Was ist der Ringelmann Effekt?

Hallo Wissende,

in einer Show in der Glotze stieß ich auf diese Bezeichnung. Es wurde auch in wenigen Worten erklärt, was es damit auf sich hat. Irgendwie musste ich ja schmunzeln, weil das in letzter Konsequenz mir doch ein riesengroßer Schwachsinn zu sein scheint. Nach dem Motto: Weniger ist mehr, lass dir bloß nicht helfen, mach alles allein! Aber ich will dem Herrn Ringelmann nichts unterstellen. Wer kann mir ein paar erläuternde Worte dazu geben und / oder Links, wo ich mich schlauer machen kann? Ich habe bislang nicht viel gefunden über Ringelmann und seinen ominösen Effekt. Vielleicht liegt das daran, dass seine theoretische Leistung jetzt gegen Null geht, weil zu viele an diesem Effekt herumtheoretisieren :wink:?

Gruß

Hermann

Hallo Hermann,

ich habe die Show nicht gesehen, weiß also nicht, wie der Effekt dort beschrieben wurde, daß er Dir so lächerlich vorkommt. Ich werde daher den Effekt nur kurz beschreiben und auf zwei heute üblicherweise genannte Erklärungsversuche eingehen.

Als Ringelmann-Effekt bezeichnet man das Phänomen, daß die Leistung einer Menschengruppe bei bestimmten Aufgaben mit zunehmender Anzahl der Mitglieder zwar ansteigt, aber nicht in der Weise, daß man den Beitrag, die jedes Mitglied alleine zu leisten imstande wäre, addieren könnte.

Beispiel: Wenn eine Person im Durchschnitt ein Gewicht von 50 kg mit einem Seil zieht, so ziehen 8 Personen nicht 8*50 kg = 400 kg, sondern nur 250 kg.

Dieses Weniger an Zugkraft wird in der Regel mit Prozeßverlusten erklärt. Dazu gehören:

a) Koordinationsverluste: Die Leistung steigt nicht in erwarteter Weise an, weil die Koordination der Gruppenmitglieder suboptimal ist.
b) Motivationsverluste: Darunter fällt die Tendenz einer Person, den anderen Gruppenmitgliedern den Hauptteil der Arbeit zu überlassen, wobei sich die Person die Tatsache zu nutzen macht, daß die Einzelleistung nicht identifizierbar ist. Der „Drückeberger“ fällt also nicht auf. Man spricht auch vom „Sozialen Faulenzen“.

Daß es einen Effekt von Motivationsverlusten tatsächlich gibt, konnte in anderen Untersuchungen, die nicht von Ringelmann durchgeführt wurden und in denen Koordinationsverluste ausgeschlossen waren, gefunden werden.

Grüße,

Oliver Walter

Hola Hermann großer Bruder

in einer Show in der Glotze

Eine Wiederholung der bekannten Sendung „Wissenschaft heute“ vom 31.02.1892???

stieß ich auf diese Bezeichnung.
Es wurde auch in wenigen Worten erklärt, was es damit auf sich
hat. Irgendwie musste ich ja schmunzeln, weil das in letzter
Konsequenz mir doch ein riesengroßer Schwachsinn zu sein
scheint.

Das Experiment ist uralt, noch aus dem 19. Jahrhundert. Danach wurde es wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt bestätigt und verworfen gleichermaßen. Es wurde in den 20er Jahren sogar ein anti-Ringelmann-Effekt bzw. Köhler-Effekt nachgewiesen (nein, nicht der Horst, sondern dessen Sohn vielleicht), welcher besagt, dass es in gemeinsamer Aktion nicht nur nicht zu Leistungsverlusten kommen muss, sondern sogar zu Leistungsgewinnen kommen kann.

Der

riesengroße Schwachsinn

ist also nicht das Experiment selbst, sondern die Ringelmannerei von psychologisierenden Wissenschafen, die von experimentell nachgewiesenen Leistungsverlusten in einem Bereich unvermittelt generalisierend auf Motivationsverluste bzw. soziales Faulenzen (Trittbrettfahren) schließen und dabei übersehen, dass gruppenpsychologische Vorgänge komplexerer Natur sind als das Tauziehen (bzw. auch die jeweiligen Versuchsanordnungen der bestätigenden Studien).

Aber ich will dem Herrn Ringelmann
nichts unterstellen.

Untersteh dich!!! Der arme Monsieur Ringelmann sitzt längst auf seiner Wolke und lacht sich schief darüber, für welchen Blödsinn wir alles seinen Effekt heranziehen. Vielleicht weint er auch bittere Tränen darüber, weshalb ich meinen Kindern den Regen immer als Ringelmann-Effekt erkläre *lachmichweg* (mit der Dämmlichkeit dieses Spruchs habe ich die der gängigen Verwendung des Effekts als Erklärungsmuster noch laaaaaaannnggge nicht übertroffen)

Wer kann mir ein paar erläuternde Worte
dazu geben und / oder Links, wo ich mich schlauer machen kann?

beispielsweise
http://www.uni-hamburg.de/fachbereiche-einrichtungen…
der macht dich ganz bestimmt schlauer, schließlich ist er von der Uni Hamburg.

Einen schönen sonnigen Tag wünscht dir noch
ANA

in einer Show in der Glotze:

Das war „Clever! die Show, die Wissen schafft!“

Lg
Sine

Hola Hermann großer Bruder

Hola, Ana, kleine Schwester :wink:. Jetzt wirds spanisch, was?

in einer Show in der Glotze

Eine Wiederholung der bekannten Sendung „Wissenschaft heute“
vom 31.02.1892???

Oops, keine Ahnung.

stieß ich auf diese Bezeichnung.
Es wurde auch in wenigen Worten erklärt, was es damit auf sich
hat. Irgendwie musste ich ja schmunzeln, weil das in letzter
Konsequenz mir doch ein riesengroßer Schwachsinn zu sein
scheint.

Das Experiment ist uralt, noch aus dem 19. Jahrhundert.

Mittlerweile weiß ich, dass es sich um ein Experiment aus dem Jahre 1883 stammt. So alt isses noch nicht, denn immerhin ist drei Jahre später mein Großvater geboren :smile:.

Danach
wurde es wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt
wiederholt bestätigt und verworfen gleichermaßen. Es wurde in
den 20er Jahren sogar ein anti-Ringelmann-Effekt bzw.
Köhler-Effekt nachgewiesen (nein, nicht der Horst, sondern
dessen Sohn vielleicht), welcher besagt, dass es in
gemeinsamer Aktion nicht nur nicht zu Leistungsverlusten
kommen muss, sondern sogar zu Leistungsgewinnen kommen kann.

Der

riesengroße Schwachsinn

ist also nicht das Experiment selbst, sondern die
Ringelmannerei von psychologisierenden Wissenschafen,

Ja, das glaube ich auch. Aber Schwachsinn ist wohl in erster Linie, dass man da wieder so ein hin und her hat und man das Ringelmann Experiment für seine Zwecke benutzen kann ebensogut wie man den Anti- Ringelmann Effekt für seine Zwecke benutzen kann. Milch stoppt Maroditis :wink:.

die von
experimentell nachgewiesenen Leistungsverlusten in einem
Bereich unvermittelt generalisierend auf Motivationsverluste
bzw. soziales Faulenzen (Trittbrettfahren)

Das ist ja gaaanz entsetzlich (ironisch sei)…

schließen und dabei
übersehen, dass gruppenpsychologische Vorgänge komplexerer
Natur sind als das Tauziehen

Das denke ich allerdings auch!

(bzw. auch die jeweiligen
Versuchsanordnungen der bestätigenden Studien).

Aber ich will dem Herrn Ringelmann
nichts unterstellen.

Untersteh dich!!! Der arme Monsieur Ringelmann sitzt
längst auf seiner Wolke und lacht sich schief darüber, für
welchen Blödsinn wir alles seinen Effekt heranziehen.

Wirklich? Ich will dem Herrn Ringelmann da aber doch mal vorhalten wollen, dass er dieses hat voraussehen können.

Vielleicht weint er auch bittere Tränen darüber,

… dass er so blöd gewesen ist und sein Experiment gemacht hat, genauso wie ein gewisser Albert Einstein es vielleicht auch bereut hat, die Menschheit mit seiner ominösen Formel zu „beglücken“.

weshalb ich
meinen Kindern den Regen immer als Ringelmann-Effekt erkläre

Netter Einfall… :wink:.

*lachmichweg* (mit der Dämmlichkeit dieses Spruchs habe ich
die der gängigen Verwendung des Effekts als Erklärungsmuster
noch laaaaaaannnggge nicht übertroffen)

Wer kann mir ein paar erläuternde Worte
dazu geben und / oder Links, wo ich mich schlauer machen kann?

beispielsweise
http://www.uni-hamburg.de/fachbereiche-einrichtungen…
der macht dich ganz bestimmt schlauer, schließlich ist er von
der Uni Hamburg.

Ah, danke für den Link, werde doch mal vorbeischauen.
Danke für dein nettes Posting, kleine Schwester :smile:.

Einen schönen sonnigen Tag wünscht dir noch

Dir auch!

Gruß

Hermann

Hallo Oliver,

ich habe die Show nicht gesehen, weiß also nicht, wie der
Effekt dort beschrieben wurde, daß er Dir so lächerlich
vorkommt.

Na ja, mir kommt es nicht lächerlich, sondern höchst bedenklich vor. In einer Gesellschaft, die es gaaanz dringend nötig hat, sowas wie Team und Gruppe sinnvoll und richtig zu etablieren, eben weil sie vor lauter Alleingängerei viele Kranke produziert, wird stattdessen versucht, die Alleingängerei und den (persönlichen) Leistungsgedanken auch von seiten der Psychologie zu unterstützen. Da könnte man glatt zynischerweise fragen, ob das möglicherweise dazu dient… na ja, lassen wir das…

Ich werde daher den Effekt nur kurz beschreiben und
auf zwei heute üblicherweise genannte Erklärungsversuche
eingehen.

Als Ringelmann-Effekt bezeichnet man das Phänomen, daß die
Leistung einer Menschengruppe bei bestimmten Aufgaben mit
zunehmender Anzahl der Mitglieder zwar ansteigt, aber nicht in
der Weise, daß man den Beitrag, die jedes Mitglied alleine zu
leisten imstande wäre, addieren könnte.

Beispiel: Wenn eine Person im Durchschnitt ein Gewicht von 50
kg mit einem Seil zieht, so ziehen 8 Personen nicht 8*50 kg =
400 kg, sondern nur 250 kg.

Soweit so gut.

Dieses Weniger an Zugkraft wird in der Regel mit
Prozeßverlusten erklärt. Dazu gehören:

a) Koordinationsverluste: Die Leistung steigt nicht in
erwarteter Weise an, weil die Koordination der
Gruppenmitglieder suboptimal ist.
b) Motivationsverluste: Darunter fällt die Tendenz einer
Person, den anderen Gruppenmitgliedern den Hauptteil der
Arbeit zu überlassen, wobei sich die Person die Tatsache zu
nutzen macht, daß die Einzelleistung nicht identifizierbar
ist. Der „Drückeberger“ fällt also nicht auf. Man spricht auch
vom „Sozialen Faulenzen“.

Daß es einen Effekt von Motivationsverlusten tatsächlich gibt,
konnte in anderen Untersuchungen, die nicht von Ringelmann
durchgeführt wurden und in denen Koordinationsverluste
ausgeschlossen waren, gefunden werden.

Also mir fällt in diesem Zusammenhang die sogenannte „Gruppenarbeit“ in der Schule auf. Da war es doch so, dass man einfach den besten die Sache hat machen lassen, der hat dann was bekommen vom Rest und alle waren selig und zufrieden und schon damals hat man sich über den Begriff „Gruppenarbeit“ lustig gemacht. Die Uni zeigte da meiner Erfahrung nach nichts bedeutend besseres.

Grüße

Hermann

Hallo Sine,

in einer Show in der Glotze:

Das war „Clever! die Show, die Wissen schafft!“

Danke, jetzt wo du es sagst bzw. schreibst, entsinne ich mich, dass die Show so hieß! Das ist die Show mit so einem sich selbst als ungeheuer witzig vorkommenden und die Karrikatur eines Wissenschaftlers seienden Menschen, stimmts?

Gruß

Hermann

Hallo Oliver,

sorry, habe ganz vergessen, mich fürs Posting und die Erklärung zu bedanken!

Gruß

Hermann

Hallo Hermann,

Na ja, mir kommt es nicht lächerlich, sondern höchst
bedenklich vor.

das sehe ich auch so.

stattdessen versucht, die
Alleingängerei und den (persönlichen) Leistungsgedanken auch
von seiten der Psychologie zu unterstützen.

Wie kommst Du darauf, daß die Psychologie das unterstützt? Im Kontext des Ringelmann-Effektes geht es zuerst einmal darum, die Sache zu beschreiben und zu erklären. Was man dann deswegen unternimmt, ist eine andere Frage.

Also mir fällt in diesem Zusammenhang die sogenannte
„Gruppenarbeit“ in der Schule auf. Da war es doch so, dass man
einfach den besten die Sache hat machen lassen, der hat dann
was bekommen vom Rest und alle waren selig und zufrieden und
schon damals hat man sich über den Begriff „Gruppenarbeit“
lustig gemacht. Die Uni zeigte da meiner Erfahrung nach nichts
bedeutend besseres.

Ja, das habe ich auch so erlebt. Der Unterschied ist jedoch derjenige, daß in den von Dir beschriebenen Situationen oft ein anderer Aufgabentyp als in den Situationen, die Ringelmann im Auge hatte, vorkommt. Insofern können andere Effekte auftreten und andere Erklärungsansätze notwendig sein. Soziales Faulenzen gibt´s aber tatsächlich hier wie da.

Grüße,

Oliver

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Hallo Oliver,

Na ja, mir kommt es nicht lächerlich, sondern höchst
bedenklich vor.

das sehe ich auch so.

stattdessen versucht, die
Alleingängerei und den (persönlichen) Leistungsgedanken auch
von seiten der Psychologie zu unterstützen.

Wie kommst Du darauf, daß die Psychologie das unterstützt?

Nein, ich meine nicht, dass die Psychologie das bewusst unterstützt, aber viele normal gestrickte Mitmenschen werden das ins Feld führen, wenn sie herumpsychologisieren und herum"therapieren"; das ist das Problem. Und dieses Problem gäbe es nicht, wenn es Leute wie Ringelmann nicht gäbe.

Im
Kontext des Ringelmann-Effektes geht es zuerst einmal darum,
die Sache zu beschreiben und zu erklären. Was man dann
deswegen unternimmt, ist eine andere Frage.

Das stimmt und stimmt doch wieder nicht so ganz (s.o.). Man hat als Wissenschaftler doch auch so ein bisschen den Überblick darüber zu haben, was evt. mit einer Aussage bzw. Theorie angestellt werden kann- in neg. Hinsicht.

Also mir fällt in diesem Zusammenhang die sogenannte
„Gruppenarbeit“ in der Schule auf. Da war es doch so, dass man
einfach den besten die Sache hat machen lassen, der hat dann
was bekommen vom Rest und alle waren selig und zufrieden und
schon damals hat man sich über den Begriff „Gruppenarbeit“
lustig gemacht. Die Uni zeigte da meiner Erfahrung nach nichts
bedeutend besseres.

Ja, das habe ich auch so erlebt. Der Unterschied ist jedoch
derjenige, daß in den von Dir beschriebenen Situationen oft
ein anderer Aufgabentyp als in den Situationen, die Ringelmann
im Auge hatte, vorkommt.

Danke für den Hinweis; ich dachte mir schon, dass die Ringelmann- Geschichte nur begrenzte Gültigkeit hat. Hier spielen ja soziale Komponenten, Kommunikationsstruktur, Hierarchie (Lehrer / Schüler) eine bedeutende Rolle.

Insofern können andere Effekte
auftreten und andere Erklärungsansätze notwendig sein.

Das ist beruhigend, dass du das so siehst :smile:.

Soziales Faulenzen gibt´s aber tatsächlich hier wie da.

Findest du das schlimm?

Grüße

Hermann

Hallo Hermann,

Wie kommst Du darauf, daß die Psychologie das unterstützt?

Nein, ich meine nicht, dass die Psychologie das bewusst
unterstützt, aber viele normal gestrickte Mitmenschen werden
das ins Feld führen, wenn sie herumpsychologisieren und
herum"therapieren";

das verstehe ich nicht. Wieso werden sie das ins Feld führen? Wieso gerade in Bezug auf „Therapieren“? Meinst Du vielleicht, die Arbeitgeber könnten Gruppenarbeit deswegen verbieten oder alle „zwangstherapieren“ wollen? Das ist unwahrscheinlich, weil die Art der Gruppenarbeit, die Ringelmann untersuchte, eine andere, simplere ist als diejenige, die heute unentbehrlich geworden ist. Das wissen auch die Arbeitgeber.

das ist das Problem. Und dieses Problem
gäbe es nicht, wenn es Leute wie Ringelmann nicht gäbe.

Was hat Ringelmann persönlich damit zu tun?

BTW: Ringelmann erklärte die Leistungsverluste mit suboptimaler Koordination, nicht mit Sozialem Faulenzen.

Das stimmt und stimmt doch wieder nicht so ganz (s.o.). Man
hat als Wissenschaftler doch auch so ein bisschen den
Überblick darüber zu haben, was evt. mit einer Aussage bzw.
Theorie angestellt werden kann- in neg. Hinsicht.

Wem sagst Du das. Wir von der PISA-Studie diskutieren das ständig.

ich dachte mir schon, dass die
Ringelmann- Geschichte nur begrenzte Gültigkeit hat.

Sicher.

Insofern können andere Effekte
auftreten und andere Erklärungsansätze notwendig sein.

Das ist beruhigend, dass du das so siehst :smile:.

Das stand ja schon in meiner ersten Antwort an Dich: „bei bestimmten Aufgaben“.

Soziales Faulenzen gibt´s aber tatsächlich hier wie da.

Findest du das schlimm?

Nein, ich finde es menschlich, sprich: „normal“. Außerdem gibt es einige plausible Argumente, daß das Soziale Faulenzen evolutionsbiologisch sinnvoll ist. Selbstverständlich wird man unter bestimmten Umständen darauf achten müssen, daß Soziales Faulenzen im Rahmen bleibt. Das hat aber nichts mit Therapie zu tun, sondern z.B. mit wirtschaftlichen Interessen.

Beste Grüße,

Oliver

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Hallo Oliver,

oops, jetzt wirds aber ganz schön ausufernd, unsere Auseinandersetzung mit diesem Thema…

Wie kommst Du darauf, daß die Psychologie das unterstützt?

Nein, ich meine nicht, dass die Psychologie das bewusst
unterstützt, aber viele normal gestrickte Mitmenschen werden
das ins Feld führen, wenn sie herumpsychologisieren und
herum"therapieren";

das verstehe ich nicht.

Das verstehe ich wieder nicht :wink:.

Wieso werden sie das ins Feld führen?

Weils so schön einfach ist.

Wieso gerade in Bezug auf „Therapieren“? Meinst Du vielleicht,
die Arbeitgeber könnten Gruppenarbeit deswegen verbieten

Ja, warum denn nicht?

oder alle „zwangstherapieren“ wollen? Das ist unwahrscheinlich,
weil die Art der Gruppenarbeit, die Ringelmann untersuchte,
eine andere, simplere ist als diejenige, die heute
unentbehrlich geworden ist. Das wissen auch die Arbeitgeber.

Das denkst du?!? Arbeitgeber sind oft ganz schön stumpf in ihren Ansichten und sogenannten „Einsichten“. Da denken viele, dass Druck das beste Mittel ist, um etwas zu erreichen. Ein wirklich intelligenter Arbeitgeber ist mir selten, wenn überhaupt, untergekommen, und die ein oder andere Stelle habe ich trotz anhaltender Arbeitslosigkeit schon „genossen“.

das ist das Problem. Und dieses Problem
gäbe es nicht, wenn es Leute wie Ringelmann nicht gäbe.

Was hat Ringelmann persönlich damit zu tun?

So eine Argumentation ist seltsam. Da könnte man auch fragen: Was hat Einstein mit E=mcQuadrat zu tun? Da müsste man wohl schon sagen, dass diese Formel durch ihn publik wurde, insofern hat er auch was mit ihr zu tun.

BTW: Ringelmann erklärte die Leistungsverluste mit
suboptimaler Koordination, nicht mit Sozialem Faulenzen.

Tja, wenn das dann auch alle haarklein wissen, die den Effekt ins Feld führen bei ihren Alltagsargumentationen, dann ists ja gut. Glaubst du das?

Das stimmt und stimmt doch wieder nicht so ganz (s.o.). Man
hat als Wissenschaftler doch auch so ein bisschen den
Überblick darüber zu haben, was evt. mit einer Aussage bzw.
Theorie angestellt werden kann- in neg. Hinsicht.

Wem sagst Du das.

Dir! Aus gegebenem Anlass, wie mir scheint. Wenn ich mich irre, ists ja gut und ich nehms zurück.

Soziales Faulenzen gibt´s aber tatsächlich hier wie da.

Findest du das schlimm?

Nein, ich finde es menschlich, sprich: „normal“.

Jau, eben.

Außerdem gibt
es einige plausible Argumente, daß das Soziale Faulenzen
evolutionsbiologisch sinnvoll ist.

Daran dachte ich auch- wenn auch nicht evolutionsbiologisch.

Selbstverständlich wird man
unter bestimmten Umständen darauf achten müssen, daß Soziales
Faulenzen im Rahmen bleibt.

Das sehe ich auch so. Mein Beispiel ist immer Kochen. Es ist nicht möglich, ein gutes bzw. aufwendiges Essen mal so eben nebenbei und ganz gemütlich herzustellen. Schon bei einfachem Essen muss mal flott was gemacht werden und trödeln ist da nicht angesagt.

Das hat aber nichts mit Therapie
zu tun, sondern z.B. mit wirtschaftlichen Interessen.

Nun sag aber bloß. Und darin ist die Psychologie nicht involviert? Irgendwie denke ich jetzt schon, wir reden aneinander vorbei.

Gruß

Hermann

Hallo Hermann!

das ist das Problem. Und dieses Problem
gäbe es nicht, wenn es Leute wie Ringelmann nicht gäbe.

Was hat Ringelmann persönlich damit zu tun?

So eine Argumentation ist seltsam. Da könnte man auch fragen:
Was hat Einstein mit E=mcQuadrat zu tun? Da müsste man wohl
schon sagen, dass diese Formel durch ihn publik wurde,
insofern hat er auch was mit ihr zu tun.

Wenn man das so betrachtet, müsste man doch konsequenterweise jegliche Forschung verbieten, oder? Es gibt für jede Erkenntnis jemanden, der sie missbrauchen könnte.

Oder hätte Darwin seine Evolutionstheorie auch nicht aufstellen sollen? Zieht die Wissenschaft heutzutage keinen großen Nutzen aus Einsteins Theorie? (sie ist ja mittlerweile eine Grundbasis für viele andere Theorien/Berechnungen) Welch böser Mensch hat die Elektrizität erfunden, mit der heute Menschen auf dem elektrischen Stuhl umgebracht werden? Und wer hat sich nicht genügend Gedanken um die Erfindung „Spritze“ gemacht, denn auch die wird vielfach missbraucht (Giftspritze, Heroinspritze etc.)?

Natürlich trägt der Wissenschaftler eine gewisse Verantwortung. Er sollte sich durchaus Gedanken darüber machen, welche Konsequenzen seine Erfindung haben könnte. Sind es so weitreichende Folgen wie eine Atombombe UND kann er diese Folgen realistisch voraussehen, so sollte er sich überlegen, ob er mit seinen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit geht. Zudem sollte man immer behutsam damit umgehen, WIE man seine Erkenntnis der Öffentlichkeit präsentiert. ABER es ist immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung und in den allermeisten Fällen überwiegt der Nutzen. Ich weiß zwar nicht, inwiefern Ringelmann die Forschung mit seiner Erkenntnis vorangebracht hat, aber das kann man als Wissenschaftler ja auch nicht immer voraussehen. Nur, den Schaden, der durch seine Aussage entstehen KÖNNTE, finde ich weder realistisch noch weitreichend.

Gruß,
Anja

Hallo Anja,

das ist das Problem. Und dieses Problem
gäbe es nicht, wenn es Leute wie Ringelmann nicht gäbe.

Was hat Ringelmann persönlich damit zu tun?

So eine Argumentation ist seltsam. Da könnte man auch fragen:
Was hat Einstein mit E=mcQuadrat zu tun? Da müsste man wohl
schon sagen, dass diese Formel durch ihn publik wurde,
insofern hat er auch was mit ihr zu tun.

Wenn man das so betrachtet, müsste man doch konsequenterweise
jegliche Forschung verbieten, oder?

Ich glaube, das ist nicht das richtige Brett, um das zu diskutieren.
Ich dachte nur an die negativen Folgen von Forschung, und da denke ich, dass es jeder Wissenschaftler schon im voraus sehen kann, was mit seiner Erfindung und / oder Formel Negatives geschehen kann (siehe z.B. auch Dynamit).

Es gibt für jede Erkenntnis jemanden, der sie missbrauchen könnte.

Eben drum wäre manches besser nicht erkannt. Aber sei es drum, es ist nicht das richtige Brett, um darüber zu diskutieren.

Gruß

Hermann

Hallo Hermann,

nur kurz einen Punkt, dann können wir das Thema abschließen.

Generell hast Du Recht, daß Wissenschaftler sich über die Folgen ihrer Arbeiten Gedanken machen sollten. Das machen wir z.B. in den PISA-Studien, deren gesellschaftliche Bedeutung unübersehbar ist.

Ich sehe es aber nicht so, daß man manche Entdeckungen - darum geht es bei Ringelmann, nicht um Erfindungen oder Entwicklungen wie die Atombombe - nicht machen sollte, weil sie eventuell negative Folgen haben. Denn das Phänomen ist da, gleichgültig, ob jemand davon weiß oder nicht. Deshalb ist der Wissenschaftler nicht dafür verantwortlich, daß es das Phänomen gibt und daß es Auswirkungen hat. Andernfalls wären ja auch die Entdecker des industriellen Treibhauseffektes für diesen und seine Folgen verantwortlich. Man wird nicht fordern, daß man den Treibhauseffekt lieber verschweigen sollte, weil seine Beschreibung Folgen für die gesamte Erdbevölkerung hat, von denen einige negativ sind. Das wäre m.E. eine Vogel-Strauß-Politik.

Ein schönes Wochenende wünscht Dir

Oliver

1 Like

Sehr feine Differenzierung :smile:
Auch dir ein schönes Wochenende, Oliver

Grüße

Hermann