Hallo,
Warum haben die christlichen Kirchen die antiken
Prädestinationslehren
nicht verworfen sondern nur modifiziert? Weil man die Vorgaben
aus der
Antike, wie sie die Bibel tradiert, nicht in Frage stellen
wollte?
Die entsprechenden antiken Vorgaben hat die antike christliche Kirche verworfen, indem sie klar den in der christlichen Gnosis, von dieser wiederum aus dem Platonismus übernommen, vertretenen „Prädestinationsgedanken“ verworfen hat.
Hier geht es um den Gedanken, der soteriologische Wert eines Menschen ist (in irgendeiner Form) im diesseitigen Leben abzulesen.
Die Bibel wiederum (Jakon und Esau) hat eine völlig anderen, zudem unbegreiflichen Prädestinationsgedanken.
Bis Augustin war es dagegen vielmehr die geistesgeschichtliche Leistung des Christentums, den Prädestinationsgedanken hintan zu stellen für den Gedanken, dass alle Menschen vor Gott gleich sind.
Bei Augustin ist der Prädestinationgedanke wiederum als konsequenter GEdanke der Souveränität Gottes aufgenommen worden.
Es ist doch meine Aufgabe, mein Leben in die Hand zu nehmen!
Es geht auch in keiner Weise um die Frage, wie Du Dein diesseitiges Leben gestaltest - jeder christliche Prädestinationsgedanke (auch Calvins) besagt letztlich, dass Gott sich nicht davon abhängig macht, wie Du Dein Leben gestaltest, ob es „gelingt“ oder nicht. Sondern: Wenn Gott Dich erwählt hat, dann hat er Dich erwählt.
Der nicht
hinterfragte Glaube an die Prädestination hatte immer wieder
Fatalismus
und Ablehnung von Personen oder Ethnien zur Folge.
SIcher nicht.
Vielmehr ist der unbiblische (!) Glaube an die Prädestination, in der der Mensch sich selbst und nicht Gott die Macht lässt, zu erwählen, vielleicht der Grund für die Ablehnung anderer.
Konsequente Prädestinationslehre bedeutet nämlich nur eines: Ich kann über den Wert eines Menschen vor Gott überhaupt nicht urteilen.
Lektüreempfehlung: Augustin, De spiritu et littera und Ad Simplicianum I2 (von Kurt Flasch herausragend kommentiert unter der Überschrift „Logik des SChreckens“); Erasmus, De libero arbitrio; Luther, De servo arbitrio.
Grüße
Taju