Warum war General Hoepner im Widerstand?(20. Juli)

Hallo Forum,

mich würde mal folgendes interessieren und ich hoffe, jemand kann mir die Frage beantworten, warum Erich Hoepner Widerstand gegen Hitler leistete (bereits vor dem Krieg), wenn er doch offensichtlich viele (und vor allem die wichtigen) Ansichten der nationalsozialistischen Ideologie teilte.
Z.B. soll folgendes Zitat (auf Wikipedia auch mit Quelle belegt)von ihm stammen:
„Der Krieg gegen Rußland ist ein wesentlicher Abschnitt im Daseinskampf des deutschen Volkes. Es ist der Kampf der Germanen gegen das Slawentum, die Abwehr des jüdischen Bolschewismus. Dieser Kampf muß die Zertrümmerung des heutigen Rußland zum Ziele haben und deshalb mit unerhörter Härte geführt werden. Jede Kampfhandlung muß in Anlage und Durchführung von dem eisernen Willen zur erbarmungslosen, völligen Vernichtung des Feindes geleitet sein. Insbesondere gibt es keine Schonung für die Träger des heutigen russisch-bolschewistischen Systems.“

Weiß jemand mehr?
Was waren seine Ziele?

Hallo

Weiß jemand mehr?

Nicht wirklich, aber mein Eindruck ist, dass der Hauptgrund für das Attentat am 20. Juli 1944 die sinnlose und unprofessionelle Verheizung der deutschen Armee war, und in dieser (bzw. gegen diese) Sache hatte der General sich ja auch bereits schon hervorgetan.

Der Krieg war doch zu dem Zeitpunkt nur noch ein reines Selbstmordkommando Hitlers, der anscheinend ganz Deutschland mit in den Tod nehmen wollte.

Viele Grüße

mich würde mal folgendes interessieren und ich hoffe, jemand
kann mir die Frage beantworten, warum Erich Hoepner Widerstand
gegen Hitler leistete (bereits vor dem Krieg), wenn er doch
offensichtlich viele (und vor allem die wichtigen) Ansichten
der nationalsozialistischen Ideologie teilte.

Worauf gründet diese Annahme?

Z.B. soll folgendes Zitat (auf Wikipedia auch mit Quelle
belegt)von ihm stammen:
„Der Krieg gegen Rußland ist ein wesentlicher Abschnitt im
Daseinskampf des deutschen Volkes. Es ist der Kampf der
Germanen gegen das Slawentum, die Abwehr des jüdischen
Bolschewismus. Dieser Kampf muß die Zertrümmerung des heutigen
Rußland zum Ziele haben und deshalb mit unerhörter Härte
geführt werden. Jede Kampfhandlung muß in Anlage und
Durchführung von dem eisernen Willen zur erbarmungslosen,
völligen Vernichtung des Feindes geleitet sein. Insbesondere
gibt es keine Schonung für die Träger des heutigen
russisch-bolschewistischen Systems.“

Und was soll das jetzt beweisen? Und vor allem: Von wann soll das Zitat sein?
Nur mal so als Hinweis: „Vernichten des Feindes“ ist eine völlig wertfreie militärische Terminologie (und genau in diesem Kontext wird sie auch verwendet), die es auch bis heute in der Bundeswehr gibt.
Und der Rest ist wohl im Kern Gedankengut was - insbesondere bei deutschen Offizieren - durschaus unter Berücksichtigung des Feindbildes des Bolschewismus zeitgemäß war.

Auch Stauffenberg hat sich jahrelang mit Hitlers Aussagen und Zielen identifiziert.

Gruß Andreas

Hallo

„Der Krieg gegen Rußland ist ein wesentlicher Abschnitt im Daseinskampf des deutschen Volkes. Es ist der Kampf der Germanen gegen das Slawentum, die Abwehr des jüdischen Bolschewismus. Dieser Kampf muß die Zertrümmerung des heutigen Rußland zum Ziele haben und deshalb mit unerhörter Härte geführt werden. Jede Kampfhandlung muß in Anlage und Durchführung von dem eisernen Willen zur erbarmungslosen, völligen Vernichtung des Feindes geleitet sein. Insbesondere gibt es keine Schonung für die Träger des heutigen russisch-bolschewistischen Systems.“

Und was soll das jetzt beweisen? Und vor allem: Von wann soll das Zitat sein?

Er soll es am 2. Mai 1941 in der „Aufmarsch- und Kampfanweisung Barbarossa“ geschrieben haben. Es scheint also eine Anweisung an die ihm untergebenen Offiziere gewesen zu sein.

Nur mal so als Hinweis: „Vernichten des Feindes“ ist eine völlig wertfreie militärische Terminologie

Und was konkret muss man sich in der militärischen Terminologie unter „ermarmungslose®, völliger Vernichtung des Feindes“, „unerhörter Härte“, „Zertrümmerung des heutigen Rußland“ vorstellen?

Außerdem hat er selber ja danach gehandelt, zumindestens nach dem letzten zitierten Satz („Insbesondere gibt es keine Schonung für die Träger des heutigen russisch-bolschewistischen Systems.“). Er hat nicht nur den Kommissarbefehl ausgeführt, also die kriegsgefangenen russischen Kommissare in Uniform erschossen, sondern auch diejenigen in Zivil, wenn es ging, und soweit ging der Befehl gar nicht.

Und der Rest ist wohl im Kern Gedankengut was - insbesondere bei deutschen Offizieren - durschaus unter Berücksichtigung des Feindbildes des Bolschewismus zeitgemäß war.

Wenn es Gedankengut der deutschen Offiziere war, Kriegsgefangene zu erschießen (oder verhungern zu lassen), dann weiß ich auch nicht.

Auch Stauffenberg hat sich jahrelang mit Hitlers Aussagen und Zielen identifiziert.

Das würde dem ja nicht widersprechen.

Viele Grüße

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???
Es ist schön dass du hier jetzt als Trittbrettfahrer akademische Diskussionen führen willst, allerdings bist du da wohl alleine…

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Es ist schön dass du hier jetzt als Trittbrettfahrer akademische Diskussionen führen willst, allerdings bist du da wohl alleine…

Es ist ja schön, dass du antwortest, aber wer will hier (in diesem Thread) denn eine akademische Diskussion führen? Vielleicht du, aber da bist du wohl alleine.

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Das Problem ist doch, dass „der Führer“ maßgeblich zu vielen Mißerfolgen der Wehrmacht beigetragen hat. Angefangen mit dem Winterfeldzug bis hin zu vielen kleinen Einmischungen mit großen Folgen („das sieht doch jedes Kind, dass dies kein Bomber, sondern ein Jäger ist!“).

Kurzum, man konnte ein Faschist sein und trotzdem was gegen Hitler haben.

Hoepner war bereits VOR dem Krieg im Widerstand
Hoepner war bereits vor dem Krieg im Widerstand und teilte trotzdem schizophrenerweise die Ansichten des Nationalsozialismus.

Das geht für mich nicht zusammen.

Also… kennt sich jemand mit seiner Person aus?

Hallo Forum,

Tach

mich würde mal folgendes interessieren und ich hoffe, jemand
kann mir die Frage beantworten, warum Erich Hoepner Widerstand
gegen Hitler leistete (bereits vor dem Krieg), wenn er doch
offensichtlich viele (und vor allem die wichtigen) Ansichten
der nationalsozialistischen Ideologie teilte.

Hast du dir mal überlegt, dass ein Offizier, der insgeheim dem Widerstand angehört, öffentlich als besonders strammer Nationalsozialist auftritt um sich zu schützen? Verschwörung gegen den Führer ist ja nicht gerade eine Kleinigkeit und was mit den Leuten, die erwischt wurden, passiert ist wissen wir ja auch.

Der von dir zitierte Absatz klingt wie typische NS Propaganda. Was die Führung hören wollte wusste damals wohl jeder. Dass er bereits 1935 Kontakte zum Widerstand hat spricht wohl eine eindeutige Sprache.

Was seine Motive anging: scheinbar befürchtet er, dass Hitlers expansionistischer Kurs Deutschland in den Untergang führen würde. Allerdings wurde im durch die Appeasment Politik der Briten und die frühen Erfolge der Wehrmacht der Wind aus den Segeln genommen. Schließlich muss man einen Putsch ja auch irgendwie begründen.
Erst nach den Niederlagen im Osten wurde den meisten klar, dass der Krieg wohl schon verloren war. Zudem wurde er von Hitler im Jänner 1942 entlassen weil er einen dieser unsäglichen Haltebefehle ignorierte. Das zeigt, dass ihm zumindest das Wohl seiner Männer über seine Karriere ging:
[I]ch habe Pflichten, die höher stehen als die Pflichten Ihnen gegenüber und die Pflichten gegenüber dem Führer. Das sind die Pflichten gegenüber der mir anvertrauten Truppe.
(Quelle Wiki)

Vermutlich liegt eben gerade hier der Grund für seinen Widerstand gegen Hitler.

Lg,
Penegrin

Buchtipp
Wenn dich das Leben von Hoepner wirklich sehr interessiert dürfte dir dieses Buch weiterhelfen: http://www.amazon.de/Schule-diesen-Vorbildwirkung-We…

Hallo

Hast du dir mal überlegt, dass ein Offizier, der insgeheim dem Widerstand angehört, öffentlich als besonders strammer Nationalsozialist auftritt um sich zu schützen?

Hoepner hat aber nicht nur so geredet, er hat anscheinend auch so gehandelt wie er geredet hat. Ich halte es für unmöglich, dass man (ohne Zwang) so handeln kann, wenn man es nicht für völlig richtig hält und davon überzeugt ist.
http://www.asfrab.de/fundgrube/biographien-zum-20-ju…

Die Widerstandsgruppe, zu der er Kontakt hatte, bestand ja m.W. nur aus Militärs. Sie wollten vermutlich vor allem eine deutsche Niederlage (oder überhaupt einen Krieg) verhindern bzw. beim zweiten Versuch wohl nur noch eine sofortiges Ende des Krieges herbeiführen, indem sie dem kapitulationsunwilligen Gefreiten die oberste Heeresleitung entziehen. Wie sie sonst über Hitlers Politik dachten, spielte für das Attentat nach meinem Eindruck eine untergeordnete Rolle. Wahrscheinlich hatten sie darüber auch völlig unterschiedliche Ansichten. Es gab auf jeden Fall auch Offiziere, die wegen der Judenmorde und anderer Unmenschlichkeiten zum Widerstand kamen, aber General Hoepner gehörte anscheinend ganz und gar nicht dazu.

Viele Grüße

Hallo,

Hoepner war bereits vor dem Krieg im Widerstand und teilte
trotzdem schizophrenerweise die Ansichten des Nationalsozialismus.
Das geht für mich nicht zusammen.

Das passt eigentlich nur dann nicht zusammen, wenn man die Nazis als krude, verwirrte, terroristische Verbrecherdiktatur sieht.

Tatsächlich war Hitler lange Zeit etwa so beliebt wie Merkel heute, und zwar weil sein Wirken größtenteils mehrheitsfähig war.

Gruß achim

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Hallo

Servus

Hast du dir mal überlegt, dass ein Offizier, der insgeheim dem Widerstand angehört, öffentlich als besonders strammer Nationalsozialist auftritt um sich zu schützen?

Hoepner hat aber nicht nur so geredet, er hat anscheinend auch
so gehandelt wie er geredet hat. Ich halte es für unmöglich,
dass man (ohne Zwang) so handeln kann, wenn man es nicht für
völlig richtig hält und davon überzeugt ist.

Du findest also die Tatsache, dass Verräter hingerichtet und deren Familien ins KZ geschickt wurden nicht ‚Zwang‘ genug?
Ich habe ja auch nie behauptet, dass er nicht auch entsprechend gehandelt hat. Das eine Mal, als er offen entgegen den Befehlen handelte, kostete ihn seine Karriere. Das verringerte seinen Wert für den Widerstand natürlich enorm.

Viele Grüße

Lg,
Penegrin

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Hallo

Hoepner hat aber nicht nur so geredet, er hat anscheinend auch so gehandelt wie er geredet hat. Ich halte es für unmöglich, dass man (ohne Zwang) so handeln kann, wenn man es nicht für völlig richtig hält und davon überzeugt ist.

Du findest also die Tatsache, dass Verräter hingerichtet und deren Familien ins KZ geschickt wurden nicht ‚Zwang‘ genug?

Es war doch niemand gezwungen, noch ‚rücksichtsloser‘ als der ‚Führer‘ zu sein, oder sich überhaupt durch besondere Grausamkeiten hervorzutun, die niemand befohlen hatte.
Lies doch mal den Artikel, den ich verlinkt habe, wie Hoepner seine Tätigkeit beim Unternehmen Barbarossa ausgeführt hat. Du willst doch nicht im ernst erzählen, er habe das alles so gemacht, nur um nicht als Widerstandskämpfer aufzufallen.

Ich habe ja auch nie behauptet, dass er nicht auch entsprechend gehandelt hat.

Entsprechend was oder wem?

Das eine Mal, als er offen entgegen den Befehlen handelte, kostete ihn seine Karriere.

Ja siehst du, und dieses eine Mal ging es eben nicht darum, Russen, Juden oder Kommunisten zu verschonen, sondern seine eigene Truppe. Und offensichtlich hat er es diesmal nicht für nötig gehalten, sich zu verstellen, um nicht evtl. als Widerständler aufzufallen. Da war er dann auffallend direkt und mutig und stand offen zu seiner Ansicht.

Da glaubst du doch nicht im Ernst, er hätte da sonst nur Theater gespielt.

Viele Grüße

Zwang zu Kriegsverbrechen
Hallo,

als Ergänzung

Du findest also die Tatsache, dass Verräter hingerichtet und deren Familien ins KZ geschickt wurden nicht ‚Zwang‘ genug?

Es war doch niemand gezwungen, noch ‚rücksichtsloser‘ als der
‚Führer‘ zu sein, oder sich überhaupt durch besondere
Grausamkeiten hervorzutun, die niemand befohlen hatte.

Meines Wissens gab es zu seinen Lebzeiten keinen Zwang zu Kriegsverbrechen. Wer sich weigerte verbaute sich seine Karriere oder wurde versetzt. Er wurden aber weder eingesperrt, noch hingerichtet.

Verrat, Fahnenflucht, Wehrkraftzersetzung oder gar Führermord ist etwas ganz anderes! Da wurden Soldaten für Lapalien hingerichtet. Das sollte man hier aber nicht vermischen.

Jedem Offizier war klar, was Kriegsverbrechen waren. Nur wurden diese von Anfang an nicht geahndet und schnell zur Gewohnheit. Einen realen Zwang hat es nicht gebraucht!

Gruß
achim

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Hallo,

interessanterweise werden in den verlinkten Biographien die Ereignisse im Frankreichfeldzug ausgeblendet. Hier hatte Hopener als KG eines Panzerkorps auch Waffen-SS-Truppen unter sich. Mit deren Führen geriet er mehrfach heftig aneinander, so dass er zu dem Zeitpunkt (1940) bei der SS schon "persona non grata " war.
Inwieweit seine Befehle vom Sommer 1941 Taktik waren und inwieweit sie tatsächlich angewendet wurden, weiß ich nicht.

Ich würde in als anti-nazistischen, deutsch-nationalen und übrigens auch christlichen Offizier mit hohem Verantwortungsgefühl beschreiben. Darin passt sicher Anti-Bolschewismus und vielleicht (weiß ich nicht) Antisemitismus. Aber letzteres nicht im Sinne der KZ.

Man darf nicht vergessen, dass unter Stalin bis zum 22. Juni 1941 bereits Millionen Menschen ermordet worden waren, so dass die deutschen Soldaten wenig Sympathie für dieses Regime hatten, während Hitler bezeichnenderweise Stalin stets mit Respekt gegenüber stand.

Gruß
Andreas