Was bedeute »Reimer« in »In farbige Reimer / Ergießt unsere Kraft«

Guten Tag

I kann nicht interpretieren die Bedeutung des Wort »Reimer« in dem Gedicht von Jakob van Hoddis Andante:

Auf blühen Papierwiesen
Leuchtend und grün
Da stehen drei Kühe
Und singen kühn:

»O Wälder, o Wolken
»O farbige Winde
»Wir werden gemolken
»Geschwinde, geschwinde …

»In goldene Eimer
»Fließt unser Saft
»In farbige Reimer
»Ergießt unsere Kraf

Duden, Warig und Langenscheidt geben zu Reimer die Bedeutung »Dichterling«.
In Duden es gibt eine zweite Bedeutung, aber für »Reim« = »Reif« (2): »oberste weiße Spitzen des Gamsbartes« (Jägersprache). Duden gibt keine Plural für dieses letzte Wort, so man weiß nicht, ob Reifer der Plural von Reif sei.
Reimer kann nicht der Plural von Reim (Verslehre Gebrauch), weil dieses Wort niemals dekliniert als »Reimer«.
Jedenfalls ich kann nicht verstehen wie »Dichterling« oder »Spitzen des Gamsbartes« könnten mit dem oben erwähnte Vers stimmen.

Vielen Dank für irgendeiner Empfehlung

Schreibfehler, nimm das R weg und setzt das E dafür ein, dann ergibt´s ´nen Sinn. Ramses90

Moin,

ein Reimer scheint jemqand zu sein, der Reime - äh - knüttelt? klöppelt? Fällt mit grad nicht ein, muss nochmal bei Harry Rowohlt suchen gehn.

Fritzken, sach ma 'n Satz ohne „t“!

Lich un Luff gibb Saff un Kraff. Punk

Gruß
Ralf

Dann würde es sich nicht mehr auf „Eimer“ reimen …

Gruß
Kreszenz

für Dich vielleicht. Offenbar hast Du nicht einmal eine von drei Strophen gelesen.

Nun ja.

Findest Du das nicht ein bisschen peinlich, wie Du hier jemandem, der Deutsch lernt, einen derartigen Tinnef als „Antwort“ servierst?

Schöne Grüße

MM

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Hallo Sir Joh,

„Reimer“ ist hier ein falsch gebildeter Plural zu „Reim“. Die falsche Bildung des Plurals nur um eines Endreimes willen wird hier als Stilmittel eingesetzt: Es werden Dichterlinge parodiert, die schon glücklich sind, wenn sie Rhythmus und Endreim einhalten können und deren Produkte dadurch rasseln wie Nähmaschinen im Leerlauf.

Schöne Grüße

MM

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Das ganze Gedicht ist ja eine dadaistische Groteske:
„Sie bocken bei Tag und sie trillern bei Nacht.“

Und zu van Hoddis, wie meist, paradoxen und provokativ überraschenden Wortwahl passt, daß hier
Reimer = „sich reimende Verszeilen“ meint,
so daß es sich auf „Eimer“ reimt.

Gruß
Metapher

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Sachma, Kreszenz - es geht um das große R!

SCNR
Gruß
Ralf

corr,

zu … paradoxer und provokativ überraschender Wortwahl …

etwas pingelig, da wir ja im Deutschbrett sind → starke Flexion :sunglasses: :innocent:

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@Metapher und @Aprilfisch:

Möglicherweise ist das jetzt eine sehr steile These, aber ich will sie dennoch mal in den Raum stellen:

In der bairischen Sprache gibt es eine Deklinationsklasse für maskuline Substantive, die den Plural auf -a bildet. Ein Beispiel ist der „Baam“ (Baum), dessen Plural „Baama“ lautet. Es würde aber auch auf „Reim“ zutreffen - der bairische Plural lautet „Reima“. („Da Herr Dokta, der mocht so scheene Reima …“). Ob es das in anderen Mundarten auch gibt, weiß ich nicht, und ich bin mir auch nicht sicher, woher diese Deklination kommt.

„Andante“ wurde 1914 erstmals veröffentlicht. 1912 hat sich Hoddis auch mehrere Monate in München aufgehalten. Das könnte ihn beinflusst haben, zumal es auch in das Bild der Kühe und in die Parodie der Dichterlinge passt.

Gruß,
Max

Interessanter Hinweis. Aber ist denn nicht das Plural-Suffix -a vielmehr die bairische Variante des Schwa-Suffixes nördlicherer Dialektgruppen? Eher als des -er Suffixes (obwohl es diesem zweifellos phonetisch sehr nahe kommt)?

Da im Gedicht mit Reimer ganz sicher nicht Reimemacher gemeint sind, liegt es da nicht viel näher, daß sich Hoddis - zumal bei dem grotesken Attribut „farbige“, abgefärbt von „farbige Winde“, schlicht und hinterlistig das Suffix von z.B. „Lied-er“ ausgeliehen hat? Bloß damit sich die Reime auf Eimer reimen?

Gruß
Metapher