Hallo Wissende,
Warum machen sich Menschen ein Bild?
Dieses Bedürnis scheint wohl in allen Kulturen zu allen
Epochen vorhanden zu sein, trotzdem bei manchen bildliche
Darstellungen meist aus religiösen Gründen verboten waren bzw.
sind (auch bei den als bilderlos geltenden Moslems gibt es
Miniaturen über Allah und Mohamed).
Danke für Eure Meinungen.
Wolfgang D.
Hallo Wolfgang
Du sprichst über das 2. Gebot: Du sollst dir kein Bildnis machen und es anbeten, als sei es ein Abbild oder gar das Abgebildete selbst. Beides wäre natürlich unhaltbar, falsch, irreführend.
Beispiel 1.
http://www.friedhelm-schulz.de/Man(n)siehtFrau.jpg
Beispiel 2
http://www.friedhelm-schulz.de/sehen.htm
schau dort vier Minuten lang auf die vier kleinen Punkte in der Mitte und dann auf irgend eine weiße Wand: und Du wirst ein Bild Jesu sehen, das nur von Deinem Hirn - also also praktisch ohne Deinen Willen in Dir entsteht. (Es ist keine Zauberei!! und nichts Heiliges!)
Deine Frage ist keineswegs trivial und etwa nur ein kunsttheoretisches Problem. Die Philosophen sind sich noch keineswegs einig, was das eigentlich ist „ein Bild“. Sei es Photo oder Gemälde, und ich fürchte, daß Du mit Deiner Frage sogar dieses Forum überforderst.
Um Dich an die eigentliche Problematik heranzuarbeiten, lies vielleicht den kleinen Aufsatz von dem Briten (oder Amerikaner?) Max Black. Er lehrte wenigstens in den USA.
http://www.friedhelm-schulz.de/Max Black.htm
oder
http://www.friedhelm-schulz.de/Max%20Black.htm
Das 2. Gebot richtete sich ursprünglich gegen Götzen und Gottesabbildungen, die z.B. in Ägypten als Malerei oder Skulpturen von Gottesvorstellungen (Schlange, Adler, Pillendreher usw.) regelrecht unreflektiert als heilig angebetet wurden.
Was dabei im Kopf eines Anbeters vor sich geht, kann man durchaus vergleichen mit dem Vorgang, der im Kopf eines alten Mannes vor sich gehen kann, der eine nakte junge Frau oder auch nur ein Bild einer solchen anschaut.
Ich selbst bin 73 Jahre alt und weiß wovon ich spreche. Sei es nun ein reales Modell oder auch nur ein Bild, in beiden Fällen versündige ich mich gegen diese Frau, wenn ich sie nur in der Personifizierung des Erotischen oder Sexuellen oder des Schönen sehe, und dabei ihr Wesentliches und Eigentliches, nämlich sie als Mensch übersehe oder auf das Erotische und Sexuelle reduziere. Bzw. auf meinem ersten Beispiel die alten Männer auf ihre Geilheit.
Und Gott gegenüber ist dies nicht anders.
In der westlichen Welt - aber auch weltweit - sind Bilder und Abbildungen inzwischen durch Gewohnheit nicht mehr derartig stark verführerisch und zum größtenteils Informationsträger, deren Information zunehmend nur funktioneller Art ist. In der Kirche in hinduistischen Tempeln sind sie mehr Konzentrationshilfen.
Die ständige Besinnung auf das 2. Gebot ist dennoch eine tagtäglich notwendige.
So weit erstmal
ganz herzlich
Friedhelm