Warum schreibt man "Geschäft" nur mit einem "f"?

Guten Tag,
ich möchte gerne verstehen, warum man „Geschäft“ nur mit einem „f“ schreibt.
Gehört „Geschäft“ nicht zur Wortfamilie „schaffen“?
Dann müsste man doch den Doppelkonsonanten übernehmen.

Die Begründung, warum „Geschäft“ mit „ä“ geschrieben wird, ist, dass es von „schaffen“ kommt.

Kann mir das jemand erklären?
Danke im Voraus
Sibylle

Guten Tag,

Servus

ich möchte gerne verstehen, warum man „Geschäft“ nur mit einem
„f“ schreibt.
Gehört „Geschäft“ nicht zur Wortfamilie „schaffen“?
Dann müsste man doch den Doppelkonsonanten übernehmen.

Laut Duden kommt das Wort ‚Geschäft‘ vom mittelhochdeutschen gescheft(e) = Beschäftigung, Angelegenheit. Da wird aus einem ‚e‘ schnell mal ein ‚ä‘

Die Begründung, warum „Geschäft“ mit „ä“ geschrieben wird,
ist, dass es von „schaffen“ kommt.

Woher stammt denn diese Begründung?

Kann mir das jemand erklären?
Danke im Voraus
Sibylle

Lg,
Penegrin

Die Begründung, warum „Geschäft“ mit „ä“ geschrieben wird, ist, dass es von „schaffen“ kommt.

Woher stammt denn diese Begründung?

Zum Beispiel aus dem etymologischen Wörterbuch von Kluge, das ›Geschäft‹ als eine »Abstraktbildung zu schaffen ›arbeiten‹« bezeichnet.

Ich wage zu behaupten (ohne das gründlich nachgeprüft zu haben), dass im Deutschen bei Konsonantenclustern am Silbenende in (deverbalen) Substantiven so gut wie nie einer der beiden Konsonanten doppelt geschrieben wird. Warum? Weil die Verdopplung keine Funktion hätte (außer der Verdeutlichung des etymologischen Zusammenhangs, die aber synchron keinen interessiert). Im Mittelhochdeutschen lautete ›Geschäft‹ noch ›gescheffede‹. Da brauchte man die zwei ›f‹, um die Vokalkürze des unterstrichenen ›e‹ auszudrücken. Heutiges ›Geschäft‹ und ›Geschäfft‹ (und ›Geschef(f)t‹) lauteten dagegen exakt identisch. Und dann kann man sich das zweite ›f‹ auch sparen. Das hatten sie auch schon vor rund 700 Jahren kapiert, denn eine andere Form des Wortes im Mittelhochdeutschen lautete ›geschefte‹, also mit anderer Silbeneinteilung und ohne zweites ›f‹.

Gruß
Christopher

8 Like

Hallo,

beide Worte haben nicht den gleichen Wortstamm bzw. Herkunft, ein Teil wurde schon beantwortet:

„Geschäft“ stammt vom mittelhochdeutschen „gescheft“ ab, das „e“ hat sich im Laufe der Zeit zu „ä“ gewandelt, aber die Schreibung mit nur einem „f“ blieb erhalten. Die Ursprüngliche Bedeutung „Beschäftigung, Angelegenheit, Vertrag“ ist bis heute erhalten geblieben.

Das Wort „schaffen“ kommt vom mittelhochdeutschen „schaffen“ und vom althochdeutchen „scaffan bzw. scaffon“, darum wird es auch mit zwei „f“ geschrieben. Es bedeutete ursprünglich „schnitzen“ oder „mit dem Schaber bearbeiten“ - also mehr im Sinne von "etwas (er)schaffen.

Lieber Gruß
Andrea

Hallo Sybille,
ich hätte die Frage selbst nicht beantworten können, bin aber froh und dankbar, durch die bereits erteilte Auskunft etwas dazugelernt zu haben.
Einen schönen Abend für alle Interessenten wünscht
Blaukehlchen

Servus,

Kann mir das jemand erklären?

das wäre auch dann nichts Auffallendes, wenn sich „Geschäft“ von „schaffen“ erst seit kürzerer Zeit getrennt hätte - vgl. Kunst und können, Geschwulst und schwellen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Ich wage zu behaupten (ohne das gründlich nachgeprüft zu haben), dass im
Deutschen bei Konsonantenclustern am Silbenende in (deverbalen) Substantiven so
gut wie nie einer der beiden Konsonanten doppelt geschrieben wird.

Nach einer kurzen Durchsicht aller möglichen Fälle kann ich bestätigen, dass deutsche Substantive praktisch frei von Doppelkonsonanten in Codaclustern sind. Ausgeschlossen sind Eigennamen (wie ›Enns‹ und ›Ybbs‹, beides Nebenflüsse der Donau) oder Fremdwörter (wie ›Odds‹ oder ›Haddsch‹, wobei man Letzteres auch ›Hadsch‹ schreiben kann). Wenn man auch noch dialektale Begriffe (wie ›Schmarrn‹, das man auch ›Schmarren‹ schreiben kann) aus der Zählung nimmt, bleibt praktisch nichts übrig.

Nur ein Wort ist mir aufgefallen: ›der Happs‹ (in der Bedeutung ›Bissen‹ wie in ›in/mit einem Happs‹). Das ist eine onomatopoetische Interjektion, also ein lautmalender Ausruf, der substantiviert wurde und dabei seine substantivuntypische Schreibweise beibehalten hat (ähnlich ginge es vermutlich bei ›wupps‹). Auch wenn das ein Ausnahmefall ist, erstaunt es mich, dass bei der Aufnahme ins Wörterbuch nicht dieselbe orthografische Anpassung stattgefunden hat wie bei anderen Onomatopoetika, bei denen auch Doppelkonsonanten möglich wären (etwa ›bums‹, ›klaps‹, ›knips‹, ›raps/rips‹, ›rums‹, ›schnips‹ usw.). Das ist umso verwunderlicher, als ›Haps‹ die weiter verbreitete Schreibweise ist. Wer (nach der Aufnahme von ›Schmand‹ in den Duden) ein neues Beispiel für ein Wort braucht, das wohl häufiger falsch als richtig geschrieben wird – bitteschön. Verlässliche Angaben zur Frequenz kann ich allerdings nicht liefern. Der Google Ngram Viewer bestätigt meine Vermutung, dass ›Haps‹ überwiegt, aber die Ergebnisse werden dadurch verzerrt, dass am Zeilenende getrenntes englisches ›(per-)haps‹ mitgezählt wird, wenn es in deutschen Texten vorkommt. Auch die (chronisch unzuverlässigen*) Resultate einer normalen Google-Suche deuten darauf hin, dass der falsche ›Haps‹ häufiger ist als der korrekte ›Happs‹. In einem Zeitungskorpus, in dem ich irrelevante Treffer manuell entfernen konnte, liegt der falsche ›Haps‹ jedenfalls mit rund 53 % aller Hap§se knapp vorne.

Gruß
Christopher

* Zur Illustration dieser Unzuverlässigkeit: ›mit einem Haps‹ ergibt bei mir auf google.de angeblich rund 193.000 Treffer, ›einem Haps‹ nur 19.700 (beide Suchbegriffe in Anführungszeichen).

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Nabend

Die Begründung, warum „Geschäft“ mit „ä“ geschrieben wird, ist, dass es von „schaffen“ kommt.

Woher stammt denn diese Begründung?

Zum Beispiel aus dem etymologischen Wörterbuch von Kluge, das
›Geschäft‹ als eine »Abstraktbildung zu schaffen ›arbeiten‹«
bezeichnet.

Das mag ja alles stimmen. Aber wozu schreibst du das eigentlich? Meine Frage war: wo steht als Begründung, dass Geschäft von schaffen kommen muss, weil man es mit ä schreibt.

Alles was du geschrieben hast ist zwar interessant, geht aber an meiner Frage völlig vorbei.

Gruß
Christopher

Lg,
Penegrin

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Meine Frage war: wo steht als Begründung, dass Geschäft von schaffen kommen muss, weil man es mit ä schreibt.

Meine Antwort war eine kombinierte Antwort auf die ursprüngliche Frage von lysantheme (Warum nicht zwei ›f‹?) und auf deine Frage, die ich so verstanden hatte, als zweifeltest du am etymologischen Zusammenhang von ›schaffen‹ und ›Geschäft‹. Wenn ich dich jetzt richtig begreife, zweifelst du an lysanthemes Behauptung, dass ein [ɛ] (kurzes ›e‹) zwingend ›ä‹ geschrieben werden muss, wenn das Grundwort ein ›a‹ hat(te).

Diese Zweifel sind berechtigt. Beim i-Umlaut, der zur Alternation von ›a‹ und kurzem ›e‹ führt, handelt es sich zwar um einen systematischen Wandel, der im Althochdeutschen stattgefunden hat (und noch danach zur Analogiebildung angeregt hat). Die heutige orthografische Umsetzung ist allerdings keine verlässliche Information über historische Zusammenhänge. Das Stammprinzip ist eine vergleichsweise neue Erfindung und wurde nie wirklich radikal angewendet. Daher gibt es neben Fällen wie ›Geschäft‹ oder ›Gewächs‹, in denen der Zusammenhang inzwischen korrekt erkennbar ist, auch Wörter wie ›Scheffel‹ oder ›fertig‹, die trotz ihrer Ableitung von ›Schaff‹ bzw. ›Fahrt‹ nicht mit ›ä‹ geschrieben werden. Das ›ä‹ in ›Schänke‹ (auch ›Schenke‹) wiederum kommt von einem späteren Anschluss an ›(Aus-)Schank‹, obwohl das Wort eigentlich von ›schenken‹ abgeleitet ist. Man kann sich also nicht mal darauf verlassen, dass das Grundwort ein ›a‹ hatte, wenn ein ›ä‹ in der Ableitung erscheint, sondern muss die Etymologie einfach nachschlagen.

Gruß
Christopher

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Guten Morgen

Meine Antwort war eine kombinierte Antwort auf die
ursprüngliche Frage von lysantheme (Warum nicht zwei ›f‹?)

Das erklärt die Textmenge :smile:

und auf deine Frage, die ich so verstanden hatte, als zweifeltest
du am etymologischen Zusammenhang von ›schaffen‹ und
›Geschäft‹. Wenn ich dich jetzt richtig begreife, zweifelst du
an lysanthemes Behauptung, dass ein [ɛ] (kurzes ›e‹) zwingend
›ä‹ geschrieben werden muss, wenn das Grundwort ein ›a‹
hat(te).

Genau. Ich sehe nicht ein wieso es hier einen zwingenden Zusammenhang geben soll. Und so wie es von lysantheme geschrieben wurde klang es so, als ob sie es aus einem Werk übernommen hätte.

Diese Zweifel sind berechtigt. Beim i-Umlaut, der zur
Alternation von ›a‹ und kurzem ›e‹ führt, handelt es sich zwar
um einen systematischen Wandel, der im Althochdeutschen
stattgefunden hat (und noch danach zur Analogiebildung
angeregt hat). Die heutige orthografische Umsetzung ist
allerdings keine verlässliche Information über historische
Zusammenhänge.

Das wollte ich wissen. Danke für die ausführliche Erklärung.

Gruß
Christopher

Lg,
Penegrin

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Hallo Sibylle,

die Frage müsste eher lauten, warum ‚Geschäft‘ mit ‚sch‘ und ‚ä‘ geschrieben wird. Ein Geschäft ist ein Laden, der von einem Chef geleitet wird. Eigentlich müsste es also ‚Gecheft‘ heißen …

Duckundwech,
Ralf

O doch
Hallo Andrea

Geschäft stammt sehr wohl von „schaffen“.

Wenn du der Antwort von Christopher nicht glaubst, dann schau doch mal hier im Grimm (langer Artikel; man muss bis III. herunterscrollen, um auf die heute übliche Bedeutung zu kommen).

Gruss
dodeka