Aus Anlass der gegenwärtigen amerikanischen Kriegsrhetorik möchte ich diese grundsätzliche Frage aufwerfen. Hier einige Vorüberlegungen:
Das Böse ist eine noch näher zu bestimmende Eigenschaft , mit der sich Gedanken und Handlungen von Menschen kennzeichnen lassen, nicht aber irgend ein Mensch selbst. Es gibt also böse Gedanken und böse Handlungen, nicht aber böse Menschen. Das spricht aber nicht dagegen, dass Menschen für böse Gedanken und Handlungen verantwortlich und entsprechend zur Verantwortung zu ziehen sind.
Die gestellte Frage möchte ich demnach wie folgt präzisieren:
Welche Gedanken und Handlungen sind böse?
Eine erste Orientierung bieten die Strafgesetze ; denn die als böse betrachteten Handlungen - das können übrigens Taten oder Unterlassungen sein - lassen sich mit den vom Gesetzgeber definierten Straftatbeständen identifizieren. Dabei ist die Bösartigkeit gewiss nicht in allen Fällen unumstritten. Und gewiss noch strittiger ist das rechte Strafmaß.
Zum Beispiel hat es in Deutschland einen langjährigen Rechtsstreit darüber gegeben, ob ein Schwangerschaftsabbruch als böse im Sinne einer strafbaren Handlung gelten soll. - Was Strafmaße angeht, so stellen etwa Todesstrafe und Sippenhaft Sanktionen dar, deren Angemessenheit bei noch so schwerwiegenden Gesetzesverstößen auf erhebliche Bedenken zu stoßen pflegt.
Aber wie ist nun das Böse näher zu bestimmen?
Zunächst kann wohl der Zusammenhang mit dem Guten betont, also das Verhältnis von Gut und Böse thematisiert werden. Einen zweiten Zugang zu mehr Konkretheit können Ersatzwörter für „böse“ eröffnen - hier der Beginn einer einschlägigen Sammlung:
- strafbar
- verwerflich
- schlimm
- schlecht
- abscheulich
- schädlich
- unheilvoll
- grausam
- widerwärtig
- …
Genug der Vorgaben. Meine persönliche Herangehensweise an die Sache dürfte nur eine von vielen möglichen sein. Ich bin gespannt auf andere Vorschläge und Perspektiven.