Warum 'nen' statt 'ein'?

Hi,

mir ist klar, dass „nen“ oft als Abkuerzung fuer „einen“
benutzt wird, wie z.B. in „Hast du mal 'nen Tipp fuer mich?“
oder „hatte 'nen schoenen Tag“.

In Internet-Foren liest man jedoch immer haeufiger Sachen wie
„die Mutter war nen Hippie“, „das ist nen Fehler“ oder „ist
nur nen nettes Gimmick“. Offensichtlich wird hier „ein“ ebenfalls
durch „nen“ ersetzt.

Da ist mir nicht klar wieso, weshalb, warum. Als Abkuerzung
fuer „ein“ kann es doch nicht dienen, da „nen“ und „ein“ gleich
lang sind. Der Schreiber spart also keine Zeit beim Bedienen
der Tastatur.

Was veranlasst also den Schreiber einen falschen Artikel zu
verwenden? Woher stammt diese Schreibweise und was glaubt man
damit zu erreichen? (Zeitersparnis, „coolness“…) Oder ist
diese „Unart“ sogar korrekt!?

Ich behaupte nicht, dass ich die Rechtschreibung nebst Weisheit
mit Loeffeln gefuttert habe, aber hier verweigert die Logik
ihren Dienst bei mir.

Danke und Gruss
Patrick

Hallo,

Meines Wissens handelt es sich hierbei um Slang bzw. Jugendsprache, aus dem Umfeld der Kanak Sprak, entstanden weil der Sprecher das grammatische Geschlecht des Wortes einfach nicht weiß und „nen“ als Universalwort benutzt.

http://www.welt.de/data/2006/04/05/869794.html

Gruß,

Myriam

Team: Artikel für Verschiebung bearbeitet

Servus Patrick,

als das letzte große Imperium vor knapp 2000 Jahren seinem Untergang entgegenging, äußerte sich das sprachlich ganz ähnlich: Den Weg vom Lateinischen in die romanischen Sprachen haben viele Nomina über den Akkusativ genommen.

Das hat damit zu tun, dass der germanische Hilfstrüppler nicht verstehen muss, was Seneca geschrieben hat - aber er muss verstehen, was zu tun ist. Und das ist halt in der Regel mit einem einfachen Hauptsatz formuliert, bei dem das Objekt im Akkusativ steht:

Pack den Döner ein - Gib das Geld her - Mach den Dope heiß - Halt die Klappe - Mach den Tank voll - Mach die Musik laut - Schmeiß die Munikiste rüber - usw. usw.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Meines Wissens handelt es sich hierbei um Slang bzw.
Jugendsprache, aus dem Umfeld der Kanak Sprak, entstanden weil
der Sprecher das grammatische Geschlecht des Wortes einfach
nicht weiß und „nen“ als Universalwort benutzt.

http://www.welt.de/data/2006/04/05/869794.html

auch Herr Sick hat sich zu diesem Thema geäußert:

„…Viele scheitern bereits an der Unterscheidung zwischen „ein“, „eine“ und „einen“. …Wenn jemand schreibt: „Muss Post, nen Paket holen“, dann vervollständigt das denkende Hirn: „Ich muss noch zur Post, um einen Paket abzuholen“ - und versieht das Ganze mit einem dicken Fragezeichen. Auch Messages wie „Hast nen Auto?“ oder „Hast du nen Pic?“ sind grammatisch unausgereift. …Aber beim Chatten geht es ja vor allem um Schnelligkeit, so wie es beim Simsen um das Einsparen von Zeichen geht.
Doch nicht alles lässt sich mit Sprachökonomie entschuldigen. Wenn er sich fragt, warum sie „kein Bock auf nen Date mit nen coolen Typ“ hat, könnte es schlicht und einfach daran liegen, dass sie keinen Bock auf 'n Date mit 'nem Schwachmaten hat.“
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,411…

Gruß
Kreszenz

2 Like

Meine Hypothese (oder Theorie?) wäre eher, dass hier ein Fall von Übergeneralisierung bzw. Hyperkorrektur vorliegt (ich glaube, so nannte man so etwas). Wenn man explizit Slang benutzen möchte und so so schreim will wiemor sprischt, dann gehört 'nen statt einen in sehr vielen Dialekten dazu… womöglich ist es noch nichtmal Dialektabhängig, sondern einfach nur verschriftlichtes verschliffenes Hochdeutsch. So… manche Schreiberlinge prägen sich diese Ersetzung unterbewusst als „Regel“ ein (natürlich wissend, dass sowas nur Umgangssprache ist), wenden sie aber auf einen größeren Rahmen an, als eigentlich vorgesehen. Das könnte daran liegen, dass man 'nen oft auch nur als silbisches /n:/ ausspricht — „das is’n Buch“ und „ich kauf mir’n Buch“ wären also in dem Sinne nicht falsch… nur leider übergeneralisieren das manche eben und denken, dass 'nen die gültige Slang-Abkürzung sowohl für „einen“ als auch für „ein“ wäre.

So könnt ich’s mir vorstellen. Ich denke nicht, dass sich das Phänomen aus fehlerhaftem Ausländerdeutsch („Kanak Sprak“ ist wahrlich ein schönes Wort) ableitet, obwohl falsch zugewiesene Genera häufig ein Problem für Nichtmuttersprachler sind.

'nen schönen Gruß,

  • André

Moin, André,

dann gehört 'nen statt einen in sehr
vielen Dialekten dazu…

der Eindruck ist definitiv falsch - es gibt keinen Dialekt, der nicht mit den Artikeln umzugehen wüsste. Möglicherweise hörst Du kaum noch Dialekt, selbst Kindergärtnerinnen auf dem Land bimsen die Zwerge auf Hochdeutsch.

Gruß Ralf

Moin, Patrick,

witzigerweise findet man diesen Unfug nur schriftlich, gehört habe ich das noch nie, nicht mal von den "Türkenbengeln"1 in der Straßenbahn. Das „nen“ vor dem Maskulinum wird übrigens in den wenigsten Regionen gesprochen, meist wird nur das „n“ hingenuschelt: „Hasse mah n’Euro?“.

hier verweigert die Logik ihren Dienst bei mir.

Damit bist Du nicht allein, abgesehen davon, dass gesprochene Sprache nicht immer ganz den Regeln der Logik folgt. Der Versuch, Slang zu schreiben, scheitert deshalb ebenso wie der Versuch, Dialekt zu schreiben (Ausnahmen wie Wienerisch bestätigen die Regel).

Gruß Ralf

1 Zur Klarstellung: Damit meine ich alle Jugendlichen, die mehr oder weniger gekonnt die brunzdummen Untertainer Erkan & Stefan nachahmen.

Hallo,

Ich dachte, ich stehe mit dem Problem weitestgehend allein da, aber
wenn sich der werte Herr Sick schon damit beschaeftigt hat, dann
betrachte ich das mal als Ritterschlag. :wink:

Warum man es jedoch „beim Chatten vor allem [der Schnelligkeit halber]“
benutzt, bleibt mir nach wie vor verschlossen. „ein“ und „nen“ sind auf
meiner Tastatur jeweils 3 Tastendruecke.

Naja, wie dem auch sei, ich bin beruhigt.

Weiterhin schoenes Wochenende
Patrick

Hm, okay. Vielleicht habe ich einfach nur 'nen falschen Eindruck. Mit Bestimmtheit kann ich’s auch nur fürs Sächsische sagen. Das mit dem abgeschliffenen Hochdeutsch dürfte aber so stimmen…

Gruß,

  • André

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Ralf,

Der
Versuch, Slang zu schreiben, scheitert deshalb ebenso wie der
Versuch, Dialekt zu schreiben (Ausnahmen wie Wienerisch
bestätigen die Regel).

Wie schreibt man denn nun Wienerisch???
Zugegeben, die Frage ist hinterhältig, weil nicht beantwortbar.
Ich kenne mehrere Schreibweisen, die sich deutlich voneinander unterscheiden, als da wären:

  1. Wolfgang Teuschl („Jesus und seine Haberer“)
  2. H.C. Artmann („med ana schwoazzn tintn“, auch eine Asterix-Übersetzung ins Wienerische)
  3. Herbert Pirker („Hawedeare“)
  4. „Ostbahnkurti“ (kein echter Literat, hat aber einige Songtexte und auch einen Asterix ins Wienerische übersetzt)

… und es gibt gaaaanz sicher noch einige mehr.

Oisdan, Oida, wos tatastadn aussuachn???

Ich bestreite, dass es eine allein gültige Version gibt, das Wienerische zu schreiben.

Gruß aus Wien
Barney

1 Zur Klarstellung: Damit meine ich alle
Jugendlichen, die mehr oder weniger gekonnt die brunzdummen
Untertainer Erkan & Stefan nachahmen.

Erkan und Stefan sind nicht originell, die ahmen nur (schlecht) Ali G nach. Wenn man einen Blick in die englischsprachige Welt wirft, sieht man, dass vieles nur schlecht abgekupfert ist (zum Nachteil des deutschen Konsumenten).

Was ich allerdings betonen will, ist, dass man zwischen Umgangsdeutsch, a la 'n, 'nen oder was auch immer, und Turkendeutsch unterscheiden sollte.

Ersteres ist (in den meisten Fallen bewusst) slang um cool zu wirken.

Turkenbengeldeutsch ist hingegen krasse Realitat einer Subkultur, die krass-schlechtes Hochdeutsch spricht.

Hallo Ralf,

in dem Moment, als mir dieser Satz entschlüpft war, habe ich
schon geahnt, dass der Zorn der Wiener auf mich hereinbrechen
könnte

Aber doch nicht gleich Zorn.
Mia san jo kane Wüüdn, netwoahrnet?

  • da fiel mir nämlich ein, dass ich gar nicht zwischen

Wienerisch und etlichen anderen Mundarten unterscheiden kann,
die in Österreich gesprochen werden.

Vorarlberg höre ich gerade noch heraus :smile:))

Umso weniger versteht man dieses … :wink:)

Besser gepasst hätte wohl Österreichisch - ja, ich höre
Euch aufheulen, das gibt es nicht.

Natürlich nicht.
Es gibt ja auch kein „deutsch“ im gleichen Sinne, die Bayern werden wohl nach wie vor nicht in einen (Sprach-)Topf mit den Preussen geworfen werden wollen.

Jedenfalls lassen sich
Texte, die ein Österreicher als Mundart aufschreibt, durchaus
so lesen, dass der Laie eine recht gute Vorstellung bekommt,
wie es klingen müsste.

Kein Mundartfremder kann das auch nur annähernd. Jedenfalls nicht ohne lange Übung.

Mein Lieblinkslink hierzu:
http://www.chpr.at/acatxt/tschusch.txt, welch Bundesland auch
immer sich da nun ausbreiten mag.

Südliches Burgenland. Güssing ist dort Bezirkshauptstadt.
Und wie gesagt: Das kann ich zwar lesen, aber gesprochen krieg auch ich das nur ansatzweise hin.

Gruß aus Wien
Barney

Hi Patrick,

diese ABkürzung ist in der Sprechsprache schon ein alter Hut, ich kenn(e) es aus meiner Jugend und es wird wohl noch älter sein.
Arno Schmidt hat es in seinen Werken verwendet, um die Sprache einzufangen.

Zudem finde ich es nicht sooo schlimm.

Gandalf

Hi Gandalf.

diese ABkürzung ist in der Sprechsprache schon ein alter Hut,
ich kenn(e) es aus meiner Jugend und es wird wohl noch älter
sein.

Also, in meiner Jugend habe ich das bei keinem in meinem Dunstkreis
befindlichen Menschen im aktiven Wortschatz wahrgenommen. Weder
in Schule, Verein oder sonstwo. Nie habe ich gehoert, dass jemand
sagt „kannst du mir mal nen Blatt Papier leihen“.
Sonst waere es mir vor kurzem ja nicht so stark aufgefallen. In den
Foren ist es jedenfalls eine Entwicklung, die ich erst vor ein paar
Monaten festgestellt habe. Ich treibe mich aber schon seit ca. 1998
aktiv im Internet rum. Nie habe ich vorher gelesen „meine Mutter war
nen Hippie“ oder „ich habe gestern nen Brot gekauft“. Es waere mir
sonst frueher aufgefallen.

Es geht mir wirklich nur um das geschriebene „nen“, nicht um
das gesprochene oder geschriebene " 'n Blatt Papier" oder so.

Zudem finde ich es nicht sooo schlimm.

Mich nervt es, weil ich den Sinn nicht erkennen kann und weil
es sich falsch liest.
In der Sprechsprache ist es mir ohnehin noch nie aufgefallen.
Mag daran liegen, dass ich z.Zt. wenig Kontakt zu Jugendlichen
habe. In meiner Jugend hat das auch keiner benutzt.

Gruss
Patrick