‚Gott‘ und die Lust
Hi Werner.
das ist nun sicher so etwas wie beschäftigungstherapie.
Claro. Auch jüdische Theologen wie Pinchas Lapide…
http://botschaft.kilu.de/cms/
… vertreiben sich nur die Zeit, wenn sie solchen Fragen nachgehen (und das Warum der Schöpfung ist ein Lieblingsthema von Lapide und der Kabbala überhaupt).
Auch bei Uni-Diskussionen…
http://fodok.uni-salzburg.at/pls/portal/nav.show?x=&…
(siehe auf der Website weiter unten)… quatschen die Profs und Doctores und Studierenden nur über das Warum der Schöpfung, weil der Tag lang ist.
Ich denke, die eigentlichen brisanten Fragen müssten aber
lauten: warum schuf „Gott“ (ein hypothetisches Wesen) die
Welt?
Fragen nach Motiven lassen sich schon bei Menschen von außen
nicht mit Sicherheit beantworten.
Damit hat schon Sun Tsu argumentiert, ohne mich zu überzeugen. Dein Verweis auf die Unbeantwortbarkeit der Warum-Frage…
Bei einem nur durch Selbstoffenbarung zugänglichen Wesen bleibt da gar nichts übrig, außer dem was dieser Gott darüber selbst aussagt. Da er nichts darüber aussagt, gibt es keine Antwort.
… ist so leer wie die Welt am ersten Tag der Schöpfung.
Also bleibt´s an mir, dem Skeptiker, hängen, eine Antwort zu präsentieren.
Im Buch der Sprichwörter (Spr 8,22-31 EU) spricht die personifizierte Weisheit:
„Der Herr hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. Als die Meere noch nicht waren, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fließen. Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln ward ich geboren, als er die Erde noch nicht gemacht hatte noch die Fluren darauf noch die Schollen des Erdbodens. Als er die Himmel bereitete, war ich da, als er den Kreis zog über den Fluten der Tiefe, als er die Wolken droben mächtig machte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, als er dem Meer seine Grenze setzte und den Wassern, dass sie nicht überschreiten seinen Befehl; als er die Grundfesten der Erde legte, da war ich als sein Liebling bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit; ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern.“
Die Weisheit war also schon vor der Schöpfung eine „Gespielin“ Gottes und war das auch während der Schöpfung: „ich war seine Lust täglich“. Zugleich vergnügt sie sich ihrerseits mit „den Menschenkindern“.
Diese Weisheit ist gleichzusetzen mit dem „Heiligen Geist“.
Ich denke, dass ein Columbo hier schon Ansatzpunkte für ein Warum der Schöpfung fände - ein „psychologisches Motiv“, wenn man so will, denn von Lust ist viel die Rede.
Für die Hebräer galt der Heilige Geist als weiblich. Der Theologe Kuhlmann schreibt dazu:
http://www.stereo-denken.de/diomadre.htm
„Die Propheten, Jesus selbst und die Apostel, sie alle hatten also, sprachen sie vom Heiligen Geist, wenn überhaupt eine Person, dann eine Sie im verborgenen Bilderreich ihres Unterbewußtseins und keineswegs wie wir einen irgendwie gestaltlosen Er. Soviel Macht hat die Sprache. (Laut Hieronymus ist bei den Hebräern der Heilige Geist weiblich; sie legen den Psalmvers „Wie die Augen der Magd auf die Hände ihrer Herrin“ auf die Seele und ihre Herrin, den Heiligen Geist).“
Zitat Ende.
Kurz und gut: es spricht nichts dagegen, die Weisheit aka Heiliger Geist als Geliebte des Gottes aufzufassen. So macht die Trinität dann auch mehr Sinn (Vater-Sohn-Mutter).
Wer etwas über das „Warum“ göttlicher Schöpfung spekuliert, sagt im Grunde eigentlich nur etwas über sich selbst aus.
Ja, nämlich das, dass er Logik über blinden Glauben stellt.
Schließt eine unzeitlichkeit Gottes zeitliche Aussagen in Bezug auf ihn aus. Oder andersherum ist für ein Wesen außerhalb der Zeit jedes Ereignis gleichzeitig, immer und nie, weil diese Kategorien auf es einfach nicht zutreffen.
Das ist ja doch mal ein Ansatz, den man ernsthaft bedenken kann. Auch hier ergibt sich aber ein logisches Problem:
Z.B. die Willensfreiheit des Menschen, die es laut Christentum gibt. Wenn denn die menschlichen Entscheidungen frei sind, dann kann es keinen festgelegten Geschichtsablauf geben. Deine Annahme, dass Gott zu jedem Ereignis gleichzeitig ist, impliziert aber, dass er jedes Ereignis kennt. Was heißt, dass aus Gottes Perspektive die Geschichte festgelegt ist.
Wieso dann aber Gottes Zorn, als die Israeliten um das Goldene Kalb tanzen? Zornig ist nur jemand, der von einem unangenehmen Ereignis überrascht wird. Also kann deine These, dass Gott jedem Ereignis gleichzeitig ist, nicht zutreffen.
Schöpfung - das heißt doch: es gibt einen Zustand v o r der Schöpfung. Denn durch die Schöpfung geschieht oder wird etwas Neues.
Keine Ahnung was du uns mit diesen Spielchen zeigen willst.
Auch ich spiele gern, nicht nur der Heilige Geist 
Weiter unten gehst du doch selbst davon aus dass die Zeit
selbst Teil der Schöpfung ist. Darum trifft die Aussage eines
davor nur auf die Schöpfung selbst zu, nicht für den Schöpfer.
Für den Schöpfer gibt es kein vor der Schöpfung, weil das ja
die Existenz von Zeit voraussetzen würde, die außerhalb der
Schöpfung nicht vorhanden ist.
EBEN. Das ist doch der Punkt, den ich als Widerspruch kritisiere. Denn wenn es keine Zeit gibt, kann es auch keine Schöpfung geben. Ist das so schwer nachzuvollziehen?
Daraus folgt: es gab nie einen Schöpfungsakt, und die Welt war „schon immer“ dar. Das ist genau mein Standpunkt (und längst nicht nur meiner).
Also kann „Gott“ nicht ein Gott ohne Welt gewesen sein, b e v o r er die Welt schuf. Diese Annahme - es gab mal einen 'Gott` ohne Welt -setzt voraus, dass „Gott“ in der Zeit ist.
Wenn wir (das) mal ernst nehmen, dann wird diese Aussage von innerhalb der der Schöpfung gemacht, von Wesen, die zeitlich gebunden sind. Das sagt also primär etwas über uns aus. Für uns gab es Gott bevor es uns gab. Aus gottes Perspektive ist diese Aussage völlig bedeutungsleer.
Das ist jetzt wieder der Rückzug auf den „Gott ist unergründlich“-Standpunkt, mit dem man einem Atheisten bitte nicht kommen darf. Der Schöpfungsbericht stammt, wie du weißt, von MENSCHEN - also von Wesen, die „zeitlich gebunden sind“. All die Widersprüche in dieser Konstruktion resultieren genau daraus.
Insofern könnte man auch sagen, die Schöpfungsgeschichte ist „völlig bedeutungsleer“, da sie von zeitlichen Menschen verfasst wurde, die über ein zeitloses Wesen berichten und dabei menschliche Kategorien darauf projizieren.
Was mich betrifft, so stelle ich diese Widersprüche einfach nur fest - produziert haben ihn die Jungs vor ein paar Tausend Jahren.
Gruß
Horst