Plädoyer für ‚daß‘
Hallo,
Ich denke, daß folgende Schreibweise die richtige ist:
„Was du nicht willst, daß man dir tu’, das füg’ auch keinem andern zu.“
Der komplexe Satz besteht aus drei Teilen:
A: „Was du nicht willst“
B: „daß man dir tu’“
C: „das füg auch keinem anderen zu“
A und C bilden eine u.a. für Sprichwörter übliche Relativsatz-Konstruktion nach dem Muster „Was…, das…“ („Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“), die sich problemlos in einen „normaleren“ Satz verwandeln läßt („Verschiebe etwas, das du heute besorgen kannst, nicht auf morgen“).
Im Teilsatz A findet sich das Wort „willst“. „Wollen“ wird im Regelfall durch ein (direktes) Objekt ergänzt, also durch ein Akkusativobjekt („Ich will eine Pizza.“) oder einen Objektsatz („Ich will, daß mir eine Pizza gebracht wird.“), in manchen hier irrelevanten Fällen auch durch bestimmte Infinitivkonstruktionen („Ich will eine Pizza essen.“)
Teilsatz B stellt nun den Objektsatz dar, in dem ausgedrückt wird, was gewollt wird bzw. in unserem Fall nicht gewollt wird („Du willst nicht, daß man Dir etwas bestimmtes antut.“), und wird demzufolge mit „daß“ eingeleitet.
Aufgrund der notwendigen „Verdichtung“ der Sprache in Gedichten, Sprichwörtern und ähnlichen „Texten“ wird die grammatikalische Struktur zwar nicht auf den ersten Blick deutlich, aber ich halte es für sinnvoll, unser Beispiel folgendermaßen zu „übersetzen“:
„Füge keinem andern etwas zu, wovon Du nicht willst, daß man es dir antue.“
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Frage: War das verständlich?
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Frage: War das überzeugend?
Grüße,
Vlado