Namen in Literaturübersetzungen
Servus,
nicht so sehr zu Deiner Frage im Detail, aber generell zur Behandlung von Namen bei Literaturübersetzungen:
Pippi Langstrumpf heißt bei Nachbars Fifi Brindacier (brin d’acier = „Stahllitze“); das hat den einfachen Grund, dass „faire pipi“ im Französischen soviel wie „Pissen“ heißt, so dass der gleich klingende Vorname „Pippi“ jedenfalls ausscheidet. Und „Langstrumpf“ ging auch nicht, weil es bereits seit 1958 im frankobelgischen Bereich „les Schtroumpfs“ gab, die in D später als „die Schlümpfe“ bekannt wurden; während umgekehrt die wörtliche Wiedergabe des Nachnamens „Chaussettelongue“ einerseits ans „Crazy Horse“ und andererseits an eine Chaiselongue denken lässt - beides nicht sehr gut zu Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter passend.
„Zu wenig übersetzte“ Namen gibt es in den deutschen Asterix-Übersetzungen. Gudrun Penndorf wurde für diese Übersetzungen hoch gelobt, und dass es eine nicht zu unterschätzende Mühe war, die vielen Wortspiele, die in den originalen Namen von René Goscinny enthalten sind (im Original gibt es bei Asterix so gut wie keinen Namen, der kein Wortspiel enthält, und weil es im Deutschen weniger Gleichklänge mit verschiedenen Bedeutungen gibt, sind die meisten davon unübersetzbar) halbwegs zu übertragen, liegt auf der Hand; aber dass sie das Römerlager „Petibonum“, das im Französischen klingt wie „Petit Bonhomme“ = „kleines, kurioses Männlein“ ausgerechnet mit „Kleinbonum“ wiedergegeben hat, verzeihe ich ihr nicht.
Reinhard Mey nannte/nennt sich in Frankreich Frédéric Mey - eventuell weil sein deutscher Vorname im Französischen fast gleich wie renard = Fuchs klänge.
Wie auch immer - je nach Autor enthalten Namen hie und da eine Fülle von Konnotaten, die einen Übersetzer vor schier unlösbare Aufgaben stellen, die überhaupt nicht anzugehen jedenfalls nicht kunstgerecht wäre.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder