Warum wählen so viele CDU?

Warum wählen eigentlich so viele Leute CDU. Deren Politik richtet sich hauptsächlich an große Unternehmen, deren Geschäftsführer und reiche. Auf den Großteil der Deutschen trifft nichts davon zu. Ich hatte nach dem Abgang von Merkel mit einem viel stärkeren Einbruch gerechnet.

1 Like

Hallo,
ich nicht, schließlich ist die CDU seit 1949 fast immer mit in der Regierungsverantwortung gewesen und damit auch politisch mitverantwortlich dafür, dass wir doch in stabilen Verhältnissen leben.
Das vergessen die Wähler, und vor allen Dingen die älteren Jahrgänge nicht. Ich bin , obwohl selbst kein CDU-Wähler auch fest davon überzeugt, dass ohne Corona und den miserablen innerparteilichem Bild die Verluste nicht so stark ausgefallen wären.
Wenn sie jetzt mal (wieder) in die Opposition geht, dann wird das bei der nächsten Wahl auch wieder anders aussehen, meine ich.
Gruss
Czauderna

3 Like

Aber nur ohne Laschets Kanzelerambitionen.
ramses90

2 Like

also an viele Arbeitgeber, die - je nach Auslegung „groß“ - vielen bis „den meisten“ Menschen ein Einkommen ermöglichen. Manche erkennen, dass man das nicht unbedingt kaputt machen muss.

hmm… wer das Doppelte des Hartz IV - Satzes hat, ist der dann reich? Aus Sicht der Armen: sicher… Die wirklich Reichen (also mal über 10 Millionen Vermögen), die sind dann schon vor der latenten Gefahr gewarnt, dass hier das Finanzamt mal zuschlagen wird und der Großteil ihrer Schäfchen u.A. in Irland weiden.
Leider wird hier immer noch der 50-Jährige mit abbezahltem Reihenhaus als „Reicher“ angesehen. Was der allerdings oft jahrzehntelang entbehrt hat, wird dann gern vergessen.

3 Like

Wenn Dir nicht mehr als die zitierten Plattheiten einfällt, dann ist es auch kein Wunder, dass Du es nicht verstehst. Die CDU hat immer schon Wähler außerhalb deines empfundenen Spektrums gehabt, und das nicht zu knapp. Seien es christlich eingestellte Menschen, insbesondere in der katholischen Kirche, seien es eher konservativ denkende Menschen (die deshalb noch lange nicht rückständig sein müssen), Beamte, der ganze Mittelstand (und nein, man ist nicht reich, nur weil man Angestellter oder Selbständiger ist, und es für eine Eigentumswohnung oder ein Einfamilienhaus reicht), …

Natürlich hat diese Partei auch ihre schwachen Seiten - wie jede andere auch. Aber sie war aus gutem Grund seit Gründung der Bundesrepublik immer eine der stärksten Parteien, hat deshalb entsprechen häufig Kanzler und eine Kanzlerin gestellt, weil sie eben für ein sehr breites Spektrum wählbar ist, das sich von ihr offenbar gut vertreten fühlt. Das muss man einfach ganz neutral so sehen und anerkennen.

Die diesjährige Personaldebatte und die großen Schuhe einer Kanzlerin, für die die CDU nicht wirklich einen überzeugenden Kandidaten als Nachfolger aufzustellen in der Lage war, spiegeln sich jetzt natürlich im Wahlergebnis nieder. Da hat sich die SPD mit einem zwar ebenfalls jetzt nicht wirklich überzeugenden Kandidaten, den man aber ohne großes Gezerre aufgestellt hat, und der sich zumindest über den Wahlkampf keine großen Schwächen geleistet hat, besser positioniert. Aber man sollte nicht vergessen, dass die SPD bis recht kurz vor das Ende der Legislaturperiode als „Kleinpartei“ gehandelt wurde, die erst auf den letzte Metern mit deutlicher unfreiwilliger Hilfe der Union und nicht unbedingt durch eigene Leistung durch genau dieses „zumindest keine großen Schwächen gezeigt“ Boden gut gemacht hat.

Schauen wir mal, wie das dann bei der nächsten Wahl aussehen mag, wenn die Leute gegebenenfalls von einer Ampel-Koalition genervt sind, und die Union wieder ein besseres Händchen bei der Aufstellung eines Kanzlerkandidaten hat.

4 Like

Genau diesen Eindruck habe ich. Es gibt offensichtlich viele Wähler aus den unteren Bevölkerungsschichten, die diese Partei wählern weil die das C im Namen haben.
Dann gibt es noch die Meinung: die CDU kann Wirtschaft.
Ob dabei wer oder was unter die Räder kommt ist egal.

Richtig!
Er muss gut aussehen und gute Reden halten können. Dann wird er auch gewählt. Egal, ob er irgendwo Leichen im Keller hat.

Warum wählen eigentlich so viele Leute CDU.

So wenige Wahlberechtigte, nämlich ca. 18,5%, die CDU gewählt haben, gab es noch bei keiner anderen Bundestagswahl. Viele, nämlich ca. 44%, waren es z.B. 1957.

Auf den Großteil der Deutschen trifft nichts davon zu.

Auf die trifft aber zu, dass ihre wirtschaftliche Situation gut bis sehr gut ist und es ihnen noch nie so gut ging, wie nach 16 Jahren Merkel bzw. insgesamt 52 Jahren CDU-geführter Regierung .

die diese Partei wählern weil die das C im Namen haben.

Es gibt aber auch viele " Wähler aus den unteren Bevölkerungsschichten ", die
SPD wählen, weil die das „S“ im Namen haben und / oder weil Vater und Großvater auch schon SPD gewählt haben. In meinem Wahlkreis z.B. hat bisher immer die SPD gewonnen, diesmal sogar mit knapp 53%.

1 Like

Bis in die 80er standen drei Parteien zur Wahl (wenn man die Kleinstparteien mal weg läßt): CDU, SPD und FDP. CDU wählte man, wenn man gut situiert, christlich und/oder konservativ war. SPD wählte man, wenn man weniger gut verdiente, Rentner oder Arbeitsloser war. FDP wählte man, wenn man dazwischen stand.

Mitte der 80er kamen die Grünen sichtbar ins Spiel. Die wählte man, wenn man eher links war, aber nicht ganz, und etwas für die Umwelt übrig hatte. Da die Schnittmenge mit der SPD größer war als mit der CDU und der FDP, verlor vor allem die SPD Wähler an die Grünen.

Mitte/Ende der 90er traten zunächst die PDS, später auch die WASG bzw. danach zusammen als Linke im Bundestag auf. Die wählte man vor allem, wenn man Deutschland nicht in der NATO sehen wollte und wenn man dafür war, daß die Einkommen ohne Gegenleistung stiegen (also Renten, ALG usw). Auch hier war die Schnittmenge mit den SPD-Positionen groß, so daß die SPD Stimmen an diese Partei verlor. Das verstärkte sich ab 2005, d.h. der ersten Wahl nach den Agenda-Beschlüssen unter Schröder.

Also: wir kommen aus Zeiten, in denen SPD+CDU+FDP gerne mal 95% der Stimmen ausmachten, wovon dann regelmäßig 40/45%+x auf CDU und FDP entfielen und die restlichen 40-45% auf die SPD. Nun entfallen diese 40-45% auf die SPD, die Linke und die Grünen. Was also die CDU davor bewahrte, einen ähnlichen Aderlaß zu erleiden wie die SPD, war der Umstand, daß bis inkl. 2013 niemand ernsthaft an 40/45+x für CDU und FDP nagte.

Aber dann, bei den darauf folgenden Wahlen, wurde doch ein bißchen genagt, nämlich von rechts. Also lautete die Formel: CDU+FDP+afd=40+x. Nur ist die afd leider als Koalitionspartner für demokratisch orientierte Parteien nicht geeignet.

Im Grunde aber hat sich in den letzten 40 Jahren kaum etwas geändert: 45% der Wähler sind eher links bis links-liberal, 45% der Wähler eher rechts-liberal über konservativ bis rechts. Nur verteilen sich diese Gruppen jeweils auf drei Parteien und nicht mehr auf eine bzw. zwei.

Bei der jüngsten Wahl kam als Sonderfaktor Laschet hinzu sowie das Klimathema, bei dem die CDU, eigentlich die ganze Große Koalition und nicht zuletzt auch Laschet völlig versagt hat. Wobei aber tatsächlich auf den CDU/afd/FDP-Block auch gestern bei den Zweitstimmen ziemlich genau 45% entfielen.

Es hat sich also eigentlich gar nicht so viel geändert.

5 Like

Das wird auch in den nächsten 20 Jahren ein Faktor zum Schaden der beiden großen Parteien sein, daß nämlich die erste Generation der Nachkriegswähler stirbt und gleichzeitig eine Generation Wähler wird, die Europa nicht mehr als Sammelsurium von Staaten kennt, sondern als Raum, in dem man sich mit der gleichen Währung frei bewegen kann. Ich rechne insofern damit, daß Volt bei den nächsten Wahlen noch zulegen wird.

Bei der SPD ist zusätzlich noch interessant, daß das eine Partei ist, bei der die Vorstellungen von Parteivorsitz/-vorstand, Mitgliedern und Wählern besonders krass auseinanderklaffen. Die Mitglieder wollen eine Partei für eine Klientel, die es kaum noch gibt (nämlich den schlecht verdienenden, schlecht ausgebildeten, hart arbeitenden Industrie- und Bergarbeiter. Die Parteiführung versuchte (vorübergehende Vergangenheit, weil ja mit Esken ein ziemlich linke vertreten ist, während Nowabo gerade den gemütlichen SPD-Bären macht, den es ja immer mal wieder brauchte: Vogel, Scharping, Beck, Gabriel) immer linker und grüner zu werden, um Grünen und Linke Wähler abzugewinnen und die Wähler (die früheren Wähler, muß man eigentlich sagen), woll(t)en eine SPD, die grün ist und ein bißchen linker als die CDU, die aber auch schon nach links gerückt ist, weil die ja Wähler von der SPD haben wollte und dafür dann Platz für die afd gelassen hat.

Es ist schon ulkig, was da passiert. Auch das ist wieder in Zeichen dafür, daß wir nicht von den klügsten, weitsichtigsten, vorausschauendsten, analytischsten Menschen regiert werden, sondern von denen, die sich in ihrer Partei am besten durchsetzen konnten.

Hallo,
auch das hat sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte nicht sonderlich geändert und wenn da mal eine andere Richtung aufkam (die Grünen), dann hat sich diese Richtung recht schnell an das Bisherige angepasst.
Machen wir uns doch nichts vor, solange des den Deutschen so geht, wie es ihnen jetzt geht, solange wird sich nichts Grundlegendes verändern. Corona und Flutkatastrophe haben da nur kurze Einflüsse und Spuren hinterlassen und auch die Linke und die AFD werden daran nichts ändern, was auch gut so ist.
Gruss
Czauderna

Es geht nun mal um Macht. Macht, die man erringen will, und die man nicht bereit ist abzugeben, wenn man sie erst einmal hat. Und insoweit sind die Damen und Herren nicht ansatzweise so dumm, wie es den ersten Anschein zu haben scheint, sondern sind ihre Ziele einfach andere als die des einzelnen Wählers. Will der etwas erreichen, sollte er sich daher tunlichst nicht auf Lebenszeit einer Partei verschreiben, sondern strategisch so wählen, dass diesem Machtstreben immer die Notwendigkeit des Kompromisses und die ganz reale Möglichkeit der Ablösung einer nicht zu starken Regierung gegenübersteht. Das hat früher mit drei Spielern ganz gut funktioniert, hat auch mit vier Spielern noch für ausreichend aber eben nicht zu starke Regierungen gereicht, wird aber mit radikalen Kräften an den Rändern, die wie in Sachsen und Thüringen ganz erhebliche Wählerzahlen ausmachen, aber zunehmend kompliziert.

Da will ich gar nicht widersprechen, aber als Partei und als Unternehmen und eigentlich so ganz generell fährt man recht gut, wenn man eine Zielkongruenz zwischen sich selber und denen herstellt, von denen man was will, denen man etwas verkaufen will usw.

Aus diesem Grund machen Unternehmen Marktanalysen, Kundenbefragungen usw. und aus dem Grund machen einzelne Politiker und parteinahe Stiftungen Wähleranalysen. Ja, so etwas gibt es wirklich. So gab es vor 15 Jahre die Studie „Gesellschaft im Reformprozess“ der Friedrich-Ebert-Stiftung, die dazu führte, daß der Begriff Prekariat zwischenzeitlich Eingang in die politische Sprache und den gesellschaftlichen Diskurs fand. Dort wurden die Wählertypen herausgearbeitet. Hier ist noch eine Zusammenfassung zu finden:
061017_Gesellschaft_im_Reformprozess_komplett.pdf (domradio.de)

Etwas ähnliches machte auch Möllemann in seinem Buch „Klartext für Deutschland“. Leider wurde das zu einer veröffentlicht, zu der sich die Öffentlichkeit ihre Meinung zu Möllemann schon gebildet hatte. Tatsächlich arbeitet er dort heraus, warum die FDP eine Zielgruppe von (damals) rd. 18% der Wähler hat. Blöd war nur, daß Westerwelle das Buch nicht gelesen oder verstanden hat und die Zahl 18 so lustig fand (die war ja auch lustig weit von den damaligen Wahlergebnissen entfernt; 6-8% holte man damals), daß er mit seinem Spaßwahlkampf 2005 darauf reagierte.

Will sagen: man kann so etwas machen und man kann so etwas fundiert machen. Das Problem ist, daß der Weg von Ergebnis bis zum Wahlprogramm vielleicht noch funktioniert, aber die Spitzenpolitiker es nicht gebacken bekommen, die Erkenntnisse vernünftig in Aussagen zu transformieren.

Exemplarisch für das völlige Fehlen eines Gefühls dafür, was die Leute beschäftigt und wie sie ihre Wahlentscheidung treffen, sei ein Plakat wiedergegeben, das hier - in NRW am Rande eines Tagebaus - hängt:
GUTE JOBS statt NEUE STEUERN
SICHERHEIT statt SAMTHANDSCHUHE
BAUEN statt ENTEIGNEN
CDU statt ROT & GRÜN

Gute Jobs? Wer hier wohnt, arbeitet vornehmlich in Köln in Düsseldorf, hat einen Bürojob und verdient gutes Geld. Wer hier arbeitslos ist, ist - wie fast überall - schlecht ausgebildet und niedrig qualifiziert. Arbeitslose brauchen keine guten Jobs, sondern sie brauchen einfache Jobs ohne große Anforderungen.
Sicherheit statt Samthandschuhe? Das spielt auf die Flüchtlinge an, die hier seit ein paar Jahre praktisch keine Relevanz mehr haben. Das Thema spielt überhaupt keine Rolle mehr und dessen Nennung dient nur dazu, ein paar Nazis von der afd wegzulocken.
Bauen statt enteignen? Gebaut wird hier viel zu viel. Ständig neue Neubaugebiete führen zu einer Überlastung jedes Aspekts der Infrastruktur, das neu geplante Gewerbegebiet erfüllt hier absolut niemanden mit Begeisterung und wenn hier einer enteignet, dann die CDU, die den Tagebau nicht schon 2030 stoppen will, sondern erst 2038.

Das ist eine Wahlwerbung, die nur jemand tolerieren kann, der schon seit acht Generationen CDU wählt und davon gibt es hier reichlich. Trotzdem gab es hier eine fette Klatsche für den dennoch wiedergewählten Direktkandidaten der CDU. Der hat nämlich fast ein Viertel seiner Erststimmen im Vergleich zur letzten BTW verloren - und zwar an die Grünen.

Das hätte man vermeiden können, wenn man sich mal überlegt hätte, was die Leute hier wohl beschäftigt. Aber schon der CDU-Bürgermeister hier zeichnet sich dadurch aus, daß er die Meinung seiner Bürger konsequent ignoriert. Das ist umso bedeutsamer, daß sich die Bevölkerungsstruktur durch die selbst beschlossenen Neubaugebiete dramatisch verändert hat.
Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis dieses CDU-Kernland an die Grünen oder die SPD fällt.

1 Like

Nein. Das ist unsinniges Schubladendenken. Grundsätzlich richtet sich eine Partei an alle. Die CDU ist vielleicht unternehmensfreundlich. Als Mitarbeiter kann man das aber auch durchaus sinnvoll finden (z. B. im Sinne von „Geht es dem Unternehmen gut, kann es mich auch gut behandeln“)

Ein Blick in die Wählerschaft der Grünen macht das ggf. noch deutlicher: Ein bedeutender Teil ist vermögend.

Warum wird das eigentlich ständig auf Kaschet geschoben? Söder hat einrn bedeutenden Teil dazu beigetragen. Ich habe z. B. gar nicht mehr darüber nachgedacht, ob mit Laschet gefällt. Das Söder einen Posten bekommen könnte, hat schon gereicht.