Was bedeutet der Ausdruck "so zwar, dass ..."?

Beim Lesen von Heidegger stoße ich immer mal wieder darauf, aber auch bei anderen älteren Autoren kommt die Fügung manchmal vor. In Wörterbüchern finde ich weder unter „so“ noch unter „zwar“ diese Zusammenstellung. Für mich selber ersetze ich das „so zwar“ oft im Stillen durch „und zwar so“, aber das passt nicht immer; dann passt eher „so allerdings“. Wer weiß eine Quelle zum Nachschlagen?

Servus,

sehr unwwahrscheinlich, dass das eine Fügung von gerade diesen beiden Wörtern ist. Zitier doch mal einen Satz, in dem sie vorkommt - dann kann man mehr sehen.

Schöne Grüße

MM

Da du hier im „wer-weiss-was“ bist, triffst du eher auf Leute, die selbst Antworten und Erklärungen geben können und nicht nur Quellen „zum Nachschlagen“. Es wäre daher bezüglich deiner Frage sinnvoller, ein oder zwei Textbeispiele aus deinen Funden anzuführen. Die Wendung „so zwar“ findet sich nämlich recht häufig in Texten (zumindest in philosophischen) des 18. des 19. und Anfang des 20. Jhdts. Aber sie hat nicht immer dieselbe Bedeutung und ist Bestandteil unterschiedlicher grammatischer Konstruktionen. Es kommt auf die Stellung im jeweils ganzen Satzes an, und vor allem auf den in diesem vermittelten Kontext.

Gruß
Metapher

Hier ein Zitat: „Das durchschnittliche Seinsverständnis kann durchsetzt sein von Theorien über das Sein, so zwar, dass dabei diese Theorien verborgen bleiben.“

Trotzdem frag ich (mich) auch, welches wohl voluminösere Nachschlagewerk hier in Betracht kommt.

Hier noch ein zweites Zitat (beide aus der Einleitung von „Sein und Zeit“):

„Das ‚Voraussetzen‘ des Seins hat den Charakter der vorgängigen Hinblicknahme auf Sein, so zwar, dass aus dem Hinblick darauf das vorgegebene Seiende in seinem Sein vorläufig artikuliert wird.“

Generell kann die Wendung „so zwar, dass …“ im heutigen Sprachgebrauch ersetzt werden durch

  1. nämlich so, dass …
  2. allerdings so, dass …
  3. jedoch so, dass …
  4. und zwar so, dass …

In diesem Beispiel aus Heideggers SuZ:

plaidiere ich aus dem Argumentationskontext ausschließlich für „und zwar so, dass …“.

In deinem anderen Beispiel oben

weist der Zusammenhang auf "jedoch so, dass … " oder auch auf „allerdings so, dass …“.

Gruß
Metapher

3 „Gefällt mir“

Und die Ersatz-Wendungen sind kein Zitat?

Ich verstehe zwar nicht, was du mit dieser Rückfrage meinst, aber ergänzend sollten natürlich nicht unerwähnt bleiben die mit zwar eingeleiteten Gegensätze
zwar … aber …“,
zwar … (je)doch …“.
Dabei wäre „so zwar, dass …“ gleichbedeutend mit „zwar so, dass … aber …“.

welches wohl voluminösere Nachschlagewerk hier in Betracht kommt.

Vielleicht ist das
http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GZ12561#XGZ12561
voluminös genug?

Hier käme insbesondere Punkt „7)“ in Betracht.
Ob zwar der Fall „so zwar, dass …“ dort nicht erwähnt wird, es sei denn, ich hätte ihn übersehen.

Aber was ist an der Nachfrage so unverständlich? Ich liebe Wörterbücher zur deutschen Sprache und bin, was die gefragte Fügung angeht, weder in irgendeinem DUDEN noch WAHRIG usw. fündig geworden. Zu den Redewedungen zählt sie wohl auch nicht. Das Googeln hat ebenfalls nichts gebracht – zum Beispiel Grimmsches Wörterbuch: Fehlanzeige. Mag ja sein, dass mein Bücherwunsch hier nicht hingehört, aber wenn er nun einmal direkt mit dem Fragethema zusammenhängt …

Da mich die Nachschlagemöglichkeit nicht in Ruhe gelassen hat, bin ich jetzt in Etymologien beim „zwar“-Artikel auf den Wortsinn „in Wahrheit“ oder „fürwahr“ gestoßen. Dank dieses mein Sprachgefühl übersteigenden Hinweises leuchtet mir ein, dass beides mit „so zwar, dass …“ gemeint sein kann: das „und zwar so …“ wie das „allerdings so …“. Denn die Wahrheit kann einen Aussagesatz ergänzen („und“) oder auch einschränken („allerdings“).

Das ist nun keine Rückfrage mehr, vielmehr eine Abrundung dessen, was Du freundlicherweise mir geantwortet hast. Vielen Dank!

und die „zwar“-Abhandlung in (dem „voluminösen“) Grimms DWB, auf die ich oben verwies, hast du auch schon durchgearbeitet?

Gruß

Dort hab ich eben, so wie Du, das „Corpus Delicti“ nicht entdeckt.

Aber auch Dein DWB-Hinweis ist mir entgangen. An das Thread-Design hier muss ich mich wohl noch gewöhnen; es kommt mir recht unübersichtlich vor.

Hallo,

http://busyreadywhat.org/Authors/Heidegger/Heidegger%20Martin%20-%20Sein%20und%20Zeit.pdf Seite 18 der PDF-Datei

Das durchschnittliche, vage Seinsverständnis kann ferner durchsetzt sein von überlieferten Theorien und Meinungen über das Sein, so zwar, daß dabei diese Theorien als Quellen des herrschenden Verständnisses verborgen bleiben. – Das Gesuchte im Fragen nach dem Sein ist kein völlig Unbekanntes, wenngleich zunächst ganz und gar Unfaßliches.

IMHO ist „und zwar so, dass“ passend. Nun finde ich im gesamten „Werk“ keine Textstelle, bei der eine andere, modernere Formulierung erforderlich wäre.

Btw wandelt Heidegger auf ganz eigenen (oder auch eigenartigen) Sprachpfaden. Ich verkneife mir lieber einen weiteren Kommentar dazu. :smirk:

Gruß
vdmaster