Was bedeutet dieses Motiv in Mozarts "Figaro"

Hallo!

In der Partitur der Oper Le nozze di Figaro habe ich etwas Interessantes gefunden.

Nr. 16 beginnt mit der Szene, in der der wütende Graf Cherubino auffordert, aus dem Kabinett zu kommen. Im weiteren Verlauf der Szene sprechen der Graf und seine Frau, die Gräfin, miteinander.

Während dieses Gesprächs spielt die 1. Violine an drei Stellen (konkret in den Takten 5-8; 17-20; 72-77) ein Motiv, das aus Oktavsprüngen besteht und so aussieht:

Die Tonhöhe variiert natürlich, aber das Muster ist immer das gleiche: Oktavsprung nach oben und wieder nach unten.

Dieses Motiv kam mir bekannt vor, und zwar aus Cherubinos Arie „Non so più“ , wo es, ebenfalls in der 1. Violine, in den Takten 51-59 auftaucht.

Also habe ich mich natürlich gefragt, was dieses Motiv bedeuten soll. Zuerst habe ich die Texte, die währenddessen gesungen werden, vergleichen:

La Contessa:
A signore, quel furore
Per lui fammi il cor tremar

Gräfin:
Ach, mein Herr, dieses Wüten
läßt mich für ihn zittern.


La Contessa
No sentite:

Il Conte:
Via parlate

Gräfin:
Nein, hört!

Graf:
Los, so sprecht!


La Contessa:
Vado … sì … ma …

Il Conte:
Non ascolto.

Gräfin:
Ich gehe … ja … aber …

Graf:
Ich höre nicht zu.


Cherubino:
Parlo d´amor vegliando,
Parlo d´amor sognando

Cherubino:
Von Liebe red ich im Wachen,
von Liebe red ich im Traume


Wirklich aufschlussreich war das jedoch nicht. Zwar redet der Page vom Sprechen, und auch der Graf spricht in einem Beispiel von „parlate“, aber ich glaube nicht, dass dieses Motiv etwas mit „Sprechen“ zu tun hat.

Auffällig finde ich auch, dass es in allen drei Fällen nur dann auftaucht, wenn die Gräfin etwas sagt, bzw. sie im „Mittelpunkt“ steht.

Hat vielleicht jemand eine Idee, was dieses Motiv bedeuten soll? Gibt es in der barocken Figurenlehre eine Erklärung dafür? Sollen diese Sprünge Seufzer darstellen? Oder Sprünge? Oder eine Bewegung, etwa ein Händeringen?

Liebe Grüße,
Stefan