Hi,
Es heißt ja „Irren ist mneschlich“, doch was genau ist das
Gegenteil eines Irrtums?
„Wissen“ und „Irrtum“ ist kein Gegensatzpaar. Die Abwesenheit von Wissen wird gemeinhin als „Unwissen“ bezeichnet. Betrachten wir die Frage, was das Gegenteil eines „Irrtums“ ist, müssen wir erst den Begriff „Irrtum“ selbst analysieren. Zuerst impliziert er sicherlich ein Urteil, nämlich dasjenige, dass der Irrende mit seiner Meinung im Gegensatz zur Meinung des Urteilenden steht. Das heißt nicht, dass der Urteilende nicht auch (nach der Meinung eines weiteren Urteilenden) irrt. Wir sehen also: Beim Irrtum geht es primär um die Meinung dessen, der jemand anderem einen Irrtum unterstellt. Mit Wissen hat das gar nichts zu tun. Es geht um Meinung.
Das Gegenteil eines Irrtums könnte also sein, dass jemand sich der Meinung dessen, den er beurteilt, anschließt. So etwas wird i.d.R. als „Zustimmung“ bezeichnet, tritt aber, wenn implizit, gar nicht in’s Licht. Im englischen gibt es die Formulierung: „I consider you to…“. Hier wird das Urteil über den anderen zumindest erst einmal aus dem Gespräch gehalten. Dies ist für den Fortgang des letzteren hilfreich und impliziert beim Sprecher den Abstand vom Urteil über den anderen. Wie auch immer: Beim Begriff „Irrtum“ geht es immer um ein Urteil. Dieses kann durch Tatsachen (auch ein schwieriger Begriff) belegt sein oder auch nicht.
Der Begriff „Wissen“ ist ungleich komplexer und an dieser Stelle wohl kaum aufzudröseln. Könnte ich das, würde ich einen 600-Seiten-Schinken schreiben und mich auf viele Interviews vorbereiten.
Nur ganz kurz: „Wissen“ beinhaltet unter Anderem auch eine Informationstiefe, die diejenige desjenigen, der einen anderen als „Wissenden“ bezeichnet, zumindest in der Meinung des Aussagenden ebenbürtig ist. (Es gibt aber noch einige weitere Dimensionen dieses Begriffs.)
Ich habe schon eine ganze weile gegoogelt und in mehreren
Foren geschaut, doch bin bisher noch auf keine Antwort
gestoßen, die diese Frage richtig beantworten kann und auch
der Duden und andere Lexika geben keine Anwort.
Vermutlich wirst Du auch niemanden finden, denn „richtig“ ist diese Frage nicht zu beantworten. Es ist eine philosophische und Fragen dieser Art können nicht abschließend (=^ "richtig) beantwortet werden.
Ich habe mir auch schon versucht selbst eine Antwort
herzuleiten. Irrtum ist bekanntlich das unabsichtliche
benutzen falscher Informationen oder die Benutzung von
falschen Schlussfolgerungen(wikipedia), demzufolge ist der
Irrtum (1.) im gröberen Sinne Unwissen? und (2.) laut
Definition ist der Irrtum ein Fehler, dementsprechend wäre das
Gegenteil Richtig bzw. Fehlerfrei.
Zusätzlich zu dem oben schon Geschrieben beinhaltet der Begriff „Irrtum“ den Aspekt der Unabsichtlichkeit. Dieser ist aber nur ein Teil der Meinung des Urteilenden.
Wenn Irrtum nun Unwissen sein sollte, dann wäre das Gegenteil
Wissen, nur ist Wissen auch ein Irrtum, da man Wissen
zumindest in den meisten Fällen widerlegen kann.
Sehnse?!
Kennt jemand von euch ein solches Wort oder gibt es das
vielleicht gar nicht in der deutschen oder englischen Sprache?
M.W. gibt es keinen solchen Begriff in einer mir bekannten Sprache. Da der Begriff die Aktion eines Urteils voraussetzt, müsste sein Gegenteil auf dem selben Feld spielen. Wie oben schon am Beispiel des englischen „consider“ illustriert kann der Urteilende die Tatsache, dass er urteilt, für eine gewisse Zeit zumindest aussetzen. Dies wäre das Gegenteil dazu, jemanden als irrend zu verurteilen.
Wenn Du Dich mit dem Begriffsfeld eingehend befassen möchtest, empfehle ich (nach einer Einarbeitung in philosophische Begrifflichkeiten) Kants „Kritik der Urteilskraft“. Hier geht es um den Begriff der Kunst. Letzter ist dermaßen vielschichtig und multidimensional, dass er sich sehr gut dazu eignet, die unterschiedlichen Bedeutungsebenen zu entwickeln, die am Ende jeder Kategorie, und „Wissen“ ist eine solche, innewohnen.
Allgemein noch zu Sprachen: Was das indoeuropäische Sprachfeld anbelangt (von Tocharisch im Osten bis Keltisch im Westen), ist die deutsche Sprache mit eine der genauesten. Von den lebenden ist ihre Begriffsbildungsfähigkeit m.W. unerreicht. Die nah verwandte englische hingegen verzichtet in weiten Teilen auf neue Begriffe und versucht das Verständnis idiomatisch aus vorstellbaren Zusammenhängen herzustellen. Im Grunde braucht man erst einmal nicht mehr als diese beiden Möglichkeiten.
Wenn Du nach Begriffen oder Verständlichkeiten suchst, die darüber hinaus gehen, wirst Du schon in Bereichen außerhalb dieser Sprachfamilie suchen müssen.
Vieles Nützliche wird aber von Sprachen allgemein aus der Umgebung assimiliert, d.h., dass fremdsprachliche Begriffe als Fremdwörter (später Lehnwörter) Eingang in die jeweilige Sprache finden.
Viel Glück und viel Spaß beim Erwerb von Wissen.
Nachtgrüße
Elmar