Als Zoologe bin ich nicht zu tief in der botanischen Literatur verankert, daher frage ich so:
Warum verströmen die Samen von Ginkgo biloba einen extrem unangenehmen Geruch nach Buttersäure? Na klar, weil sie Buttersäure enthalten, aber wieso tun sie das? Ich kann mir schwerlich vorstellen dass das auf ein Tier anziehend wirkt. Womit sich die zweite Frage stellt: Wie werden die Samen von Ginkgo verbreitet?
Hallo, Samen „wollen“ zuförderst verbreitet und nicht unbedingt gefressen werden, außer es geschieht zerstörungsfrei und mit einem ordentlichen Klacks Dung. Gruß, eck.
der unangenehme Geruch stammt nicht von den isolierten Ginkgosamen selber, sondern von der äußeren, harzig-fleischigen Außenschicht der Samenschale.
Im reifen Zustand verströmt diese Schicht tatsächlich einen widerlichen Geruch nach Buttersäure.
Vielleicht entsteht die Buttersäure durch Vergärung von bestimmten Zuckern durch z.B. Clostridium butyricum, und die Frucht wirkt nicht zuerst auf Tiere, sondern auf spezielle Bakterien anziehend.
Mit dem Geruch ist das so eine Sache: Die Durianfrucht, von den Europäern als „Stinkfrucht“ bezeichnet, wird in Ostasien als Delikatesse gegessen.
Als Zoologe sollten dir einige Beispiele von Aasfressern geläufig sein, wo sich die Tiere nicht bei jeder „abgehangenen“ Mahlzeit gleich übergeben müssen und einen Buttersäure-Hautgoût eventuell sogar als verdauungsfördernd empfinden.
Womit sich die zweite Frage stellt: Wie werden die Samen von
Ginkgo verbreitet?
Ich hab mal gegoogelt und folgendes gefunden:
Heute ernähren sich verschiedene Säugetiere von den Samen und verbreiten sie wahrscheinlich auch: so das rotbäuchige Eichhörnchen (Callosciurus flavimanus var. ningpoensis) auf dem Tianmu Berg, welches zur Gattung der Schönhörnchen gehört, und das graue Eichhörnchen (Sciurus carolinensis) im Osten von Nordamerika.
Ebenso tragen fleischfressende Tiere wie der Larvenroller (Paguma larvata) auf dem Tianmu Berg, die Leopardenkatze (Prionailurus bengalensis) in der Hubei Provinz (China) und der Marderhund („hondo-tanuki“ = Nyctereutes procyonoides) in Japan zur Verbreitung der Samen bei. Diese Fleischfresser fressen ganze Samen und scheiden sie unversehrt mit ihrem Kot wieder aus. Wahrscheinlich werden sie durch den Geruch der verrottenden Samenschale, der dem von verwesendem Fleisch ähnlich ist, dazu verleitet die Samen zu fressen.
Andere Verbreiter sind möglicherweise Vögel, zum Beispiel Krähen, und Mäuse.
Die Verbreiter befördern die Samen an einen Ort, wo sie weniger Kampf ums Licht oder andere lebenswichtige Bedingungen haben. Man hat ein Samenversteck in einer Astgabel gefunden, die sich 50 m von dem nächsten weiblichen Baum befand. Es wurde wahrscheinlich von Vögeln angelegt. In Nordamerika hat man Samen ohne fleischige äußere Samenschale bis zu 150 m von dem nächsten samenproduzierenden Ginkgo entfernt gefunden. (Quelle: http://www.xs4all.nl/~kwanten/germpropagation.htm )
Vielen Dank für die erschöpfende Antwort! Man sieht wieder mal wie sich die Sinneseindrücke subjektiv von Art zu Art unterscheiden. Schwer vorstellbar dass ein anderes Tier als ein reiner Aasfresser sich von diesem Gestank angezogen fühlt.
Ja, da neigt man manchmal zum Vermenschlichen
Was man auch noch bedenken muss, bei Vögeln als Samenverbreiter: Die meisten Vögel haben ja keinen Geruchsinn, von daher ist es denen relativ egal, wie die Frucht riecht.
Was man auch noch bedenken muss, bei Vögeln als
Samenverbreiter: Die meisten Vögel haben ja keinen Geruchsinn,
von daher ist es denen relativ egal, wie die Frucht riecht.
Womit sich die zweite Frage stellt: Wie werden die Samen von Ginkgo verbreitet?
Die „Pflaumenfrüchte“ des weiblichen Ginkgos benötigen ein vom Wind zugewehtes männliches Pollenkorn. Die Befruchtung löst ein sofortiges Wachstum des Keimlings aus, am Baum oder auf dem Boden. Samenkornbildung gibt es beim Ginkgo nicht.
Ginkgobäume haben erst ab ihrem ca. 30. Lebensjahr Geschlechtsreife.
Oldies but goldies.