Was bringt ein neuer Sicherungskasten, wenn die Leitungen alt sind?

Hallo,
in einem alten Haus sind die Leitungen naturgemäß nicht mehr auf dem neuesten Stand.
Der alte Sicherungskasten reagiert sensibel, zB wenn zu viele elektrische Geräte auf einmal laufen.
Das ist zwar etwas nervig, doch stelle ich (als Laie) mir vor, dass dadurch die Gefahr reduziert wird, dass die alten Leitungen in den Wänden mal durchbrennen.
Ist das richtig oder falsch gedacht?

Nicht völlig falsch.
Aber alte Leitungen kann man ja mind. stellenweise besichtigen und wichtiger prüfen (Isolationstest) um sich einen Eindruck vom Zustand zu verschaffen.

Wenn öfters Sicherungen abschalten, dann ist da was überlastet. Man muss also die Stromkreise neu zuordnen und ggf. auch mal eine neue Leitung legen um z.B. die Küchensteckdosen mit ihren vielen recht hohen Verbrauchern extra zu haben oder einen 2. Stromkreis dafür anzulegen.
Und oft ist ja schon er erstmalige Einbau von modernen Leitungsschutzschaltern und Fehlerstromschutzschaltern eine wichtige Aufrüstung gerade alter Anlagen.

Also wenn ein Verteiler ersetzt wird dann wird derjenige (Elektrofachmann) den Rest auch beurteilen.

MfG
duck313

Nö. Höchstens die ausgeleierten Automaten, weil sie schon zu oft ausgelöst haben. Die kann man einzeln austauschen. Leitungen nutzen sich nicht durch Gebrauch ab, können aber (bei schlechten [Isolations-] Materialien) tatsächlich altern. Und Stromkreise können für die aktuellen Wünsche unzureichend ausgelegt sein.

Das sagt euch dann der Experte, der den Automaten wechselt.

Das kann mehrere Ursachen haben.

  1. Es gibt zu wenig Stromkreise.
    1a. Es liegen zu wenig Leitungen vom Sicherungskasten zu den Zimmern. Mehr Leitungen lassen sich nicht einfach nachrüsten.
    1b. Es liegen eigentlich genug Leitungen, aber man hat im Sicherungskasten aus Platz- oder Kostengründen mehrere Leitungen auf nur eine Sicherung gelegt. Das lässt sich durch mehr Sicherungen leicht beheben, wenn der Platz ausreicht. Ein neuer Sicherungskasten, der größer ist, kann leider wieder nicht so einfach nachgerüstet werden, wenn dieser erst mühsam in die Wand eingestemmt werden muss.

  2. Es sind gar keine „Sicherungen“ (Schraubsicherungen, Schmelzsicherungen) ((auch wenn ich zur Vereinfachung oben selber das Wort „Sicherung“ benutzt habe)), sondern Leitungsschutzschalter („Sicherungsautomaten“). Diese können altern, ungünstige Auslösecharakteristiken haben oder unterdimensioniert sein.

Genaueres sagt dir der Kollege vom Fach vor Ort, nach einer kurzen Besichtigung und einem Blick hinter die Abdeckung des Kastens.

(Hinter der Abdeckung befinden sich viele Teile, die dich töten können. Man stirbt dabei recht langsam - und während der ganzen Zeit wird es weh tun.)

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Was meinst Du mit „in die Wand eingestemmt“? Unser Sicherungskasten liegt auf der Wand auf. Oder ist damit irgendwas gemeint, was man nicht sehen kann?

Damit meine ich Unterverteilungen, die unter Putz montiert sind.
Das war früher eigentlich der Standard in Wohnungen. Heute bilde ich mir ein, in Neubauwohnungen öfter auf auf Putz montierte Kästen zu treffen, die irgendwo in einer Nische versteckt sind.

So etwas wird heute oft gemacht, insbesondere wenn nicht unterkellert (!). Das ganze ist türhoch und hat auch oft eine richtige Tür davor, die sich nicht von Zimmertüren unterscheidet.

Telekommunikation, Internet usw. ist dort auch mit drin.

MfG
duck313

Leitungen […] können aber (bei schlechten [Isolations-] Materialien) tatsächlich altern.

Oder bei häufiger grenzwertiger Belastung. Wenn mal beispielsweise eine 1,5 mm²-Kupferleitung mit 16 A abgesichert ist und das Überstromschutzorgan häufig durch Überlast anspricht, weil es zu wenig Stromkreise gibt, dann heißt das, es fließen regelmäßig deutlich über 16 A. Dabei kann es schon sein, dass durch thermischen Stress die Isolierungen der Leitungen vorzeitig altern - also nicht nur bei schlechten Materialien.
Nebenbei fällt mir noch ein: In einem elektrisch unsanierten 70er-Jahre-MFH habe ich mal festgestellt, dass die alten Leitungen auffälligerweise viel dünnere Aderisolierungen haben als man es bei heute hergestellten Leitungen sieht. Vermutlich halten solche alten Leitungen bei ansonsten gleichen Belastungs-Bedingungen weniger lange durch als was man heutzutage verlegt.

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