Hallo,
was haetten Minderheiten wie z.B. die Juden im 3. Reich tun koennen um den Holocaust zu vermeiden? Haette es zu frueheren Stadien theoretische Moeglichkeiten gegeben?
Gruss
Desperado
Hallo,
was haetten Minderheiten wie z.B. die Juden im 3. Reich tun koennen um den Holocaust zu vermeiden? Haette es zu frueheren Stadien theoretische Moeglichkeiten gegeben?
Gruss
Desperado
Hallo,
was haetten Minderheiten wie z.B. die Juden im 3. Reich tun
koennen um den Holocaust zu vermeiden?
So allgemein ist das sehr schwer zu beantworten. Jede Progrom-
situation der verschiedenen Minderheiten hat andere Akteure,
Hintergründe und Abläufe. Zwischen Z.B. den Buren in Südafrika,
Chinesen in Indonesien und Indianern in den USA sehe ich kaum
Gemeinsamkeiten.
Ich gehe also nur auf dein Beispiel ein.
Haette es zu frueheren Stadien theoretische Moeglichkeiten
gegeben?
Für Juden aus Deutschland gab es Mmn keine Möglichkeit etwa
durch gemeinsames Handeln die Grundvoraussetzung, die Macht-
ergreifung der NationalSozialisten zu verhindern.
Danach gab es individuel die Möglichkeit auszureisen. Dies
gelang, gerade den einflussreichen und gut ausgebildeten,
Personen relativ gut. Die Armen hatten es da schwerer.
Laut Wiki konnten von 500.000 Juden, die 1933 in Deutschland
lebten, 400.000 rechtzeitig Deutschland verlassen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Juden_in…
Am problematischsten war die Situation der ca. 700.000 vor
den polnischen Antisemiten nach Deutschland geflohenen Juden.
Diese hatten fĂĽr eine Weiterreise weder Geld noch Verbindungen.
Zu den GrĂĽnden ihrer Auswanderung aus Polen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Juden_in…
Viele GrĂĽĂźe
Jake
Hallo Desperado,
was haetten Minderheiten wie z.B. die Juden im 3. Reich tun
koennen um den Holocaust zu vermeiden?
Näherliegend fände ich die Frage, was die Mehrheitsgesellschaft insgesamt machen hätte können, insbesondere die große Gruppe der Mitläufer, denn ich finde, es ist die Aufgabe der gesamten Gesellschaft, eine Diktatur zu verhindern.
Haette es zu frueheren
Stadien theoretische Moeglichkeiten gegeben?
Nicht nur theoretische - auch ganz praktische.
Wenn schon zu einem relativ späten Zeitpunkt - nämlich im
Februar 1943 - der Protest von einigen hundert nicht-jüdischen Frauen in Berlin die geplante Deportation der jüdischen Ehepartner verhinderte, dann mag man sich gar nicht vorstellen, was möglich gewesen wäre, wenn mehr Menschen früher gehandelt hätten.
Mehr Informationen dazu hier:
http://www.berlin-judentum.de/frauenprotest/rosenstr…
Viele GrĂĽĂźe
Iris
Hallo Iris,
Wenn schon zu einem relativ späten Zeitpunkt - nämlich im
Februar 1943 - der Protest von einigen hundert nicht-jĂĽdischen
Frauen in Berlin die geplante Deportation der jĂĽdischen
Ehepartner verhinderte, dann mag man sich gar nicht
vorstellen, was möglich gewesen wäre, wenn mehr
Menschen früher gehandelt hätten.
Aber die haben doch alle nichts gewusst. Vor allem die Menschen, die direkt an einer Bahnlinie wohnten, müssen völlig ahnungslos gewesen sein …
Ich hatte vor einigen Jahren in Frankfurt während der Buchmesse zu diesem Punkt ein Schlüsselerlebnis. Frankfurt, Buchmesse -> teure Hotelpreise. Ich habe mir also ein Hotel am Ortsrand eines kleinen Ortes zwischen Frankfurt und Wiesbaden gesucht, an der S-Bahn-Linie. Es war das einzige, das ich mir leisten konnte.
Es stellte sich aber als eine relativ schlechte Wahl heraus, weil ausgerechnet an diesem Wochenende die Bahn im Nahverkehr streikte. Ob wohl ĂĽberhaupt noch eine S-Bahn nach Frankfurt ging? Ich fragte die Hotelangestellte, die gerade FrĂĽhstĂĽck servierte, ob sie etwas wusste.
Ihre Antwort? „In den Nachrichten haben sie zwar nichts gesagt, aber ich habe gesehen, dass jede zweite Bahn fährt.“ Das Hotel lag direkt an der Bahnstrecke. Und die Frau war gut beschäftigt, es war nämlich neun Uhr morgends und ich war ja nicht die Einzige, die Frühstück haben wollte. Es war wie gesagt ein günstiges Hotel, in dem es kein Frühstücksbüffet gab, sondern das Frühstück noch jedem Gast einzeln serviert wurde. Trotzdem konnte sie mir eine aussagekräftige Antwort geben. Es war genau so, wie sie es gesagt hatte.
Ich bin dann also zum Bahnhof gegangen. Das hat ungefähr zwanzig Minuten gedauert, und ich bin dabei an einer ganzen Menge Häuser vorbeigekommen, die direkt an der Bahnstrecke lagen. Die Leute, die dort früher gewohnt haben, müssen alle völlig ahnungslos gewesen sein.
Spätestens seit diesem Bahnstreik glaube ich nicht mehr an das Märchen namens „wir haben nichts gewusst“. (Ja, ich geb’s ja zu, ich bin im Allgemeinen etwas naiv.)
Schöne Grüße
Petra
Moin,
„wir haben nichts gewusst“. (Ja, ich geb’s ja
zu, ich bin im Allgemeinen etwas naiv.)
Und? Selbst wenn?
Heutzutage wird jedem alles per Bildschirm in die Wohnzimmer geflimmert. Vertreibungen, Verhungernde, Opfer von Naturkatastrophen, Seuchen, mangelnder medizinischer Versorgung, von Krieg und Gewalt etc.
Und was machst du nochmal gleich dagegen?
Wo waren denn die hunderte von nicht-jüdischen Frauen, die gegen die Deportation ihrer Männer protestierten, als Sinti und Roma oder Homosexuelle abtransportiert wurden?
Das Problem ist nicht Unwissenheit, sondern GleichgĂĽltigkeit.
So lange es einen nicht direkt betrifft, geht es den meisten Leuten doch völlig am Arsch vorbei, was in der Welt passiert (kann man ja eh nichts machen). Das war damals nicht anders als heute.
GruĂź
Marion
Hallo Petra,
hier liegt, glaube ich, ein Missverständnis vor. „Wir haben das nicht gewusst“ bezieht sich auf die Shoa im Besonderen, also die fabrikmäßige Vernichtung, also die sogenannte „Endlösung“.
Dass die Juden abgeholt wurden, dass es Konzentrationslager (von Vernichtungslagern zu unterscheiden!) gab, dass nicht nur die Juden in den Osten gebracht wurden, war wohl allgemein bekannt.
GruĂź,
Andreas
Hallo,
willst Du mit der Formulierung „vermeiden“ unterstellen, dass es in der Hand der Juden lag, ob es zur Vernichtung gekommen wäre???
Fragt Dich
Andreas
Hallo Petra,
hier liegt, glaube ich, ein Missverständnis vor. „Wir haben
das nicht gewusst“ bezieht sich auf die Shoa im Besonderen,
also die fabrikmäßige Vernichtung, also die sogenannte
„Endlösung“.
Auch da wußten viele Leute mehr, als sie hinterher wissen wollten. Ich hab etwa einen Bericht gelesen, wie Juden in Berlin abtransportiert wurden und einer der Schaulustigen meinte „Die wern ooch verjast!“. In einem anderen Fall schreibt ein alter Opernsänger 1944 einen Brief an seinen Sohn, wo er meint: alles fürchte sich vor der Rache, die über Deutschland hereinbrechen werde ; wie könne es denn anders sein, wenn man die Juden, die doch nichts getan hätte, zu Tausenden auf die grausamste Art niedermetzele.