Hallo!
als Kinderloser erschliesst es sich mir nicht ganz wieso so
viele Menschen unbedingt Kinder bekommen moechten.
Was denkt ihr bzw. warum habt ihr Kinder?
- Meine Frau wollte unbedingt welche.
- In meinen Kreisen hat man halt Kinder.
- Ich brauche später einen Erben für mein Vermögen, denn sonst wäre es (für mich) ja auch schwachsinnig, eines anzuhäufen.
In dieser Reihenfolge.
Vor allem erscheint es mir evolutionaer nicht sinnig dass
gerade Personen mit niedrigen soziooekonomischen Status
statistisch gesehen mehr Kinder bekommen als welche mit hohem.
Zu viel Sarrazin gelesen? 
Die höhere Fertilitätsrate in den Unterschichten ist vielleicht ein Problem der Gesellschaft und ihrer Funktionssysteme, aber sicherlich keines der Evolution. Die Evolution läuft und läuft und läuft, und kümmert sich dabei kein bißchen um den deutschen Mittelschichtsmenschen.
Ist es das Beduerfnis der Menschen nach Anerkennung (durch die
Kinder selbst und die Gesellschaft)
Mit Sicherheit.
Ein Bedürfnis, dem eigenen Selbstbild (als Mutter oder Vater) gerecht zu werden, dem wohlwollenden Blick der stolzen Omi (also der eigenen Mutter) gerecht zu werden (ich denke, man sollte gerade diesen -subtilen- Druck der eigenen Eltern nicht unterschätzen), den abstrakten gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden, die noch immer den Kinderlosen als Egoisten konzipieren.
und Dominanz? (Dies wuerde
auch erklaeren wieso Personen in niedrigen Berufen eher Kinder
haben - weil sie sonst eben nicht dominant sein koennen und
geachtet werden)
Bei manchen Menschen mag auch dies das Movens sein.
Ich würde diese sadistische Form des Kinderwunsches aber nicht nur den „niedrigen Berufen“ zuordnen. Eher den Beamten 
Wollen Menschen jemanden haben der ihnen zuhoert, der ihnen
Gesellschaft leistet, vor dem sie mit ihrem Wissen glaenzen
koennen?
Klar.
Wer stellt sich schon gerne vor, mit 70 oder 80 ganz allein dahin zu fristen und dereinst mehr oder weniger anonym verscharrt zu werden anstatt eine schöne Leich abzugeben.
Der beste Schutz gegen diese tristen Gedanken ist das Kinderkriegen. Fleisch&Blut mögen als Prinzipien heutzutage ein wenig antiquiert wirken, aber sie wirken nach wie vor.
Ist es weil Menschen eine Norm erfuellen wollen?
Was wäre ein Mensch ohne Normen? Kein Mensch.
Sehen viele ihr Leben nicht erfuellt bzw. sind einfach nicht
gluecklich und denken dass Kinder das sind was ihr Leben
positiv veraendern wird?
Ich denke, es geht vor allem um das (teilweise sicher auch sehr naiv) in die Zukunft projizierte eigene Leben, das für viele Menschen halt als Vater oder Mutter bunter und behaglicher wirkt denn als Kinderloser.
Zum Beispiel, wie oben angesprochen, das Schreckgespenst des ‚einsamen Alten‘, das in der heutigen bindungslosen Gesellschaft der Großstädte ja erlebbare Realität ist.
Halten sich viele Menschen fuer so besonders dass sie
unbedingt ihre Gene weitergeben wollen?
An die Gene denken die meisten wohl am wenigsten, eher an die Nase oder an die Augen oder an das Talent beim Fußballspielen.
Was mir noch einfällt - etwas psychologischer und wissenschaftlich-näher betrachtet:
Manche Frauen haben vielleicht auch einfach nur einen Schwangerschaftswunsch. Aus einem Idealbild des eigenen Selbst heraus motiviert, vielleicht auch aus der schönen Erfahrung früherer Schwangerschaften heraus. Dies muss nicht unbedingt einem Kinderwunsch entsprechen.
Dann gibt es sicher Menschen, die eher einen Babywunsch haben. Dies muss nicht einem Schwangerschaftswunsch, und auch nicht einem Wunsch nach größeren Kindern entsprechen.
Dann gibt es … Man kann dies nun entsprechend durchdeklinieren.
Ich will damit sagen: Nicht jeder, der Kinder hat, wollte die auch unbedingt. Und nicht jeder, der sie hat, aber nicht unbedingt wollte, ist nur zu dumm zu verhüten.
Es ist halt so vieles im Leben so furchtbar ambivalent, auch das Kinderkriegen. Du gehst bei deinem Fragen viel zu verkopft an die Sache ran.
E.T.