Was führte zur Aufklärung? Geschichte

Welche Veränderungen führten zur Aufklärung? Bezogen auf die Menschenrechts Entwicklung im Mittelalter.
Es müsste was mit Immanuel Kant und Thomas von Aquin zu tun haben, glaube ich.
Das brauche ich für Hausaufgaben in Geschichte und wir sollen uns was im Internet raus suchen, aber ich verstehe das nicht so ganz.
Ich hoffe, mir kann einer weiterhelfen.
Ich sag schon mal danke im Voraus.

Hallo,
kann ich leider nicht beantworten.

MfG
Peter inke

hi liebe anna,

ich hoffe, dass ich dir so in etwa helfen kann. wie du ja bestimmt weißt, war europa im 17. jh vorwiegend vom absolutismus geprägt. ergo, es gab eine alleinherrscher.An der Spitze dieser Ständegesellschaft befand sich der Adel, der zwar vom absolutistischen Herrscher politisch entmachtet worden war, aber dafür die Privilegien der Steuerfreiheit und der Grundherrschaft besaß. Das Bürgertum war einerseits Träger und Nutznießer der staatlich gelenkten Wirtschaft (Merkantilismus), hatte aber wie der Adel keinen politischen Einfluss - und zudem keine Privilegien. Die größte Last mussten die Bauern tragen: Steuern für den Staat, Abgaben für den Grundherrn, auf dessen Land sie arbeiteten. Die katholische wie die protestantische Kirche war mit den Königen und Fürsten verbunden und predigte der meist ländlichen Bevölkerung (noch um 1800 lebten in Deutschland 75% der Bevölkerung von der Landwirtschaft) Ergebenheit in ihr angeblich gottgewolltes Schicksal. Unwissenheit, Aberglaube (z.B. Hexenwahn), Vorurteile, ein tiefer Pessimismus waren weit verbreitet.
In Deutschland kam noch dessen Zersplitterung in viele z.T. recht kleine Länder hinzu (Partikularismus). Der so entstandene Provinzialismus verhinderte zusätzlich eine fortschrittliche Entwicklung.
Im 18. Jh. begannen nun Teile des Bürgertums (v.a. Akademiker) und auch einige Adlige zunächst in Frankreich diese Zustände zu kritisieren. Man maß sie an dem, was man für ein Gebot des vernünftigen Denkens hielt. Der menschliche Verstand wurde zum Maßstab aller Dinge gemacht. Freiheit statt Absolutismus, Gleichheit statt Ständeordnung, Erfahrung, wissenschaftliche Erkenntnis statt Vorurteil und Aberglauben, Toleranz statt Dogmatismus - so lauteten die neuen Ideen. Statt auf ein Jenseits zu hoffen, sollten die Menschen voller Optimismus ihren Lebenssinn im Diesseits sehen; sie sollten Gutes tun, ihre Tugenden entfalten aus Einsicht in deren Richtigkeit und Nützlichkeit, nicht aus Furcht vor späteren Strafen (Fegefeuer, Hölle), wie es die Kirchen predigten. Die Menschen sollten über ihre politische, soziale und geistige Unterdrückung „aufgeklärt“ werden. Wüssten sie erst um die Ursachen dieser Unterdrückung - so meinten die Aufklärer -, halte man ihnen die richtigen Ziele vor Augen, dann würden sie es einsehen und sich selbst befreien. Dabei ging die Aufklärung von der Annahme aus, dass der Mensch von Natur aus gut sei und man ihm das Richtige nur zeigen müsse, damit er es tut. Die Erziehung des Einzelnen galt als erster Schritt zu einer Veränderung der Gesellschaft; die aufgeklärten Menschen würden schließlich eine aufgeklärte Welt schaffen. Im politischen sinne sollten die Menschen also von ihrem Unwissen befreit werden. Immerhin ist eine Ständegesellschaft doch sehr einseitig von Nutzen und die Aufklärer waren der Meinung, der Mensch solle von diesem „Unnutz“ wissen. Damals war es jedoch so, dass die Ständegesellschaft als „gottgegeben“ galt. Der König saß also rein aus Gottes Gnaden an der Spitze. So wurde sowohl die Verantwortung, als auch jeglicher Widerstandsgedanke (von Seiten der unterdrückten Bauern beispielsweise) an eine höhere Macht abgetreten (Gott), den es, jedenfalls in diesem Sinne, ja nicht wirklich gibt. Das Ziel der Aufklärung war, den Menschen Eigenverantwortung einzuflößen. Kant meinte dazu: "AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen [A482] (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte, dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften, so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen, allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab." Eigenverantwortung ist schwer, denn es ist nunmal so, dass man dann selbst für eigene Fehler gerade stehen muss, wobei man, wenn man alles auf Gott schiebt, natürlich frei von Schuld wäre. Die Aufklärer glaubten jedoch an die „Eigenverantwortung des Menschen“.
Es ist also für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit [A483] herauszuarbeiten. Er hat sie sogar liebgewonnen und ist vorderhand wirklich unfähig, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil man ihn niemals den Versuch davon machen ließ. Satzungen und Formeln, diese mechanischen Werkzeuge eines vernünftigen Gebrauchs oder vielmehr Mißbrauchs seiner Naturgaben, sind die Fußschellen einer immerwährenden Unmündigkeit. Wer sie auch abwürfe, würde dennoch auch über den schmalesten Graben einen nur unsicheren Sprung tun, weil er zu dergleichen freier Bewegung nicht gewöhnt ist. Daher gibt es nur wenige, denen es gelungen ist, durch eigene Bearbeitung ihres Geistes sich aus der Unmündigkeit herauszuwickeln und dennoch einen sicheren Gang zu tun.

Und zu Thomas von Aquin: Luthers Thesen sind dir ja sicherlich bekannt, oder? Nun, Thomas von Aquin war ein begeisterter Anhänger Luthers und führte seine Lehren fort. Allerdings war er der Ansicht, dass es nicht nur eine religiöse Freiheit geben solle, sondern eben auch eine gesellschaftliche. Das Ständesystem empfand er als Ausnutzung der Bauern (was es ja eigentlich auch war), sodass er von seiner Kanzel aus immer häufiher von der so genannten Bauernbefreiung sprach. Natürlich fanden das die jeweiligen Lehnsherren absolut nicht lustig, da sie von den Bauern immerhin Abgaben und Frohndienste verlangten und ohne deren Arbeitskraft nicht fähig wären, ihr Land zu bestellen und weiterhin Profit zu machen. Daher wurde Thomas von Aquin oftmals verwarnt, am Ende sogar hingerichtet. Durch ihn kam es zu den berühmt-berüchtigten Bauernkriegen, in denen die unfreien Bauern um ihre Freiheit kämpften, von den Fürsten jedoch blutig besiegt wurden. Ganz nebenbei: Luther, der ebenfalls adluger Abstammung war, stand Thomas von Aquin selbst kritisch gegenüber.

So, ich hoffe, dass dir das ein winziges bisschen weitergeholfen hat.

Viel Glück bei deiner Hausarbeit,

Zankowa