Warum Wiederansiedelung von Wölfen?

Hallo,

die Wiederansiedlung sollte unterstützt werden, weil Wölfe, genauso Bären oder Luchse, zur ursprünglichen natürlichen Fauna hierzulande zählen.

Die Fauna funktioniert aufgrund eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Beutegreifer und Beutetier.

Hierbei stellt nach Untersuchungen ein Verhältnis von 10:1 zugunsten der Beutetiere bezogen auf die Biomasse ein ideales Verhältnis dar.

Dieses Verhältnis ist bei uns seit Jahrhunderten, durch Eingriffe des Menschen, zuungunsten der Beutegreifer schwer gestört.
So schwer, dass der Mensch durch die Jagd die Zahl von Rehen oder Hirschen kleinhalten muss.
Denn aus Sicht der Pflanzen sind auch diese Beutegreifer und das Verhältnis Beute:Greifer ist gestört, allerdings hier zugunsten des Greifers, der eine Überweidung und damit eine erhöhte Bodenerosion verursachen kann.

Wenn eine Wiederansiedlung erfolgt, so sehe ich darin also einen Versuch alte Fehler rückgängig zu machen.

Dass so ein Wolf auch Hunger hat und ein anderes Tier dann reißt mag grausam erscheinen ist aber gegen das Spektakel in unseren Schlachthöfen Kindergarten.

Und wenn dabei mal ein Haustier (für das der Landwirt staatlich entschädigt werden kann) auf der Strecke bleibt, so kann man dazu nur sagen: Wo gehobelt wird fallen Späne.

Natürlich sieht das ein persönlich Betroffener etwas anders.

Gruß
Lawrence

Hallo Karin

wo findet man denn diese Fachartikel?

Ein paar wichtige Quellen wurden schon genannt. Sehr wichtig in diesem Zusammenhang finde ich den Wolf-Management-Plan des Landes Sachsen-Anhalt sowie den des Landes Bayern. Die anderen Länder orientieren sich daran. Herunter zu laden als pdf wie gesagt, beim Ministerium. Wie bei Fachartikeln üblich, wird entsprechend zitiert mit umfassender weiterer Quellenangabe, die auch sehr spezielle Interessen bedienen.

Welche Fleisch fressenden Wildtiere werden vom Menschen
unterstützt?

Aktive Wiederansiedelungs- und Unterstützungsprojekte (nicht Schutzprogramme) fleischfressender Wildtiere in Deutschland (Auswahl): Europäischer Nerz, Wildkatze, Luchs, Seehund, sämtliche Fledermausarten, Wanderfalke, Uhu, Steinadler, Gänsegeier (angeblich), diverse nutzbare Raubfische, Amphibien und Reptilien im allgemeinen und die meisten Arten im Speziellen usw.

Und welche Wildtiere werden vom Menschen nicht
unterstützt?

Die meisten. Aktives Bremsen bei ganzjähriger Jagdzeit gibt es u.A. bei Waschbär, Marderund, Fuchs, Wildschwein.

Und warum werden manche Wildtiere vom Menschen unterstützt und
manche nicht?

Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von wirtschaftlichem Interesse über notwendige Hilfsmaßnahmen zum Erhalt der Art über das Aufpolieren eines schlechten Images bis zur reinen Sympathie bestimmten Tieren gegenüber.

Schäden an Wild-und Nutztier halten sich
laut Gesetzgeber noch in vertretbaren Grenzen.

Kannst du mir Fakten zu diesen „vertretbaren“ Grenzen liefern?

Oben stehen die Literaturangaben. Dort finden sich auch Auflistungen der finanziellen Schäden, sowie die Bedingungen und Höhen von Entschädigungen. Allerdings hinkt der Gesetzgeber aufgrund von mangelnder Erfahrung der Realität immer ein bisschen hinterher (bei diesem Thema ist er aber schon sehr schnell). Die deutschen Wölfe haben neue Jagdstrategien entwickelt. Dazu gehört, daß ein Rudel gelernt hat, den Herdenschutzhund auszutricksen.

Nebenbei (vielleicht auch für andere Leser interessant), in einem anderen Artikel hast Du gefragt, wieviel Kinder durch wilde Wölfe getötet worden seien. Sie trennen nicht nach Kindern oder Erwachsenen. Weltweit dokumentierte Todesfälle durch wilde Wölfe seit 1950: 9. Davon bei nachweislich tollwuterkrankten Tieren 5. Quelle: Berichte Wolfsregion Lausitz 2006.

Gruß
Andreas

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Hallo,

Wölfe sind nicht blöd. Sie holen sich ihre Beute da, wo sie sie am Einfachsten kriegen können. Eine unbewachte Herde in einem eingezäunten Gehege ist quasi das Servieren des Abendessens auf einem Silbertablett.

Stellt man dieser Herde einen oder zwei Herdenschutz- (nicht Hüte-)Hunde an die Seite, stoßen die Wölfe auf massiven Widerstand, der ihnen ernsthaften Schaden zufügen kann (und auch wird, wenn sie es drauf anlegen). Und da Wölfe nicht blöd sind, werden sie sich eine einfacher zu erreichende Nahrungsquelle suchen.

Das könnte nun theoretisch ein armer, hilfloser Walsdpaziergänger sein. Nun kommt das nächste Problem ins Spiel: Das genetische Scheuverhalten, das Wölfe gegenüber Menschen haben. Ihr Instinkt sagt ihnen, dass Menschen gefährlich sind und man sich besser von ihnen fernhält. Dieses Scheuverhalten ist jedem Wolfswelpen angeboren - wie übrigens einer ganzen Reihe von Wildtieren. Eine säugende Wildsau oder ein brünftiger Elch ist für den Menschen weitaus gefährlicher als ein Rudel Wölfe.

Die einzigen Menschen, die wirklich Probleme mit Wölfen kriegen, sind Jäger. Die blöden Viecher würden nämlich dafür sorgen, dass ihnen die Berechtigung zum Töten anderer Viecher entzogen wird. Und das können sie irgendwie gar nicht leiden.

Schöne Grüße,
Jule

Was macht nun der Eichelhäher genau anders als der Wolf?

und vor allem: wieso fördert sie den Eichelhäher indem sie ihm Futter gibt (und somit die Poulation vergrößert)?

Gruß,
Niels

Hallo Lawrence,

die Wiederansiedlung sollte unterstützt werden, weil Wölfe,
genauso Bären oder Luchse, zur ursprünglichen natürlichen
Fauna hierzulande zählen.

Die Fauna funktioniert aufgrund eines ausgewogenen
Verhältnisses zwischen Beutegreifer und Beutetier.
[…]
Dieses Verhältnis ist bei uns seit Jahrhunderten, durch
Eingriffe des Menschen, zuungunsten der Beutegreifer schwer
gestört.
[…]
Wenn eine Wiederansiedlung erfolgt, so sehe ich darin also
einen Versuch alte Fehler rückgängig zu machen.

Diese Aussagen beantworten, auch wenn sie sicher stimmen, eher ie Frage, warum das Wiederansiedeln/Fördern von Wölfen ökologisch sinnvoll sei.

Die Frage lautete, warum man die Wiederansiedlung von Wölfen unterstützen solle. Eigentlich ist das eine politische Frage und kann überhaupt nicht richtig unter dem Aspekt der Zoologie behandelt werden.
Dem Ziel, von dem du ausgehst und das ich auch unterstütze, nämlich dem der Rückführung ursprünglich heimischer Tiere und Pflanzen sowie eines ökologisch sinnvollen, selbstregulierenden Zustandes, entspricht aber eben nur eine Sichtweise von mehreren.

Es gibt durchaus auch andere Interessen. Du schreibst selbst:

Natürlich sieht das ein persönlich Betroffener etwas anders.

Viele Viehhalter haben wahrscheinlich ein Interesse, ihr Vieh ohne großartigen Aufwand zum Schutz vor Wölfen auf die Weide lassen zu können.
Daneben besteht, gerade auch innerhalb gesellschaftlich einflußreicher Gruppen, ein Interesse an der Jagdausübung. Diesem wäre kaum damit gedient, wenn die Jagd im ökologischen Sinn überflüssig oder sogar schädlich würde (daß niemand deshalb auf die Jagd geht, um auf eigene Kosten eine ökologisch notwendige Funktion zu erfüllen, klar sein).
Unter den Jägern dürfe es also nach wie vor viele geben, die den Wolf, den Luchs und andere Raubtiere eher als lästigen Rivalen betrachten, sofern nicht auch auf diese selbst gejagt werden kann.

Sicher gibt es noch viele weitere, sich gegenseitig widersprechende Interessen.

Zunächst muß also zur Antwort auf die ursprüngliche Frage - Ich habe es in meiner eigenen Antwort ja schon geschrieben - eine Entscheidungsgrundlage gefunden werden.

Grüße,
R.H.

Hallo,

vorausgeschickt sei, daß ich im folgenden nicht meine eigene Anschauung vertrete. Es sind aber Gegenargumente, mit denen jedenfalls zu rechnen ist.

Stellt man dieser Herde einen oder zwei Herdenschutz- (nicht
Hüte-)Hunde an die Seite, stoßen die Wölfe auf massiven
Widerstand, der ihnen ernsthaften Schaden zufügen kann (und
auch wird, wenn sie es drauf anlegen). Und da Wölfe nicht blöd
sind, werden sie sich eine einfacher zu erreichende
Nahrungsquelle suchen.

Warum soll der Schäfer eine Sache unterstützen, deren einzige Auwirkung für ihn die ist, daß er sich zusätzliche Hunde anschaffen und diese ernähren muß?

Die einzigen Menschen, die wirklich Probleme mit Wölfen
kriegen, sind Jäger. Die blöden Viecher würden nämlich dafür
sorgen, dass ihnen die Berechtigung zum Töten anderer Viecher
entzogen wird. Und das können sie irgendwie gar nicht leiden.

An der Jagd besteht ein relativ hohes Interesse in der Bevölkerung, ebenso am Verzehr von Wild. Viele werden fragen, warum sie zugunsten der Wölfe darauf verzichten sollen.

Grüße,
R.H.

Hallo,

Warum soll der Schäfer eine Sache unterstützen, deren einzige Auwirkung für ihn die ist, daß er sich zusätzliche Hunde anschaffen und diese ernähren muß?

Zum einen leben die meisten Schäfer durchaus im Einklang mit der Natur. Hütehunde gehören ohnehin zu jeder Herde und sind wertvolle Arbeitstiere. Zum anderen halten Herdenschutzhunde nicht nur Wölfe ab, sondern auch allzu übermütige Zweibeiner, die gerne mal Pferche einreißen und die Schafe auseinandertreiben oder den „Der-tut-nix“ von Frau Nachbarin, der sein Jagdmütchen beim Schafe jagen kühlt. Da Schäfer in den seltensten Fällen Premium-Futter zu Goldpreisen füttern, ist die Ernährungsfrage auch nicht wirklich entscheidend.

Und last but not least: Gute Hirtenunde werden traditionell von Schäfern gezüchtet und an Schäfer weitergegeben. Bei Hütehunden ist das auch bei uns gang und gäbe. In Ländern, in denen es Herdenschutzhunde gibt, gehören auch diese dazu. Das wird mittelfristig bei uns nicht anders werden. Ein guter Hund ist immer auch ein Stück Prestige.

An der Jagd besteht ein relativ hohes Interesse in der Bevölkerung, ebenso am Verzehr von Wild. Viele werden fragen,warum sie zugunsten der Wölfe darauf verzichten sollen.

Aufs Essen muss keiner verzichten. Was in deutschen Restaurants an Wild auf dem Teller des Gastes landet, stammt bereits heute zum größten Teil aus Zuchten. Dass die Jäger sich ärgern, habe ich ja bereits gesagt :smile:

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo,

Warum soll der Schäfer eine Sache unterstützen, deren einzige Auwirkung für ihn die ist, daß er sich zusätzliche Hunde anschaffen und diese ernähren muß?

Zum einen leben die meisten Schäfer durchaus im Einklang mit
der Natur. Hütehunde gehören ohnehin zu jeder Herde und sind
wertvolle Arbeitstiere.[…]

Nimm eben statt Schäfer irgendwelche anderen Tierhalter, von mir aus Pferdezüchter. Es ist offensichtlich eine Tatsache, daß viele Tierhalter gegen die Anwesenheit von Wölfen sind, weil sie sich im besten Fall keinen nennenswerten Nachteil, in keinem Fall aber einen Vorteil durch diese erwarten.

An der Jagd besteht ein relativ hohes Interesse in der Bevölkerung, ebenso am Verzehr von Wild. Viele werden fragen,warum sie zugunsten der Wölfe darauf verzichten sollen.

Aufs Essen muss keiner verzichten. Was in deutschen
Restaurants an Wild auf dem Teller des Gastes landet, stammt
bereits heute zum größten Teil aus Zuchten.

Für Hirsche trifft das zu - wobei ich solches Fleisch, wäre ich ein Restaurantgast mit gehobenem Anspruch, nicht als echtes Wild ansehen würde. Das ist ja für unsere Frage aber ohne Bedeutung.

Dass die Jäger
sich ärgern, habe ich ja bereits gesagt :smile:

Wie auch ich bereits geschrieben habe, sind aber die Jäger eine Interessengruppe wie jede andere auch, zudem eine, deren Vertreter sich oft in einflußreichen Positionen befinden.

Die Grundlage, die wir vielleicht als selbstverständlich ansehen - daß Eingriffe des Menschen in die Natur nur dann, wenn notwendig, stattfinden und möglichst gering ausfallen sollen - muß ja nicht zwingend angenommen werden.
Letztendlich ist jede Aktivität des Menschen, die ihn als solchen auszeichnet, ein Eingriff in die Natur, und jeder Maßnahme, die icht ein Ausgleich zu einer vorhergegangenen sein soll, geschieht im Interesse des Menschen.

Grüße,
R.H.

Hallo,

Nimm eben statt Schäfer irgendwelche anderen Tierhalter, von mir aus Pferdezüchter.

Pferde und Rinder sind durchaus wehrhaft. Und selbst in Ländern mit hoher Wolfspopulation und harten Wintern sind diese Tiere kaum gefährdet.

Es ist offensichtlich eine Tatsache, daß viele Tierhalter gegen die Anwesenheit von Wölfen sind

Was nicht vertraut ist, macht Angst. Das ist ein ziemlich normales Phänomen. Ich bin ziemlich sicher, dass hier die Zeit des Nebeneinanderlebens nur lang genug sein müsste, um eine Gewöhnung zu erreichen.

Wie auch ich bereits geschrieben habe, sind aber die Jäger eine Interessengruppe wie jede andere auch, zudem eine, deren Vertreter sich oft in einflußreichen Positionen befinden.

Stimmt. Und deren Widerstand ist keinesfalls zu unterschätzen.

und jede Maßnahme, die icht ein Ausgleich zu einer vorhergegangenen sein soll, geschieht im Interesse des Menschen.

Auch damit hast du Recht. Und in meinen Augen sollte man die „Rückkehr der Wölfe“ auch nicht allzusehr romantisieren. Wenn Wölfe von sich aus kommen wollen - okay. Sie künstlich wiederanzusiedeln macht wenig Sinn, denn für diesen Fall wird es weiterführende Maßnahmen geben müssen, um diese - letztendlich künstliche - Situation aufrechterhalten zu können.

Deutschland ist weit davon entfernt, ein ideales Wolfsgebiet zu werden. Die Orte, an denen sich Wölfe von sich aus niederlassen, werden rar bleiben.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

ca. 10 bis 15 km von meinem Wohnort entfernt leben Wölfe. Ich empfinde sie als Bereicherung meiner Umwelt. Die Jäger aber sehen sie als Konkurrenz an. Urplötzlich sind nicht nur sie es, die den Wildbestand regulieren (und das alles ohne Jagdschein und Schusswaffe), sondern der Wolf. Ich habe mich viel in Ländern aufgehalten, wo der Wolf zu Leben dazugehört. In den Karpaten habe ich mit Schäfern gesprochen, auch für sie, die der Wolf echt schädigen könnte, wurde er nicht als Gefahr angesehen. Allerdings hatten die Cioban Hunde, die zwar nicht so toll aussahen, wahrscheinlich auf jeder Hundeschau den letzten Platz machen würden, aber mit denen nicht gut Kirschen essen war. Und darauf vertrauten die Schäfer.
Ich denke, dass wir in Deutschland noch viel lernen müssen, was den Umgang mit dem Wolf angeht. Er hat genausoviel Rechte hier zu leben wie wir. Und töten wir Menschen nicht auch Tiere um sie aufzuessen? Im UP war die Rede davon, dass die Tiere Angst erleiden, wenn der Wolf sie umschleicht. Fakt ist doch, dass die Tiere in Deutschland im Schlachthof zwar möglichst schmerzlos getötet werden, aber vorher ein erbärmliches Leben voller Qualen haben. Was ist denn „schöner“; ein erbärmliches Vegetieren, um möglichst viel Fleisch in kürzester Zeit zu bekommen oder ein Leben in Freiheit mit dem sehr geringen Risiko, irgendwann von einem Wolf verspeist zu werden?

Gruss

Iru