X für Pläne hat um Frauen weiterhin weniger Geld für gleiche Arbeit zu zahlen“, sondern „haste gestern abend GNTM gesehen? der Fummel von Heidi war doch voll geillll.“

Zu der Frage ob die Femme Fatale die Selbstverwirklichung hindert o. unterdrückt.
Ja das tut dieses Bild. Denn die Femme Fatale ist ein Abbild der Lust und Verführung. Eine Frau die selbstbewusst ist und sich um Morallehren nicht schert. Für Frauen bedeuted dies, hast du Lust auf etwas, kümmerst du dich nicht um Konventionen bist du ein böses Mädchen. Übrigens würde eine Femme Fatale auch nie auf Diät sein, sich nichts sehnlicher wünschen als die neue Handtasche von GG&L oder das rauchen aufgeben… :wink:

Effi Briest ist z.B. so ein Fall einer Frau die sich nicht an die ihr auferlegten Spielregeln hält und damit aus allen gesellschaftlichen Bereichen fällt = bestraft wird für ihr Verhalten. Eine naive, süße, blonde und dumme Femme Fatale. Und die Lehre der Geschichte - Mädels seid brav und angepasst und dann ist das so ok. Den Kopf bitte nur zum schauen von DSDS, BSF oder GNTM benutzen…

Gruß
Hel

Hallo,

mit voller Gewisseit weiß ich es nicht. Aber ich könnte mir denken, dasss die femme fatale und die femme fragile zur Verdeutlichung gewisser im Rahmen der Geschichte erwünschter Charaktereigenschaften sind. Auseinanderklamüsert heißt dieser Satz, dass ich mir folgendes vorstellen könnte: In jeder Frau steckt ein bisschen femme fatale und ein bisschen femme fragile. Und je nachdem, welche Charaktereigenschaften der Frau den männlichen Hauptprotagonisten ins rechte Licht setzen oder welche davon notwendig sind, um der Geschichte die jeweils gewünschte Dynamik zu geben, entscheidet sich der Autor für die ein oder andere Typisierung. Um es deutlicher zu gestalten übertreibt er die gewünschten Eigenschaften und löscht bzw. reduziert er die ungewünschten. Auf diese Art konstruiert er eine Person, die auffällt und in ihrer Auffälligkeit zur rechten Dynamik beiträgt oder die jeweiligen Charaktereigenschaften des Hauptprotagonisten in ihrer Unterschiedlichkeit umso mehr hervorstechen lässt.

Das ist allerdings mehr erraten und hergeleitet, als wirklich fundiertes Wissen.

Liebe Grüße
Miuky