Was bin ich ?

Hallo,

kann mir jemand einen Buch/Lesetip zu folgendem Problem geben ?
Wenn ich die Aussage treffe " Ich bin … " dann fallen
mir erst mal funktionen ein wie z.b. Vater, IT-Manager, Blond usw. aber was bleibt wenn ich die Funktionen (bzw. äußerliche Kennzeichen) weglasse ?
Definieren wir uns den nur durch Funktionen und Erscheinungsbilder ? Die Aussage „Ich bin vom äußeren Erscheinungsbild männlich“ kann ich machen, aber was Unterscheidet im inneren Mann von Frau ?

Wer hat sich den in laienverständlicher Form mit den Themen beschäftigt ?

Danke

Thorsten

Hallo,

kann mir jemand einen Buch/Lesetip zu folgendem Problem geben?
Wenn ich die Aussage treffe " Ich bin … " dann fallen
mir erst mal funktionen ein wie z.b. Vater, IT-Manager, Blond
usw. aber was bleibt wenn ich die Funktionen (bzw. äußerliche
Kennzeichen) weglasse ?
Definieren wir uns den nur durch Funktionen und
Erscheinungsbilder ? Die Aussage „Ich bin vom äußeren
Erscheinungsbild männlich“ kann ich machen, aber was
Unterscheidet im inneren Mann von Frau ?
Wer hat sich den in laienverständlicher Form mit den Themen
beschäftigt ?

das sind Fragen einer ganzen philosophischen Disziplin, der „Philosophischen Anthropologie“. Deshalb hier nur eine kleine Literaturliste von Büchern, die mit Sicherheit aus für Laien verständlich sind:

  • Jean-Jacques Rousseau, Diskurs über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen (1755) [dt./franz. 2. Aufl. Paderborn/Zürich 1990]

  • Claude Adrien Helvétius, Vom Menschen, seinen geistigen Fähigkeiten und seiner Erziehung (posthum 1773)
    [dt. Frankfurt 1972]

  • Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1798)
    [Reclamheft, hier steht zwar viel Unsinn, aber vieles ist auch brauchbar]

  • Johann Gottlieb Fichte, Die Bestimmung des Menschen (1800)
    [verschiedene Ausgaben]

  • Michael Landmann, Fundamental-Anthropologie (1979)
    [2. Aufl. Bonn 1984]

Weitere Literatur findet man in dem sehr interessant und lehrreich geschriebenen Artikel „Anthropologie“ in:
„Historisches Wörterbuch der Philosophie“, Bd. 1, hg. v. J. Ritter und K. Gründer, Stuttgart/Basel 1971, Sp. 362-374.

Ferner
Willi Oelmüller (Hg.): Grundkurs philosophische Anthropologie,
München 1996 (mit Textauszügen und Erläuterungen)

Gruß

Thomas Miller

Noch ein Tip:
Ralf Dahrendorf: Homo Sociolgicus

Gruß Michael

Ergänzend zum anthropologischen und soziologischen möchte ich Dich auf den existenzphilosophischen Umgang mit Deiner Frage aufmerksam machen.

Während die Anthropologie (und Soziologie) eher den Menschen im allgemeinen zum Gegenstand hat, ist das existenzielle Denken stärker auf den einzelnen Menschen ausgerichtet. Deine Frage lautet ja schließlich „Was bin ich?“ und nicht „Was ist der Mensch?“

Hier die wichtigsten Autoren:
Sören Kierkegaard („Entweder - Oder“)
Martin Heidegger („Sein und Zeit“)
Jean-Paul Sartre („Der Ekel“)
Albert Camus („Der Mythos des Sisyphos“)

mein tipp:
„philosophie der freiheit“ v. rudof steiner
geht um erkenntnistheorie
relativ anspruchsvoll, aber auch von „laien“ verstehbar
(m.e. leichter als kant, der hier widerlegt wird :wink:

Hallo,

mein tipp:
„philosophie der freiheit“ v. rudof steiner
geht um erkenntnistheorie
relativ anspruchsvoll, aber auch von „laien“ verstehbar
(m.e. leichter als kant, der hier widerlegt wird :wink:

ich meine, dass man das so (trotz des Zwinkerchens) nicht stehen lassen kann. Ob das Buch wirklich für Laien verstehbar ist, möchte ich dahin gestellt sein lassen, obwohl ich da gewisse Zweifel hege.

Aber dass hier Kant widerlegt werde, ist wohl in dieser Allgemeinheit unhaltbar. Zwar meint Steiner, Kant zu treffen, aber er liest Kant immer in der Perspektive Fichtes und widerlegt so einen quasi fichteschen Kant, aber nicht Kant selbst.

Für eine Kantinterpretation, die sich tatsächlich an Kant orientieren möchte, ist folgendes Buch IMHO unverzichtbar:
Gerold Prauss: Kant und das Problem der Dinge an sich (Bonn 1974). Ein eigentlich nicht sehr schwieriges Buch, das ich dir, Cordula, gerne empfehlen möchte. Jedenfalls versteht dieses Buch jeder, der Steiner versteht.

Mein Fazit: Fichte wird von Steiner zu Recht widerlegt, aber Kant ist damit noch nicht am Ende.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

hallo thomas,

Mein Fazit: Fichte wird von Steiner zu Recht widerlegt, aber
Kant ist damit noch nicht am Ende.

du kennst dich offenbar viel besser aus mit kant und fichte als ich (konnte mich mit kant nie so recht anfreunden). ich danke für die richtigstellung/präzisierung.

cordula

Hallo Cordula,

du kennst dich offenbar viel besser aus mit kant und fichte
als ich (konnte mich mit kant nie so recht anfreunden). ich
danke für die richtigstellung/präzisierung.

das ist gar nicht mal deine Schuld, weil ganze Generationen bis 1974 (mindestens) diesem Irrtum aufgesessen sind. Schuld daran sind Reinhold, Fichte und Hegel (Schelling nehme ich ein bisschen aus). Der erste der meiner Ansicht nach darauf hingewiesen hat, war Schopenhauer, bei dem ich gewisse Ähnlichkeiten zur Interpretation von Prauss sehe. Der allerdings verwendet Methoden der „Analytischen Philosophie“ und würde diese Parallele - so wie ich ihn kenne - weit von sich weisen.
(Ich habe einige Semester bei ihm studiert und bewundere seine analytischen Fähigkeiten noch heute.)

Liebe Grüße

Thomas Miller

soso (off topic)

Ich habe einige Semester bei ihm studiert …

soso - mithin in Bonn? sieh an sieh an *lach*

Hallo,

nein, in Münster, bevor er einen Ruf nach Freiburg erhielt,
zwischen 1983 und 1985 (*freundlich zurücklach*).

Gruß

Thomas Miller

hallo thorsten,

bei den worten WAS BIN ICH? oder WER BIN ICH? fällt mir spontan „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder ein…:smile:

MfG

frnaizska

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