Warum sind Straßen kurvig?

Hallo,

das interessiert die Straßenbauer aber einen feuchten Kehrricht :smile:

Grundsätzlich spielen beim Straßenbau folgende Dinge eine wesentliche Rolle:

1.Eigentumsverhältnisse

2.Wetterverhältnisse (Stichworte: Überflutungen/Rutschungen von Gestein oder Schnee)

3.Tragfähigkeit des Bodens/Untergrund

4.Art des Verkehrs bezüglich Steigungen/Gefälle

2 Like

Hallo zusammen,

viele Straßen haben aus offensichtlichen Gründen Kurven, z.B. weil Gebäude, Berge, Wälder, Gewässer oder private Grundstücke im Weg sind.
Aber manchmal schlängeln sich Straßen durch gleichförmige Landschaften. Z.B. gibt es auf Island große, ebene Wüsten aus vulkanischem Staub und Gestein, durch die Schotterpisten gelegt sind. Scheinbar zufällig folgt Kurve auf Kurve, obwohl das Gelände es erlauben und sogar nahelegen würde, eine schnurgerade Straße hindurchzulegen. Weiß jemand warum dies so ist?

Beste Grüße
Tychi

da irrst du aber sehr gewaltig. Schon beim Bau der ersten Autobahnen in Deutschland war das ein wesentliches Argument.

1 Like

weil bei gleichförmiger Strasse der Fahrer zum Einschlafen tendiert !

Hallo Benny,
in Deutschland interessiert sich der Straßenbau wohl nicht allzu sehr für „Kurvenästhetik“.
Das ist aber mit Sicherheit anders in Ländern, wo z. B. die Motorradtouristik einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt.
Ich meine, dass es auf Sardinien so ist.
Island - womöglich ähnlich ( ? )
Beste Grüße
Thomas

Hallo,

Es kommt noch eins dazu:
Die eine oder andere Straße folgt einer uralten Trasse, die sich aus ganz anderen Gründen so ergeben hat, wie sie jetzt ist. Möglicherweise war es mal für Fußgänger und Viehgespanne so „richtig“. (Ein gutes Beispiel ist der Broadway, ein alter Indianerpfad, der in das Straßennetz von Manhatten überhaupt nicht hineinpasst.)

Gruß
Jörg Zabel

Hallo,

das ist mit Verlaub gesagt Quark…„den Autobahnbauern“ (also dem Dritten Reich)

ging es um Militärische Belange.

Einschlafende Fahrer werden da unter Kollateralschäden abgebucht und nicht nur damals.

Auch nach dem 2. Wk bei den ganzen Manövern hier in der BRD gab es etliche Tote,weil unter anderem auch die Fahrer von Militärfahrzeugen nach 24 Stunden am Steuer eingepennt sind.

Hallo Jörg,

ja richtig,weil man eben die Erfahrung nutze und viele dieser alten Wege ja schlechte Bodenverhältnisse umgehen.
Denn auch schon für Viehgespanne waren die Tragfähigkeitsverhältnisse des Bodens von wichtiger Bedeutung.

Als bestes Negativbeispiel kann man die A 45 (Sauerlandlinie) doch nehmen.
Anstelle den Tälern zu folgen,baute man hohe Talbrücken,die dieser Straße seit ihrem Bestehen immer Probleme mit Glatteis oder Seitenwinden beschert.

Hi,

in Island nimmt der Straßenverlauf sogar Rücksicht auf Trolle und Elfen… :wink:

In Deutschland vielleicht nicht direkt, aber es wurde auch viel hinsichtlich Naturschutz (gefährdete Arten) etc von Krötenwanderungen über Wildwechsel bis zum Juchtenkäfer (Stuttgart 21) auch Änderungen an Baumaßnahmen für den Verkehr vorgenommen (gab auch oft Kritik vom Rechnungshof)…

Tunnels sind m.W. meistens nie hundertprozentig geradeaus gebaut, um die Leute nicht zum Rasen zu veranlassen, da sie schnell wieder raus wollen, wenn sie sprichwörtlich das Licht am Ende des Tunnels sehen.

lg,
vordprefect

Hi,

richtige Horrorpisten waren in dieser Hinsicht die französischen Nationalstraßen, die ganz im Gegensatz z.B. zur erwähnten Sauerlandautobahn im 18. - 19. Jahrhundert teilweise tatsächlich mit angelegtem Lineal geplant wurden, wenn solche schnurgeraden Landstraßen (ich weiß nicht, ob im Zentrum, im Südwesten oder in der Auvergne noch solche Abschnitte erhalten sind) insgesamt drei Spuren hatten, von denen die mittlere für Überholende in beiden Richtungen gedacht war. Es ist eigentlich erstaunlich, dass es auf diesen Straßen nicht viel mehr Frontalzusammenstöße gab.

Schöne Grüße

MM

Hallo Tychi,

ich kenne die kurvigen Straßen vor allem in ländlichen Gebiet (also kleine Landstraßen und Straßen, die zu Gemeinden oder Bauernhöfe führen).
Da wurde dann eben die Straßen um Felder, Grundstücke oder Bauernhöfe/Gebäude herumgebaut.
Es gibt auch Hügel oder andere (für Laien nicht ersichtliche) Gründe an bestimmten Stellen nicht zu bauen.
Dementsprechend wurden die Straßen mehr oder weniger kurvig.

Schöne Grüße,

Philipp.

Die Gefahr des Einschlafens hat ja schon Anonym erwähnt. Und die ist nicht zu unterschätzen. Das kennt sicher jeder, der nur leicht müde eine leere Autobahn befährt. Man beginnt, einzuschlafen, und ist froh, wenn man in die Stadt kommt. Da hält einen die Abwechslung ganz allein wach.

Dazu könnte noch die Blendgefahr kommen. Nicht jeder Scheinwerfer ist korrekt eingestellt. Da ist man froh, wenn das nur einige Sekunden anhält, nicht Minuten.

Zuletzt verhindert man auch wirkungsvoll Überholvorgänge, weil die überschaubare Strecke nicht reicht, außer mit stakt motorisierten Autos und Motorrädern. Ob das Absicht ist, kann ich aber nicht sagen. Lästig ist es schon zuweilen.

Hallo MM,

iss zwar völlig OT, aber egal.
Die beidseitig zugänglichen Mittelspuren gibt es mW nicht mehr. Der letzte mir bekannte Abschnitt auf der N88 Mende-A75 wurde vor ca. 3 Jahren ummarkiert.

Die Linealstrassen gibt es sehr wohl noch, wenn auch nicht unbedingt als RN, da viele alte RNs ganz oder teilweise herabgestuft und umnummeriert wurden. Meine gute alte Stammpiste N83 Strasbourg-Lyon (Seufz) wechselt (ohne Autobahnabschnitte) mindestens 7x die Bezeichnung/Nummerierung. Auch diese hat ja im Elsas und zwischen Besoncon und Bourg einige Linealabschnitte.
Besonders deutlich sieht man diese Linealabschnitte noch beim Blick auf die Karte im Pyrenäenvorland westlich von Toulouse und im östlichen und südlichen Burgund - besonders zwischen Lons, Dole, Dijon und Villefranche s/S. Ich fand sie aber immer ganz angenehm zu fahren, da idR die Landschaft interessant war und man auch mit vollgepacktem R4 noch Chancen hatte, einen Lastzug zu überholen.

&Tschüß
Wolfgang

In den USA hat man Strassen, die viele Kilometer schnurgerade sind, da schlafen auch nicht mehr Leute ein als hier.

Es gibt tatsächlich eine Norm, dass Straßen über längere Strecken nicht gerade gebaut werden dürfen. Ich glaube bei Autobahnen muss mindestens ein Kurvenradius von 20km bestehen. Es gibt, glaube ich, zwei Gründe. Die monotone Gerade erzeugt Müdigkeit. Zweitens bei einer Geraden sieht das Auge nicht mehr dreidimensional und kann die Entfernungen zusammen mit der Geschwindigkeit nicht mehr richtig einschätzen. Das ist zB bei zweispurigen Straßen beim Überholen wichtig, wenn man die Entfernung und die Geschwindigkeit des entgegenkommenden Fahrzeugs einschätzen muss.

Hallo Wolfgang,

ja - auf diesen schnurgeraden Landstraßen konnte man bei warmem sonnigem Wetter schon auch mal einen fliegenden R4 sehen, wenn die Luft auf der gradaus voraus liegenden nächsten Hügelkuppe spiegelte und auf diese Weise optisch ein Stück Luft zwischen dem Auto und der Straße war.

Schöne Grüße

MM

Vielen Dank euch allen für eure Antworten. Es gibt wohl eine Menge Gründe für kurvige Straße, was aber nicht heißt, dass sie in allen Ländern immer zur Anwendung kommen. Mir fielen auch noch die Luftaufnahmen schnurgerader Highways in den USA ein.

Servus,

die Sache mit dem militärischen Zweck der Autobahnen ist eine kaum ausrottbare Legende.

Dass die Wehrmacht im Osten keinen „Blitzkrieg“ in die Reihe gekriegt hat, lag wesentlich auch daran, dass sie bei allen Transporten über mittlere und weite Distanz ausschließlich auf die Schiene orientiert war.

Im übrigen gab es einen einzelnen Architekten, der das Konzept für die deutschen Autobahnen entwickelt hat; der war nicht „das Dritte Reich“, sondern Albert Speer. Dieser hat im Gegensatz zu anderen Ländern bei den Autobahnen großen Wert auf eine Anpassung an die Landschaft gelegt. Das lässt sich übrigens unter anderem an der Sauerlandlinie sehen, die in Frankreich geplant und gebaut vermutlich vollkommen gerade verliefe.

Beiläufig: Ich wohne direkt neben der einzigen Autobahn, die Albert Speer tatsächlich mit dem Lineal gezogen hat: Das ist die Achse Heidelberg - Mannheim, die mit regionalhistorischer Perspektive die heute kaum mehr sichtbare barocke Chausee von der früheren Residenz Heidelberg zum Schloss Schwetzingen zitiert und in Mannheim in der Stadt genau so gerade weiterläuft - es war bereits damit begonnen worden, die Planken deutlich zu verbreitern, um Raum für Aufmärsche zu schaffen.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

nein

die Sache mit dem militärischen Zweck der Autobahnen ist eine kaum ausrottbare Legende.

das ist keine Legende,schon bei der ursprünglichen Planung „HaFraBa“ der ersten Autobahn
hatte das Militär,wie bis zum Zusammenbruch des Ostblockes in den
1990er-Jahren bei allen Verkehrsprojekten (egal ob Schiene/Straße/Wasser/Luft) ein gewichtiges Mitspracherecht.

Auch Hitler hatte den militärischen Nutzen immer im Sinne,denn seine Forderung nach einem
Volkswagen war ja nicht zum Wohle des Bürgers gedacht,sondern wie er bereits in einer Rede 1935 erklärte.Denn wenn die Leute privat alle das gleiche Fahrzeug fahren,kann man im Kriege auch alle als Fahrer einsetzen.

und das:

Im übrigen gab es einen einzelnen Architekten, der das Konzept für die
deutschen Autobahnen entwickelt hat; der war nicht „das Dritte Reich“,
sondern Albert Speer. Dieser hat im Gegensatz zu anderen Ländern bei den
Autobahnen großen Wert auf eine Anpassung an die Landschaft gelegt.

stimmt nicht.
Zuständig für diese Planungen war Todt, der sich diese Ideen bei den Amis abgeschaut hatte:

R. HOFFMANN:
„Prachtstraßen (Noble Highways)“ in: Die Strasse, 1935 S. 493-495
Wolfgang SINGER:
„Parkstraßen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika“ in: Die Strasse, 1935, S. 175-178

Außerdem hat diese Konzept den militärischen Vorteil,das man sich jederzeit in die Büsche schlagen kann.

Und dazu:

Dass die Wehrmacht im Osten keinen „Blitzkrieg“ in die Reihe gekriegt
hat, lag wesentlich auch daran, dass sie bei allen Transporten über
mittlere und weite Distanz ausschließlich auf die Schiene orientiert war

Hautptsächlich lag es am GröFaz , der nicht auf das OKW hören wollte.

Würde ich so nicht unterschreiben: