Was ist das Concerto-Prinzip?

Hallo,
ich bin ganz neu hier und hoffe, dass ihr mir helfen könnt.

Ich höre zwar gerne Musik, aber habe von Noten und ähnlichen Dinge leider sehr wenig Ahnung.

Nun würde ich gerne wissen was das so genannte „Concerto-Prinzip“ ist. Es muss etwas mit einer Fuge zu tun haben und ist wahrscheinlich eine spezielle Form davon, aber leider finde ich im Internet keine weiteren Informationen.

Ich hoffe ihr könnt mir da etwas weiterhelfen. (Bitte einfach erklären, habe wirklich wenig musikalische Kenntnisse!)

Vielen Dank schon im Voraus :smile:

Thorm93

Hallo Thorm93, eine kurze Nachfrage

bist Du Dir sicher, dass es wirklich „Concerto-Prinzip“ heißt und nicht etwa Concerto-Grosso-Prinzip?

Dazu würdest Du dann auch bei Google etwas finden…

Hallo,
ich denke einmal, du meinst das „konzertierende Prinzip“. Darunter versteht man die „rivalisierende Abwechslung von verschiedenen Instrumenten oder Gruppen“. Das Wort leitet sich aus dem Lateinischen „Concertare“ = wettstreiten ab. Bei dieser Kompositionsweise wechseln sich entweder Gruppen von Instrumenten oder auch einzelne Instrumente (oder auch ein instrument mit vielen Instrumenten) oft echoartig ab. Dies stellt so eine Art „musikalischen Wettstreit“ dar. Diese Kompositionstechnik wurde zunächst in der „Venezialischen Mehrchörigkeit“ am Ende des 16. jahrhunderts angewendet. Hier wurde das (meist) instrumentale Ensemble in 2 oder mehr Gruppen aufgeteilt, die abwechselnd aber auch gemeinsam spielten. Daraus entwickelten sich im Laufe des Barock (1600 - 1750) die Konzertformen „Concerto grosso“ (Teilung des ganzen Ensembles in ein großes Orchester = tutti oder ripieno und ein kleines Orchester = 2 Sologeigen+1Solocello = solo oder concertino) bzw. Solokonzert (einer spielt solo, oft Violine, das orchester wechselt sich in der melodischen Führung mit ihm ab).
Das Solokonzert wird bis heute komponiert, Concerti grossi (=Plural!) wurden nach der Barockzeit weniger beliebt und nur noch selten komponiert. Wenn, dann mit einer anders besetzten Sologruppe (z.B. Beethoven, Tripelkonzert für Solovioline, Solovioloncello, Klavier und Orchester).
ich hoffe, dies genügt :wink:
Robert

Musiker sind über die Jahrhunderte hinweg nicht sehr systematisch in ihren Begriffen. Deshalb haben viele, vielleicht die meisten dieser Begriffe, im Laufe der Zeit ihre Bedeutung immer wieder gewandelt.
Der Begriff ‚concertare‘ bedeutet wörtlich ‚wetteifern‘ und bezeichnete im 16. Jh. in Italien Kompositionen, in denen ein Chor und ein Orchester miteinander musizieren. Man muss sich das so vorstellen, dass diese beiden Gruppen zunächst abwechselnd spielen bzw. singen und sich dabei sozusagen die Bälle (die musikalischen Gedanken) zuwerfen, sich dann auch gegenseitig durchdringen.
Schon um die Wende zum 17. Jh. finden wir auch rein instrumentale concerti. Im 17. Jh. wird das concerto grosso bedeutend. Hier konzertieren eine größere und eine kleinere Instrumentalgruppe. Und dann beginnt die große Zeit des Solo-Konzerts, die bis zur heutigen Zeit eigentlich anhält. Hier ist es ein einzelnes Instrument, das mit einem ganzen Orchester konzertiert.
Der Begriff Konzert wird heute allgemein für jede Art von musikalischer Aufführung verwendet. Der Begriff leitet sich sicherlich von der Tradition des concerto ab, mit der Idee vom Wetteifern hat dieser Gebrauch aber eigentlich nichts mehr zu tun.

Hallo Thorm,

was du sicher meinst ist das Concerto-grosso-Prinzip bzw. das Prinzip des „concertare“.
Das sagt erstmal nur, dass innerhalb eines Stückes zwei Gruppen mit- und gegeneinander musizieren (concertare=wetteifern).
Die erste Gruppe, auch „Concertino-Gruppe“ (= kleines Konzert) genannt, ist eine kleine Gruppe von solistisch behandelten Instrumenten. Dem gegenüber steht die zweite Gruppe, die grössere Concerto-grosse-Gruppe (= grosses Konzert, auch Ripieno genannt).
Vereinfacht gesagt, kannst du dir das ganze als Solokonzert vorstellen: Eine Gruppe von Solisten musiziert zusammen mit dem grossen Orchester.
Berühmte Concerto grossi gibt es bei Vivaldi, Händel, Corelli, natürlich bei Bach und vielen mehr.