Lange wurde auf einen Topmanager nicht so eingedroschen wie Anfang der Woche auf Volkswagen-Konzernchef Matthias Müller. Der hatte in einem Interview zu Protokoll gegeben, was er schon an anderer Stelle wiederholt gesagt hatte. Nicht die Automobilhersteller seien Schuld am geringen Absatz von Elektroautos, auch die Kunden hätten „spitze Finger“, wenn es um deren Kauf gehe.
Es geht ja aber gerade nicht um das körperliche anfassen.
allenfalls übertragen, bildlich.
Es geht um das meiden.
Und „mit spitzen Fingern“ meint genau das. Man fasst es ja nicht richtig an, weil nur die Fingerspitzen im Spiel sind. Weil man es eben nicht wirklich anfassen will, allenfalls widerwillig. Man möchte es lieber vermeiden.
Das andere Beispiel mit Fingern wäre " lange Finger " = stehlen.
da geht es auch bildlich um das körperliche Anfassen. Anfassen um es wegzunehmen.
Und „spitze Finger“ sind das Gegenteil, weil „lange Finger“ können es greifen und wegnehmen, „spitze Finger“ eben nicht.
ich finde, das ist ein schönes Beispiel für unsere bildreiche deutsche Sprache.
ich kenne die Redensart nicht (was nicht heißt, dass es sie nicht gibt, allenfalls, dass sie nicht zu den bekanntesten gehört) und habe zuerst an eine falsche Verwendung von „mit Fingerspitzengefühl“ gedacht, was aber nicht die gleiche Bedeutung hat.
Wobei mir gerade eine Redensart aus meiner Heimat in den Kopf kommt. Etwas mit langen Zähnen essen, gleichbedeutend mit widerwillig essen, nicht schmackhaft, aber es muss halt gegessen werden. Wir saßen z.B. als Kinder immer vor dem Silvesterkarpfen mit langen Zähnen.