Was haltet Ihr vom gesamteuropäischen Aufruf von E. Macron?

Ich bin mir etwas unsicher in der Einschätzung. Ich habe mich gefreut, obwohl ich mir nicht bei allen seiner Ideen so sicher bin - kommt halt immer auch auf die Ausführung bin
Grundsätzlich finde ich es aber toll, dass da mal jemand für Europa in die Bütt geht und versucht, dieser Kleinstaaterei ein gemeinsames Korsett verpassen zu wollen. Diese dummen innereuropäischen (die Türkei gehört für mich mental, nicht aber polituisch, dazu) Kabbeleien auch mit Russland (ein Teil davon ist Europa) isind aus meiner Sicht nur albern.
Wie schätzt Ihr den Aufruf von Macron ein?.
Positiv oder negativ angesichts einer notwendigen einheitlichen gemeinsamen Linie von Europa?
Auf Beschimpfungen oder ausführliche Belehrungen kann ich gut verzichten. Mir ist an Austausch von Argumenten gelegen.
L G
Amokoma1

Macron und Merkel sind sich ziemlich ähnlich, Visionen sind ihnen wichtiger als Menschen. Billigend wird in Kauf genommen, dass der Radikalliberalismus Verlierer des Systems produziert.
Solche Leute brauchen mir nicht die EU zu erklären, in der es über die Miitgliedsstaaten hinweg extreme soziale Verwerfungen gibt und die Verlierer in die Hände von Rechtsnationalisten getrieben werden.

Anmerkung: Ich habe den Aufruf gelesen. Das mit dem Brexit stimmt zwar, ansonsten nur Phrasen statt konkreten Plänen.

Kommentar:
Protektionistisch, vereinnahmend, überwachend, ziemlich weit rechts in der Methodik das alles.
Davor hatte er noch in seiner Rede an der Sorbonne im September 2017 gewarnt:
Diese Ideen haben einen Namen: Nationalismus, Identitarismus, Protektionismus und Souveränismus durch Abschottung.

In dieser ausführlichen Rede damals hat er zu vielen Bereichen Vorschläge gemacht, umgesetzt davon ist bis heute was? Europäische Klimapolitik, Sicherheitspolitik, Sozialpolitik, Wirtschaftspolitik betreffend? Offensichtlich nichts, sonst würden „Gelbwesten“ und „Gretas“ nicht auf die Straße gehen.

Zunehmend entsteht der Eindruck, dass sich die europäische Politikerszene vor sich selbst, den außereuropäischen Mächten und den EU-Bürger*innen schützen muss. Ziemlich ängstliches Gebahren, das präsentiert wird. Auch hier jetzt wieder.

awM

Ich finde als „Pro-Europäer“ das natürlich an sich nicht schlecht, was er da alles fordert.
Andererseits ist das dermaßen umsetzungs-fern, dass ich das nur für lauwarme Worte halte.
Die EU schaffts ja nicht einmal, ihre Außengrenzen vernünftig zu sichern, obwohl das nun wirklich im Interesse aller Ländern sein könnte, wenn es klug gestaltet würde.

Auf EU-weite Klimaziele könnte man sich vielleicht einigen und auf eine gemeinsame Initiative zur Bekämpfung der Cyberkriminalität vielleicht auch.
Aber das sind keine großen Würfe.

Ein großer Wurf wäre eine vergemeinsamte Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Aber die läuft halt so sehr in Richtung „Transferunion“, dass sie utopisch scheint. Genauso wie eine gemeinsame Außen- und Verteidigungspolitik oder gar eine gemeinsame Linie zu Asyl und Zuwanderung.

Hier der Text:


Dass man vorher den schlecht übersetzten Button „Ok, ich akzeptiere alles“ drücken muss, ist nicht ganz unlustig.

Gruß
F.

Ausgerechnet die Hyperpragmatikerin Merkel als Visionär zu verstehen, finde ich schon sehr strange :wink:

Gruß
F.

1 Like

Pragmatisch wenn es um den Machterhalt geht?

Ich sehe aber ziemliche Unterschiede: diese gesammelten -ismen aus der Sorbonne-Rede sind nicht gleichzusetzen mit Nationalität, Identität, Protektion oder gar Souveränität…
Dass Politik in einer Demokratie selbst innerhalb nur eines Staates sehr langsam das umsetzen kann, was der eigenen Meinung nach angesagt wäre, erleben wir ja auch in vermeintlich kleinen deutschen Problembereichen. Dummerweise reden so Viele mit und haben nicht meine Meinung.
Ich finde es einfach mutig, dass der Kerl sich in wesentlichen Bereichen so weit aus dem Fenster hängt und quasi alle Menschen in Europa einlädt, sich zumindest Gedanken über sich selbst als Europäer oder -in zu
machen.
Er wird wissen, dass das keinen kurzfristigen Erfolg in den Sachfragen bringen kann.
Aber Danke für den Rekurs auf die Sorbonne-Rede.
LG

Amokoma1

Visionen haben die vermutlich beide nicht.
Die haben m. E. eher ziemlich viele gemeinsame Ziele, die sie auf unterschiedliche Art und Weise verfolgen.

Ich würde Dir bislang das Sternchen für die bests Antwort verleihen , hoffe aber, dass es noch mehr Beiträge gibt. Will nicht voreilig sein… Dank Deines Links konnte ich die Rede auf Deutsch lesen. Merci vielmals dafür.
Beim erinnerten Vergleich mit anderen Reden in der zumindest deutschen Politik fällt auf, dass Macron europäische Probleme beim Namen nennt. Ziemlich deutlich - für Politik. Er bezieht Position.
Über seine Lösungsandeutungen muss sich dann Politik letztendlich verständigen.
Das wird dauern. Es ist aber doch prima, dass er einen Stein ins Wasser der Bürgerinnen und Bürger Europas geschmissen hat. Auch wenn das nicht alle lesen oder verstehen.
LG
Amokoma1