Warum sind Brennweitenangaben verschiedener Hersteller praktisch unvergleichbar (hier: 220mm Nikon, 400mm Panasonic)?

Wenn ich Bilder verschiedener Kameras vergleiche stelle ich fest, dass die Bilder bei gleicher Brennweite (Kleinbildäquivalent) sehr unterschiedlich nah erscheinen. Meine Erwartung war, dass fotografierte Objekte bei gleichen Brennweiten (KB) sicher nicht identisch, aber doch vergleichbar groß abgebildet werden.

Anbei 3 Bilder beim Vergleich einer Nikon D5200 mit 300mm Objektiv und einer Panasonic FZ1000, alle Bilder natürlich von derselben Stelle aus fotografiert.
Nikons 220mm sind vergleichbar mit Panasonics 400mm, und Nikons 300mm bilden ein Motiv deutlich größer ab als Panasonics 400mm. Warum ist dies so? Hersteller-Marketing ist bei diesen Diskrepanzen m.E. keine plausible Antwort, und unterschiedliche Sensorgrößen dürften bei der Frage keine Rolle spielen, oder?

Die unterschiedliche Sensorgrößen dürften exakt der Grund sein.

Wenn ich das Datenblatt der Panasonic richtig verstehe, dann hat die gar keine 400mm Brennweite, sondern nur ein physikalisches 146mm-Objektiv, das bei Cropfaktor 2,7 ungefähr die Vergrößerung eines 400ers hat. Die Nikon hat Cropfaktor 1,5, das heißt, das 220er vergrößert wie ein 330er und das 300er wie ein 450er.

Das es sich bei der Panasonic um keine „echte“ 400er Brennweite handelt, erkennt man auch am Bildhintergrund, der deutlich schärfer ist als bei der Nikon, und auch die Verkürzung ist geringer. Es bleibt halt physikalisch nur ein 146mm-Objektiv, auch wenn der Bildausschnitt aufgrund der Sensorgröße ähnlich ist wie bei der Nikon mit 220 mm.

Viele Hersteller nehmen es mit dem Cropfaktor des Sensors nicht soooo genau und spekulieren (erfolgreich) mit der Dummheit der Käufer, die „vieeeel Tele“ wollen.
Dass der Weitwinkelbereich hier viel interessanter ist, weiss der Laie nicht und kann den gravierenden Unterschied von nur „wenigen Millimetern“ in der Anfangsbrennweite nicht beurteilen.
Habe selber eine Bridge mit echten 4,2 - 126mm Brennweite, die mit „24 -720mm“ bezeichnet ist, tatsächlich aber „22- 660mm“ hat, weil der Sensor 1/2" und nicht 1/2,3" hat.
Der Zugewinn von „nur“ 2mm im Weitwinkel ist beachtlich und die „fehlenden“ 60mm im Telebreich sind sowas von irrelevant.
Bei den „grossen“ APSC-Sensoren (aber auch schon bei „MFT“) verzichtet man bei den Brennweitenangaben auf die „Umrechnung auf Kleinbildformat“. Da muss man für vergleichende Bildwinkel den Cropfaktor bemühen. Der ist bei APSC 1,5 (bei Canon 1,6) und für MFT 2,0.
So wirkt ein 220mm an APSC im Bildwinkel wie 330mm an Kleinbild und 300mm an APSC wie 450mm an Kleinbild.

Es sieht so aus, als wenn Panasonic mit der Umrechnung auch ein klein wenig „ungenau“ ist. :stuck_out_tongue:

Ich glaube in dieser Antwort war der richtige Hinweis: „Bei den ‚grossen‘ APSC-Sensoren (aber auch schon bei ‚MFT‘) verzichtet man bei den Brennweitenangaben auf die ‚Umrechnung auf Kleinbildformat‘“.
Das heißt meine Angabe in der Frage war inkorrekt: die max. 300mm der Nikon-Linse sind gar keine 300mm (KB), sondern „echte“ 300mm. Damit sind in dem Beispiel zu vergleichen:
220mm (echt) Nikon x Cropfaktor 1,52 = 330mm (KB) Nikon vs. 400mm (KB) der Panasonic.
Das kommt dann schon eher hin, der Rest sind Ungenauigekeiten/Rundungsfehler.

Es bleibt aber ein Problem: die Ursache meiner Fehlannahme war, dass die EXIF-Dateien der Nikon angeben, die 220 mm wären bereits KB-Angaben, was dann aber inkorrekt wäre:

Da steckte die richtige Antwort wohl auch schon drin. Mir war das gar nicht klar, dass die APS-C-Angaben keine KB-Umrechnungen sind. Dennoch: ein paar Fragen bleiben noch offen, siehe Kommentar zur unteren Antwort. Danke!

Kein Problem.
Die Angabe der Umrechnung in der „Interpretation“ der EXIF- Daten stimmt einfach nicht.
Das kann unterschiedliche Ursachen haben.
Wenn man die Zusammenhänge kennt, ist diese Angabe sowieso überflüssig. :smiley:

Naja, die Exif-Angabe lässt ja kaum Spielraum für eine „Interpretation“, sondern ist eine ziemlich eindeutige Aussage. Dieser EXIF-Tag („FocalLengthIn35mmFormat“) wird auch nicht interpretiert, z.B. von einem Grafikprogramm, sondern steht schon so in den Bilddateien, die von der Kamera geliefert werden. Mir scheint also, dass Nikon (zumindest in der D5200) diesen EXIF-Tag falsch füllt. Damit ist es nun aber gelöst, erstmal :slight_smile: Danke für die Antworten und Diskussion!

Dass dein Program der Wahl Probleme hat, die EXIF-Daten richtig zu „deuten“ sieht man doch schon am „?“ hinter diesem Eintrag.
Womöglich gibt es in den EXIF-Daten gar keine konkrete oder vom Programm nicht lesbare Vorgabe und das Anzeigeprogramm „vermutet“ hier nur denselben Wert, den der tatsächliche Brennweiteneintrag vorgibt.
Dieses Feld im Zweifelsfall leer zu lassen, bzw. nur ein „?“ zu setzen, wäre wohl der elegantere Weg.

Hi!

Um jetzt nochmehr ins Detail zu gehen und mal ordentlich klugzuscheißen: Bei der Panasonic ist das irgendwie auf den Crop-Faktor umgerechnet, bei der Nikon mit dem 300mm-Objektiv sind 300mm ganz einfach 300mm, egal ob Crop-Sensor oder Vollformat.
Der Unterschied besteht lediglich beim Bildausschnitt, der beim Cropformat „beschnitten“ ist und somit nach einer längeren Brennweite aussieht, obwohl er es eigentlich nicht ist.
Nimm ein 300mm-Bild einer Vollformat-Kamera, beschneide es um den Crop-Faktor und du bekommst den Ausschnitt des Bildes, den ein Crop-Sensor liefern würde; der Fokusbereich würde bspw. gleich bleiben.
Der Effekt beim Crop sieht wie eine Brennweitenverlängerung aus (also statt 300mm dann 480mm), denselben Effekt erzielst du aber auch, wenn du ein Bild nur beschneidest, also bspw. ein 300mm-KB-Bild um 50% verkleinern und schon hast du ein gecropptes 600mm-Bild.

Grüße,
Tomh

Der rote Rahmen und das rote „?“ stammen von mir - habe ich nur der Verdeutlichung wegen auf den screenshot geschrieben. Ich habe das nachgesehen: die EXIF-Daten sind vom Grafikprogramm nicht interpretiert. Die EXIF-Daten der Bilddatei selbst behaupten „FocalLengthIn35mmFormat“ seien 300mm. Ich glaube wie gesagt, Nikon schreibt diese Daten falsch.

das 35 mm Format entspricht Vollformat, da sind 220mm brennweite 220mm brennweite egal welchen Sensor du hast (das mit den Bildausschnitt wurde schon erwähnt) . Nicht wie bei den umgerechneten Objektiven bei den die Brennweite anhand des Bildausschnittes angegeben wird.

@Naseweis: das Argument verstehe ich leider nicht. Schon richtig: Brennweite ist Brennweite, völlig unabhängig davon welche Kamera mit welchem Sensor man daran anschließt. Mit den EXIF-Tags sind aber doch eigentlich die Bildausschnitte gemeint. Oder was sonst ist der Unterschied zwischen EXIF-Tag „FocalLength“ und „FocalLengthIn35mmFormat“?

vermute mal dei Focallength bezieht sich auf die Einstellung auf den Objektiv, sprich du stellt bei ein Objektiv was auf MICRO FOUR THIRDS angepasst wurde die mm angabe 25 ein, dann steht dort 25mm Was der angabe auf den Objektiv entspicht. Aber umgerechnet auf das Kleinbildformat entsprecht das Objektiv einen Brennweite von 50mm FocalLengthIn35mmFormat.

Sind die Angaben auf den Objektiv Standardmäßig auf Kleinbild bezogen sollten die Beiden Werte identisch sein.

ist aber erst mal eine Vermutung.

Um die Diskussionen zusammenzufassen; die richtige Antwort ist:
Die Angaben sind nicht vergleichbar, weil die Angaben manchmal auf Kleinbild-Format umgerechnet sind, und manchmal nicht. Im konkreten Fall galt:

  • Angaben von Nikon-Objektiven sind nicht auf KB-Format umgerechnet. D.h. eine Linse „70-300mm“ muss mit dem Sensor-Cropfaktor multipliziert werden, um zur KB-äquivalenten Brennweite zu kommen; bei Nikons DX-Format sind 300mm also 300mm x 1,52 = ca. 460mm
  • Angaben von Kompakt- inkl. Bridgekameras sind oft bereits auf KB-Format umgerechnet. D.h. die 400mm der FZ1000 sind physikalisch eigentlich nur 146mm (woraus sich der Cropfaktor von 2,74 des 1-Zoll-Sensors errechnen lässt).

Achtung: die EXIF-Angaben der Kamerabilder sind nicht unbedingt korrekt. Beispielsweise scheinen die KB-Angaben der Nikon (EXIF-tag „FocalLengthIn35mmFormat“), die auch in der Fragestellung angegeben wurden, inkorrekt.

Und - nachdem ich neu hier bin - wie mache ich diese eigene Antwort nun zur „besten Antwort“? :-]

Hier noch eine Anmerkung, weil ich gerade darüber gestolpert bin:
Es scheint in der Tat ein Firmware-Update für die D5200 zu geben, die das Problem „falsche Äquivalenzbrennweite in Bild-Metadaten“ behebt. Hier gefunden:
https://downloadcenter.nikonimglib.com/de/download/fw/153.html
„Es wurde geändert, wie in den Exif-Bilddaten die Äquivalenz-Brennweite für das Kleinbildformat angezeigt wird.“
Vielleicht hilfreich für jemanden der das beheben möchte.

Das
„Achtung: die EXIF-Angaben der Kamerabilder sind nicht unbedingt korrekt. …“

ist doch genau das, was ich in meiner ersten Antwort schon schrub:
„Viele Hersteller nehmen es mit dem Cropfaktor des Sensors nicht soooo genau“.

Tatsächlich hilft ein wenig eigenes Kopfrechen oft weiter. :sunny:

Also bei allem Respekt, die beiden Aussagen
„Hersteller nehmen es mit dem Cropfaktor des Sensors nicht soooo genau“ und
„Die EXIF-Angabe ‚FocalLengthIn35mmFormat‘ der Nikon D5200 hat einen Fehler“
sind dann doch sehr unterschiedlich. Aussage 1 kann alles mögliche sein. Letztere ist sehr spezifisch - und hat sich denn auch als Ursache herausgestellt.
Nichts für ungut aber - auch einen Sonne an diesem Regentag: :sunny:

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