Was das Geile ist an Kevin Spacey

Natürlich ist es für A und B wurscht, aber für die Diskussion der sexuellen Belästigung spielt es doch eine große Rolle, wenn es an einem Fall diskutiert wird, der nicht nach dem gängigen Muster „männlicher Belästiger, weibliches Opfer“ strukturiert ist.
Wenn ich z.B. als Mann hier schreibe, das sollte man alles nicht so hyperwichtig nehmen, dann schreibe ich in einem Fall von „männlicher Belästiger, weibliches Opfer“ unweigerlich aus einer männlichen (Täter)Perspektive heraus, zumindest wird mir dies nachvollziehbarerweise unterstellt, während ich in einer Konstellation „männlicher Täter, männliches Opfer“ qua Geschlecht mit beiden Positionen identifiziert bin.
Das ist von der Argumentation her schon ein großer Unterschied, finde ich.

Gruß
F.

Das ist ja der Grund, warum ich so beharrlich das Moralische vom Rechtlichen trenne. Du kannst es nicht wissen. Wenn also jemand sagt „XY hat mich vergewaltigt.“, dann sagt er entweder die Wahrheit oder er lügt. Im ersten Fall finde ich in Ordnung, dass er den Vorwurf erhebt, und im zweiten Fall nicht. Der Umstand, dass ich nicht wissen kann, ob eine Aussage wahr ist, macht ja die Aussage nicht weniger (oder mehr) wahr.

Trambo

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Das sehe ich genau so.
Um es philosophierend-abstrakt zu sagen: Es ist Teil einer Bewegung, die die Lebenswelt aus der Arbeitswelt heraushalten soll, und das in einer neoliberalen Zeit, in der die Arbeitswelt umgekehrt immer stärker in die Lebenswelt eindringt.

Gruß
F.

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Quelle (außer deine Erinnerung)? Gerne aufgeschlüsselt nach männlichen und weiblichen Tätern.

:paw_prints:

Hi,

Der Schaden ist aber angerichtet (Ruf und Karriere ruiniert), egal, ob der Vorwurf stimmt. Niemand korrigiert sich in seiner Ansicht von Herrn jachelmann, nur weil jetzt das Gericht festgestellt hat, dass die Klägerin Unrecht hat.

Die Franzi

Die Hauptquelle auf der meine Erinnerung vermutlich basiert liegt im Keller im dicken Ordner „Prüfungsliteratur psychotherapeutisches Propädeutikum“. Sollte ich morgen mit einigem Zeitaufwand auffinden und zitieren können, wenns dir denn extrem wichtig ist. Dann hab ich aber auch eine Rechercheleistung bei dir gut :wink:

Gruß
F.

Ich glaube, an dieser Stelle muss man differenzieren. Es ist unwahrscheinlich, dass z. B. die Frauen, die von Bill Cosby belästigt worden sind, ohne das öffentliche Forum zu ihrem Recht gekommen wären. Zumindest kann man nachvollziehen, warum sie sich scheuen würden, sich diesem übermächtigen, allseits beliebten, superreichen Gegner alleine im Prozess zu stellen. Dass die Angst nicht unbegründet ist, sieht man an dem Aufwand, den Harvey Weinstein getrieben hat, um mögliche Ankläger zu diskreditieren. Gleichzeitig lernt man, wie tief verankert und wie verzeihlich sexuelle Übergriffe in diesen Umgebungen offenbar waren und sind. Der Fox-Moderator Bill O’Reilly kauft sich mit 32 Millionen Dollar zum wiederholten Male aus einem entsprechenden Vorwurf frei und kurz darauf wird sein Vertrag (mit 25 Millionen Dollar Jahresgehalt) erneuert.

Ich kann gut verstehen, wenn sich ein Opfer sexueller Gewalt angesichts einer solchen Kultur machtlos fühlt. Und das ändert sich gerade ein bisschen, und zwar weil diese Diskussion in der Öffentlichkeit stattfindet, und weil immer mehr Betroffene wagen, öffentlich darüber zu sprechen. Der Rechtsweg ist schön und gut, aber wenn es um ein systematisches Unrecht geht, kann der Weg in die Öffentlichkeit der einzig Erfolg versprechende sein. Bei Snowden haben sie auch gesagt, er hätte sich halt bei seinen Vorgesetzten beschweren sollen.

Schönen Abend
Trambo

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Und das ist der Grund, warum falsche Beschuldigungen nicht gut sind. Hab ich jemals was anderes gesagt?

Dass sie den Spacey nun aus einem Film rausschneiden ist wirklich krank.
UdSSR reloaded :wink:

Gruß
F.

Sagen wir mal so, ich sehe einen gewissen Unterschied zwischen „Sexueller Attraktion“ und „Sexueller Belästigung“.
Gerade der Job ist ja auch ein relativ häufiger Ort, wo Liebesbeziehungen entstehen. Gerade wenn man eng zusammenarbeitet, können entsprechende energetische Fäden gesponnen werden. Und auch nicht jede Beziehung einer Mitarbeiterin zu ihrem Chef ist durch das Machtgefälle bedingt.
Für mich steht da tatsächlich eher die „Art der Artikulation“ in Mittelpunkt. Und das durchaus von beiden Seiten!
Ein Klaps auf den Po ist meiner Meinung nach keine angemessene Art, Interesse am Anderen zu zeigen. Oder sexuell zweideutige schmierige Anspielungen machen. Aber natürlich sollte der andere Part das Selbstbewusstsein haben, dann auch „Nein, so nicht“ zu sagen.

Letztendlich sehe ich das ganze Thema auch als eine Art Entwicklung der „Sozialen Kontrolle“ , dass wir (hoffentlich) von den persönlichen Einzelfällen hin zu einer strukturellen Bewusstseinsänderung innerhalb der Gesellschaft kommen werden, so dass ein Klaps auf den Po eben nicht mehr in der Öffentlichkeit mit „hab dich nicht so, ist doch nur…“ abgetan wird.

Beatrix

Gut, ich war im Keller.

Diese Quelle ist Dirk Bange, Sexueller Missbrauch an Jungen und will einen Überblick über die (sehr dürftige) Forschungslage anno 2007 bieten, also zugegeben a bissl veraltet.

  • zur Dunkelziffer: „In Deutschland liegen mittlerweile zehn Dunkelfelduntersuchungen zum sexuellen Missbrauch an Jungen vor. Sie ermittelt Raten zwischen 4 und 22% [Bange zeigt, dass die Schwankung v.a. durch unterschiedliche Missbrauchs-Definition in den Studien bedingt ist und benennt diese auch für jede der 10 Studien]. Damit bewegen sich die in Deutschland erhobenen Daten im Bereich der in ausländischen Studien am häufigsten ermittelten Ergebnisse […] Lässt man einmal die Studien mit extrem hohen oder niedrigen Resultaten außen vor, pendeln die Ergebnisse in der überwiegenden Zahl der Untersuchungen zwischen 5 und 10%. Bei Mädchen schwanken die Zahlen im Übrigen zwischen 15 und 20%
    In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) […] Zahl der Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs … Der Anteil der betroffenen Jungen liegt jeweils sehr stabil bei knapp unter einem Viertel.“ (s.32f.)

Daraus lässt sich schlussfolgern: Während der Anteil der Jungen in den genannten Dunkelfeldstudien bei 1/3 bis 1/2 liegt, liegt er in der PKS bei unter 1/4. Das stützt meine vorgebrachte Aussage, „dass die Dunkelziffer bei sexuellen Gewalt gegen Männer deutlich höher ist als bei sexueller Gewalt gegen Frauen“.

Einschränkend kann man natürlich viel anbringen: Jungen/Mädchen statt Männer/Frauen, dürftige Faktenlage, unterschiedliche Definitionen innerhalb der Studien und beim Vergleich der Studien mit dem PKS usw. Völlig klar.
Aber ich beharre ja nicht auf meiner Aussage, sondern will nur zeigen, dass ich mir sowas nicht einfach aus dem Ärmel schüttle.

Bange führt in diesem Werk viele Gründe an, warum die Dunkelziffer bei sexueller Gewalt an Jungen/Männer so besonders hoch ist ohne dabei noch weiteres Zahlenmaterial zu liefern: noch höhere Scham, Homotabu, es wird ihnen nicht geglaubt, sie halten sich selbst nicht für missbraucht, weil sie dabei eine sichtbare Erregung hatten, passt nicht zum männlichen Selbstbild, Verklärung als Intitiation usw.

  • zum Tätergeschlecht: „Jungen werden überwiegend von Männern sexuell missbraucht. Der Täterinnenanteil ist jedoch ist fast allen Studien mit 10 bis 20 beträchtlich und übersteigt in mehreren amerikanischen Studien sogar den der Männer. Dies könnte daran liegen, dass in den USA schon wesentlich länger über den sexuellen Missbrauch durch Frauen gesprochen wird“ (S. 42)

Die hier genannte extrem hohe Schwankungsbreite ist m.E. weniger dadurch erklärbar, dass in den USA mehr darüber gesprochen wird, sondern dadurch, dass hier die Definition des „sexuellen Missbrauchs“ (in schwierig bis unmöglicher Abgrenzung zum emotionalen Missbrauch) der entscheidende Punkt ist. Nehme ich z.B. ein „übermäßiges, nicht altersgemäßes Streicheln an nicht erogenen Zonen“ in die Definition des sexuellen Missbrauchs hinein, erhalte ich mit Sicherheit eine völlig andere Tätergeschlecht-Ratio als wenn ich z.B in extremis die Penetration als alleiniges Kriterium verwende.
(Interessant übrigens die Diskussion, ob manche Formen körperlicher Züchtigung nicht sinnvoll als sexueller Missbrauch zu verstehen sind.)

Gruß
F.

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Erstens letzteres und zweitens muß ja nicht jede Anspielung aus dem Nichts gekommen sein. Es gibt ja auch durchaus Flirts im Arbeitsumfeld, bei denen beide zu einer „Eskalation“ bis zu einem gewissen Grade beitragen. Wenn man dann am Ende und nach Jahren die letzte (und damit vielleicht krasseste) Bemerkung aus dem Zusammenhang reißt und der Öffentlichkeit zum Fraß vorwirft, kann das leicht nach einer Belästigung aussehen. Daß vorher der nun anklagende Teilnehmer das Spiel auch mitgespielt hat, wird dann in der öffentlichen Meinung nicht berücksichtigt (wie auch; das wird im Zweifel ja auch nicht erwähnt.

Gruß
C.

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Na klar, aber der Unterschied ist a) situativ und b) völlig unklar/unsicher/umstritten
Z.B. habe ich heute in meiner Tageszeitung gelesen, dass 2/3 aller Briten, aber nur 1/3 der Deutschen das Erzählen schlüpfriger Witze als „sexuelle Belästigung“ einstufen. Wenn nun noch klar ist, dass Alter, regionale Herkunft, Schichtzugehörigkeit usw. auch noch mitbeteiligt sind, dann sollte einsichtig sein, dass diese Unterscheidung zwischen der „Artikulation sexueller Attraktion“ und „sexueller Belästigung“ extrem schwierig ist - und zudem z.B. stark klassistisch ist (weil die Mittelschicht mit ihrer extrem hohen Definitionsmacht ihre Normen durchsetzt, die denen der Unterschicht nicht entsprechen)

Ich sehe es auch verankert in einen großen Rahmen der „Entwicklung der sozialen Kontrolle“, werte das aber aber negativ, sprich diese „strukturelle Bewusstseinsänderung“ geht für mein Empfinden in die falsche Richtung. Ich möchte eine stärkere Erotisierung der Gesellschaft bei Abnahme von Machtgefällen. Stattdessen läuft es auf die Zunahme von Machtgefällen bei Abnahme der Erotik hinaus.

Nur ein kleines Beispiel: ein prominenter Pflege-Kritiker (ich hab den Namen vergessen) propagiert die Institutionalisierung einer positiven Patientenverfügung (in der also festgehalten wird, was alles getan werden darf, und nicht nur, was alles zu unterlassen ist). Jedenfalls steht in seiner „positiven Patientenverfügung“ sinngemäß der Satz „Wenn mein Pfleger/Pflegerin mich in wohlwollender Weise zärtlich-erotisch berühren wird, werte ich das keinesfalls als Missbrauch, sondern als von mir erwünschten zwischenmenschlichen Kontakt“.

Gruß
F.

(auch wenns vermutlich keiner mehr liest, weil das Forum so unübersichtlich ist)

Danke für eure lesenwerten Beiträge!

Noch ein letzter Link:


Bei der aktuellen Debatte um sexuelle Belästigung geht es nicht um Sex. Es geht dabei auch nicht nur um Frauen und Männer. Es geht um Macht und deren Missbrauch - rein körperliche oder strukturelle Überlegenheit. Um Sexualität geht es nur insofern, als sie für den Machtmissbrauch instrumentalisiert wird. Diese Themenstränge auseinanderzudividieren ist die einzige Chance, konstruktiv auf den überhitzten wie verfahrenen Diskurs zu reagieren.

Gruß
F.

Hi,

doch hier ich :smile:

eingangs, soweit ich mich in das Thema einlesen konnte, hat Spacey die Vorwürfe nicht abgestritten, sondern durch Verlautbarung von Therapiebereitschaft - mehr oder weniger- bestätigt.
Unter der Voraussetzung, dass die Vorwürfe hier als gesichert gelten können, muss er einfach die Konsequenzen tragen. In aller persönlichen Härte, die seine begangenen Persönlichkeitsverletzungen an anderen mit sich bringen werden. Ohne wenn und aber.

Die Entscheidung des Regisseurs Scott Ripley wird zwar im Rahmen einer moralischen Diskussion geführt, ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit eine vor allem wirtschaftliche Entscheidung, wenn zu befürchten ist, dass sein Darsteller bei einer aktuell so schlechten Reputation nicht die Summen einspielt, die so ein Hollywood Film nun mal einspielen muss. Das hängt bloß keiner an die große Glocke.

Ob die Konsequenzen allerdings so hart ausgefallen wären, wenn es sich um Übergriffe gegen Frauen gehandelt hätte, bezweifle ich ehrlich gesagt.

Das kann zum einen daran liegen, dass Macht-Übergriffe(ordnen wir in deinem Sinne die rein sexuelle Motiviertheit mal unter) gegen Frauen in der männlich orientierten Gesellschaft mehr unterschwellige Toleranz erfahren;
zum anderen daran, dass die Reaktion der männlichen Öffentlichkeit mehr gefürchtet wird.

Die kürzlichen Proteste um die Pariser Werkschau Roman Polanskis - da muss ich sagen, dass ich auch Probleme habe, die mit Slogans besprühten Nackedeis als Kritik an der ernsthaften Sache für voll zu nehmen. Das ist fast noch peinlicher als die öffentliche Ehrung eines Mehrfachvergewaltigers.

Es ist aber auch ein Zeichen von Hilflosigkeit und fehlender Rückendeckung durch die Gesellschaft, da wird schulterzuckend seitlich weg gekuckt und über Trennung von Mensch und Werk diskutiert, statt klar Stellung für die Frauen zu beziehen.
Was ich dabei empfinde ist, dass die männliche (oder auf männliche Macht hin strukturierte) Gesellschaft eine schizophrene Beziehung zur Vergewaltigung von Frauen hat.

Ich kann nicht beurteilen, ob bei Spaceys bereits frühem pädophilen und später gleichgeschlechtlichem Übergriff die Machtkomponente eine ebensolche Rolle spielt, wie sie in den meisten Übergriffen gegen Frauen zu recht als Motiv unterstellt wird.
Das machte wenn, doch einen qualitativen Unterschied.
Vielleicht nehme ich als Frau den Machtübergriff Mann gegen Mann nur nicht so offenkundig wahr.
Ich bin aber mal gespannt, ob Spacey auch so leicht verziehen wird wie Woody Allen oder Roman Polanski.

Ich mag Polanski-Filme und Spacey ist in meiner Lieblingsschauspieler-Liste ganz oben.
Allerdings fällt jegliches Gefühl von sexueller Attraktivität desjenigen spontan von mir ab, wenn ich sowas erfahre. Ich find`s einfach dämlich.
Und klar kann ich das Werk insoweit trennen, als dass ich mir die Filme auch weiterhin ansehe.
Aber als Person des öffentlichen Lebens muss derjenige die Konsequenzen tragen.

(jetzt hab ich ganz verpennt, deinen link zu lesen)

Gruß
Heidi

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Na, das ist klar.
Spaceys persönliches Schicksal ist jetzt auch gar nicht der Fokus meines Interesses gewesen.

Das sehe ich auch so, finds aber so oder so extrem widerlich, weil ich wenig Unterschied zur Praxis totalitärer Regime sehe, in denen etwa Dissidenten aus alten Parteifotos rausretuschiert wurden und dergleichen. Dass nicht staatliche Weisung, sondern privatwirtschaftliches Eigeninteresse dahinter steht, ändert für mich nicht viel daran.

Ausschließlich auf Spacey bezogen, mag ich mich da durchaus anschließen.
Verallgemeinern möchte ich es aber nicht.
Man stelle sich beispielsweise vor, der olle Brüderle damals hätte zu einem männlichen Journalisten an der Bar gesagt, mit seinem Gemächt könne er wunderbar eine Lederhose füllen. Es hätte niemals irgendeinen #aufschrei gegeben.
Es geht stets um konkrete geschlechtsspezifische Wiederholungsstrukturen.

Eine allgemeine Struktur „Übergriffe gegen Frauen werden grundsätzlich mehr toleriert und Reaktionen der männlichen Öffentlichkeit mehr gefürchtet“ sehe ich aber nicht, zumindest nicht in den mitteleuropäischen Gegenwartsgesellschaften.

Gruß
F.

da möchte ich kurz nochmal einhaken (scroll, scroll, scroll)

Vielleicht kann ich deiner männlichen Empathie mal etwas auf die Sprünge helfen :wink:

Du kannst sicher als Mann nicht wirklich nachvollziehen, wie es sich anfühlt, dass Frauen seit Jahrtausenden eine historische Opferrolle in Bezug auf sexuelle Machtübergriffe von Männern haben. Eine Opferrolle in die wir noch heute hineingeboren werden und damit aufwachsen.
Von der psychologischen Kriegsbeute der Neuzeit, bis zurück in die Steinzeit.

Da wünschen sich Frauen eben, in unseren „mitteleuropäischen Gegenwartsgesellschaften“, wie du so schön sagst, etwas mehr Distanzierung seitens der Männer von solchen „Traditionen“.
Diese deutliche Distanzierung kommt aber nicht.
Da lässt sich der Aufschrei nicht auf weibliche Hysterien oder feministische Überempfindlichkeiten reduzieren.

Nun könnte sich die Frage aufdrängen - und du als Psychotherapeut hast ja Ahnung von unbewussten Mechanismen - ob die Männer wirklich wollen, dass Frauen aus dieser angestammten Opferrolle herauskommen. Da spielen auch Ängste von eigenem Machtverlust mit.

Untersuchungen an Kriegsgreueln zeigen, dass praktisch jeder Mann unter bestimmten Voraussetzungen zum Vergewaltiger werden kann.

Und im tiefsten inneren hecheln Männer doch immer noch solchen Phantasien hinterher, Krimiserien voll von Vergewaltigung und sexuellen Übergriffen auf allen Kanälen.
Geschäfts"männisch" würde ich sagen, „die Nummer läuft“. Uns Frauen nehme ich da übrigens nicht aus. Warum wir Frauen das auch gerne kucken, ist mir ein psychologisches Rätsel.
(ich betone, das schmälert nicht die dramatischen Auswirkungen bei persönlicher Betroffenheit)

Sexuelle Übergriffe gegen Männer in Film oder Roman hingegen wären der reinste Ladenhüter, interessiert keinen, will auch keiner sehen.

Einfach so dahin gesagt, klingt es auch falsch.
Übrigens habe ich festgestellt dass Hetero-Männer recht humorlos auf Anspielungen bzgl. „Schwulitäten“ reagieren, das kränkt die männliche Ehre massiv, sobald es sie selbst betrifft .
Für einen öffentlichen Aufschrei fehlt aber vermutlich so etwas wie ein kollektives Opfergefühl.

Bevor ich hier in der feministischen Ecke abgestellt werde, ich finde es ist keine große oder entsetzliche Sache, solche inneren Schweinehunde mal zu thematisieren.

Gruß
Heidi

Das ist nicht zu leugnen, dass eine Frau das in der Regel besser nachvollziehen kann als ich Mann.
Ein Mindestmaß an Empathie- und Identifikationsfähigkeit trau ich mir aber schon zu.

Mir ist nicht so klar, was „die Frauen“ sich wünschen.
Dass sich die weißen, akademisierten Mittelschicht-Frauen so dermaßen anmassen, ständig für „die Frauen“ sprechen zu wollen, halte ich für ein extremes Unding.

Ansonsten: ein empathisches und respektvolles Miteinander wünschen wir uns allesamt - oder wenigstens viele von uns. Ob die Rührmichtnichtan-Gesellschaft die richtige Form der Umsetzung ist, darüber können wir diskutieren.
Hierbei läuft, und das ist quasi meine Grundthese bei diesem Thema, aus meiner Sicht die Frontlinie nicht allzu exakt an den Geschlechtergrenzen entlang.

Das stimmt und das tue ich auch nicht.

Das erscheint mir banal, weil das mutatis mutandis für jede Frau genauso gilt.
„Milgram replication“-Experimente zeigen, dass sich die Geschlechter nicht unterscheiden, wenns um die Bereitschaft geht, in bestimmten Situationen Grausamkeiten auszuüben.

Ich merke schon, mit der BDSM-Szene hast du nicht viel zu tun :wink:
Und warum sollte das in sublimierter Form (die ganzen femme-fatale-Filme etwa, die keineswegs nur Männer ansprechen) nicht genauso zählen?
Dass die unsublimierte Form in Mainstream-Pornos auf Mainstream-Männer ausgerichtet ist, bestreite ich natürlich nicht. Darin erschöpft es sich aber keinesfalls.

Gruß
F.

Jaja. keine Sorge, Ich dir auch.

Das musst du jedenfalls für mich nicht zwangsläufig so interpretieren. Wenn ich irgend welche Gedanken äußere, wird es sonst einfach sprachlich zu kompliziert.
Ich kann natürlich auch in jedem Satz hinzufügen …vielleicht… unter Umständen …manche…es könnte sein … oder auch nicht usw…setze aber voraus, dass mein Gesprächspartner das relativieren kann.

Brauchen wir nicht. Auch für mich absoluter Schwachsinn.
Und dass es Frauen (ups!), manche Frauen geben könnte, die das möglicherweise bestehende Problem in einigen Fällen vielleicht bis ins Lächerliche überziehen könnten, steht auch bis auf weiteres meiner bescheidenen Meinung nach außer Frage.

Das musste ja kommen, wusste ich.

Persönlich nicht und auch gerne so.
Kommt mir einfach nur noch öde und abgelutscht vor.
Aber das ist eine spezielle Szene, die nicht relevant ist, sondern das was Otto/Ottin-Normal sich tagtäglich reinzieht.

Na gut, da kann ich komplett nicht mitreden, einen Porno habe ich im Leben noch keinen geschaut, und wenn ich „femme-fatale“ nur höre, kriege ich schon die Krätze :wink:

Aber es kann ja immer vieles zählen, was sich auf Nebenschauplätzen abspielt. Hauptsache an den finsteren Wesenheiten (auch noch in unserer Gesellschaft) bleibt feste der Deckel drauf. :unamused:

Gruß
Heidi

War gar nicht (so sehr) auf dich bezogen.
Wenn ich es richtig sehe, ist #MeToo (wie ähnliche Debatten auch) primär von weißen Frauen getragen, die wohl eher der Kreativwirtschaft und dem akademischen Milieu entstammen als dem Großkapital oder der Unterschichten.

Mir gehts nicht darum, dass du exakter formulierst (das kann ich schon relativieren und der gebotenen Kürze zuordnen), sondern a) ist dieser ungeheure Repräsentationsanspruch der weißen Mittelschicht-Frau m.E. ein klares Faktum und b) bestreite ich grundsätzlich, dass es überhaupt annähernd eine „weibliche Einheitsfront“ gibt. Das kann ich der Kürze halber auch immer nur anreißen.

?

Was wolltest du mir damit denn sonst sagen, wenn uns beiden klar ist, dass sich die Geschlechter in dieser Frage kein bisschen unterscheiden.
Aus meiner Sicht ist es heute, in Zeiten von Abu Ghraib und Guantanamo, eher eine Frage, ob man die richtige Herkunft, die richtige Religion und teilweise die richtige Hautfarbe hat als das richtige Geschlecht, um demütigender sexueller Gewalt bei Kriegshandlungen entgehen zu können.

Wenn du kurz meinen Threaderöffner überfliegen magst, dann wirst du sehen, dass das exakt auch meine Aussage ist. Nur bei der Frage, was Haupt- und was Nebenschauplatz ist, differieren wird.

Gruß
F.

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