Warum 'man' anstatt 'ich' ?

Für eine wichtige Erörterung benötige ich
Gründe,warum ich lieber für Aussagen das man verwende.z.B. da kann man nichts machen! Noch schlimmer : da kannst Du nichts machen.
Freu mich für jede Idee.
Herbie

…ich denke mir, man [sic!] neigt oft dazu, „man“ statt „ich“ zu sagen, weil dies eine Allgemeingültigkeit impliziert, welche die betreffende Aussage von der angreifbareren Ebene persönlicher Erfahrung abhebt.
In vielen Äußerungen dieser Art steckt auch die (mehr oder weniger bewußte) Tendenz, sich den Rücken freizuhalten: falls nämlich anläßlich des dergestalt mit „man“ begonnenen Satzes der Kopf geschüttelt wird, kann man umschwenken und rasch ein „ich“ folgen lassen, das sich von dem „man“ distanziert.
Im Deutschen gelten solche ins allgemeingültigen gehenden Formulierungsweisen oft als besonders gewählt - wobei ich nicht weiß warum, vielleicht, weil sie einem Bildungsideal zu entsprechen scheinen, das dann inhaltlich in der entsprechenden Aussage gar nicht enthalten sein muß (…falls keiner zu genau hinsieht). Oder weil es vage an scheinbare Edelformen wie den „pluralis majestatis“ erinnert? I don’t know.
Im Wissenschaftbereich besteht die Tendenz zum „man“ zusätzlich noch deswegen, weil es - was mich immer wieder wundert - gerade im Deutschen grundsätzlich als unwissenschaftlich gilt, die Existenz von Subjektivität „stilistisch zuzugeben“, selbst in Bereichen, wo Subjektivität gar nicht negiert werden kann. Das ist aber ein ganz spezielles Problem der deutschen Wissenschaft/ler/innen.

Übrigens finde ich, daß die Mode, zusätzlich zu „man“ auch „frau“ an entsprechender Stelle zu verwenden, an der Kante zur Lächerlichkeit steht und ein Füllwort unnötig aufbläht.

Ich hoffe, ich habe ein wenig helfen können.

Gruß,
hendrik

Typisches Beispiel aus Talkshows:
Moderatorin: „Was hast Du dann gemacht?“
Gast: „Tja, dann hat man erst mal einen Job gesucht, dann hat man veersicht, im Bekanntenkreis Geld aufzutreiben usw…“
Moderatorin: „Und dann, wie hast Du Dein Leben wieder in den Griff bekommen?“
Gast: „Na ja, dann hat man halt durch Zufall blablabla gemacht…“

Übrigens finde ich, daß die Mode,
zusätzlich zu „man“ auch „frau“ an
entsprechender Stelle zu verwenden, an der
Kante zur Lächerlichkeit steht und ein
Füllwort unnötig aufbläht.

Schließe mich Dir an. Das ist nämlich nichts weiter als ein von den Medien (in Fernsehberichten) eingesetztes Mittel, um bloße Aufmerksamkeit zu erzeugen. Beispiel: „Wenn „frau“ nicht denkt, abnehmen zu müssen, hat „man“ mehr von der Partnerschaft.“

Was soll’s… Egal.
Donovan

Hallo Herbert,
auch wenn Deine Anfrage schon älter und die wichtige Erörterung eventuell schon gelaufen ist (ich bin erst seit einem Tag bei w-w-w), kann ich Dir von Friedemann Schulz von Thun das Buch „Miteinander reden - Störungen und Klärungen“ empfehlen. In dem werden diese Sachen sehr schön allgemeinverständlich erklärt.

Gruß, Cajun

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Für eine wichtige Erörterung benötige ich
Gründe,warum ich lieber für Aussagen das
man verwende.z.B. da kann man nichts
machen! Noch schlimmer : da kannst Du
nichts machen.

Ich bin Fernsehjournalistin und führe oft Interviews mit Betroffenen/Opfern. Unter Journalisten ist das „man“ bei Interviewpartnern allgemein bekannt. Wenn Menschen von etwas Schlimmem erzählen, verwenden sie das „man“ um sich psychisch von dem Erlebten zu distanzieren.

Beispiel: Bei einem Interview mit einer vergewaltigten Frau stelle ich die Frage: „Wie haben Sie sich gefühlt“? Und sie antwortet:
„Da schießen einem (nicht mir!) viele Gedanken durch den Kopf… und man (nicht ich!) fragt sich, ob man (nicht ich!) überhaupt lebend wieder wegkommt“ usw.

Das „man“ wird also oft als seelisches Schutzschild verwendet. Wie bei Deinem Beispiel „Da kann man nichts machen“. Das ist einfacher zu sagen als „Da kann ich nichts machen“, denn letzteres ist fast schon ein Schlag ins Gesicht, ein „Kann ich Dir auch nicht helfen“. Das „man“ klingt distanzierter.