Was ist der Ursprung von Gewalt?

Gewalt ist nicht immer schlecht
Hi.

ich bin der Meinung - Gewalt ist immer schlecht.

Falsch. Notwehr z.B. ist Gewalt gegen einen Aggressor und moralisch und juristisch akzeptabel. Erst „überzogene“ Notwehr gilt als unmoralisch und strafbar - also weiter zu gehen als den Gegner kampfunfähig zu machen.

Ein Spezialfall der Notwehr ist die Hilfe für einen physisch Bedrohten. Auch hier darf der Aggressor vom Helfenden mit Gewalt in seine Grenzen gewiesen werden.

Ich kann auch „gut“ sein ohne Gewalt - und ohne zu kuschen.

Siehe oben. Je nach Situation (besonders wenn du dem Aggressor physisch überlegen bist) bist du moralisch und juristisch verpflichtet, einem Schwächeren zu helfen, auch mit Gewalt. Das zu unterlassen, wäre eben „schlecht“.

Gruß

LG

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Hi.

ich bin der Meinung - Gewalt ist immer schlecht.

Falsch.

kann gar nicht sein da es meine MEINUNG ist und eine Meinung NIE falsch sein kann :wink:

Je nach Situation (besonders wenn du dem Aggressor

physisch überlegen bist) bist du moralisch und juristisch
verpflichtet, einem Schwächeren zu helfen, auch mit Gewalt.
Das zu unterlassen, wäre eben „schlecht“.

auch falsch. Nur juristisch. Was für mich moralisch „verpflichtend“ ist, ist eine individuelle Sache.

Insoweit gebe ich dir Recht mit der Notwehr. Soweit hatte ich jedoch nicht gedacht. Ich habe nur „Gewalt als Täter“ gemeint.

Hi RoNeunzig.

Gewalt ist meistens Gegengewalt …

Nicht ganz logisch. Einer Gegengewalt geht - vom Wortsinnn her - immer eine (Erst-)Gewalt voraus. Das „meistens“ ist also nicht korrekt. Besser wäre: Gewalt erzeugt meistens Gegengewalt.

Aber woher kommt ursprünglich erste Gewalt?

Das Thema ist zu komplex, um es in wenigen Zeilen darstellen zu können. Sicher wurde in den bisherigen Beiträgen manches Gültige gesagt, aber ich vermisse den Hinweis auf die Komplexität der Ursachen von Gewalt.

Zunächst spielen die Gene eine Rolle. Wir tragen massives tierisches Erbe in uns. Das Reptiliengehirn (der älteste Teil unseres Gehirns) ist immer noch ansatzweise aktiv, z.B. dann, wenn Motorfreaks aufs Pedal drücken. Das laute Dröhnen und die hohe Geschwindigkeit lösen in diesem Gehirnteil ein Lustgefühl aus - das Reptil in uns ist erwacht. Und es kennt keine Moral - es will nur ab durch die Mitte und immer feste druff.

Im Prinzip gilt das für alle Gewaltphänomene (soweit sie moralisch und juristisch verwerflich sind). Der Blutrausch und die Lust am Aufschlitzen und Zerhacken eines anderen Körpers sind in unseren Genen verankert. Sie haben sich als evolutionär produktiv erwiesen und zählen damit zum Paket jener Eigenschaften, die vererbt werden. Zivilisation und Kultur haben sie zwar zu bändigen versucht, aber so gänzlich gelingen konnte das nicht und wird es auch nie - daher die vielen Möglichkeiten, in der Phantasie jene Eigenschaften auszuleben, die real unterdrückt werden müssen (Gewaltfilme, Games, diverse Sportarten usw.).

Dass die genetisch bedingte Gewalt also ursprünglich evolutionär notwendig war, ist klar. Im Tierreich ist Gewalt immer das bessere Argument, außer man betreibt Mimikry, ist irre flink oder hat einen starken Panzer.

In der bisherigen Debatte wurde nicht zwischen Aggression und Gewalt unterschieden. Ich kann diesen Unterschied rein zeitlich hier nicht vertiefen, will nur darauf hinweisen, dass Aggression ein potentielles Element der Gewalt ist. „Staatsgewalt“ z.B. ist die Androhung von Aggression gegen jemanden, der sich den Gesetzen widersetzt.

Neben den Genen kommt die Psychologie ins Spiel. Einige vertreten hier die Aggressions-Frustrations-Theorie, sagen also, dass Aggression durch Frustration erst entsteht. Andere halten Aggression für angeboren (z.B. Freud und Lorenz). Ich halte letzteres für korrekt.

Natürlich kann Aggression auch durch Frustration entstehen, und das ist sehr häufig der Fall. Die Psychoanalyse hat festgestellt, dass Kinder schon sehr früh Hass auf ihre Eltern anstauen, was im Prinzip das ganze Leben über anhält - meistens un- oder halbbewusst, oft sehr bewusst. Das menschliche Ich muss durch Erziehung erst in eine sozial verträgliche Form hineingepresst werden - das widerspricht komplett dem angeborenen Allmachtsstreben der menschlichen Psyche. Freud nannte das Resultat „Kastrationskomplex“. Der Preis für die Zivilisation ist also ein ungeheures Reservoir an unbewusster Aggression, das wir alle mit uns herumschleppen.

Oft genug aber brechen die Dämme, und der Hass nimmt freien Lauf. Kriege und individuelle Katastrophen sind die Folge.

Freud erkannte, dass Aggression ein wichtiges Element der Sexualität ist. Das Fehlen dieses Elements löst beim Mann Impotenz aus. Insofern ist Aggression fortpflanzungstechnisch ein unverzichtbares Element der Evolution. Dass auch hier krankhafte Entstellungen möglich sind, ist bekannt. Der Sadismus ist das extremste Beispiel.

Sadismus ist die sexuelle Lust am grenzenlosen Verfügen über den Korper eines Anderen. Noch in der europäischen Neuzeit waren öffentliche sadistische Rituale üblich (Hinrichtungen auf Marktplätzen, Folterungen vor privatem Adelspublikum usw.). Es ist bekannt, dass Zuschauer nicht selten dabei miteinander Sex hatten (Casanova berichtet das als Zeuge) oder einfach durch das Zusehen und -hören einen Orgasmus (hier sind mir weibliche Beispiele bekannt) bekamen.

Dass Sadismus zu einer kultischen Institution werden kann, bewiesen vor allem die Maya: bei ihren Menschenopfern schreckten sie vor keiner Grässlichkeit zurück. Sie folterten Kinder stundenlang zu Tode, indem sie ihnen die Haut abzogen, oder das Fleisch bis auf den blanken Knochen abkratzten, oder ante mortem den Unterkiefer entfernten… Und das alles bei Tageslicht vor großem Publikum.

Gruß

Horst

Individuelles Beispiel
Hi.

ich bin der Meinung - Gewalt ist immer schlecht.

Falsch.

kann gar nicht sein da es meine MEINUNG ist und eine Meinung NIE falsch sein kann :wink:

Meiner Meinung nach schon.

Je nach Situation (besonders wenn du dem Aggressor physisch überlegen bist) bist du moralisch und juristisch verpflichtet, einem Schwächeren zu helfen, auch mit Gewalt. Das zu unterlassen, wäre eben „schlecht“.

auch falsch. Nur juristisch. Was für mich moralisch „verpflichtend“ ist, ist eine individuelle Sache.

Stell dir einfach vor, ein Spinner geht auf deine Mutter los. Ich denk mir mal, du würdest nicht zögern, ihm eins über den Schädel zu braten.

Gruß Horst

Hi.

Meiner Meinung nach schon.

dann könnte ja jetzt deine Meinung auch falsch sein. Das glaube ich nicht. Solange du es nicht als WAHRHEIT deklarierst ist alles richtig :wink:

auch falsch. Nur juristisch. Was für mich moralisch „verpflichtend“ ::ist, ist eine individuelle Sache.

Stell dir einfach vor, ein Spinner geht auf deine Mutter los.
Ich denk mir mal, du würdest nicht zögern, ihm eins über den
Schädel zu braten.

ich hab dich schon verstanden, nur du scheinbar mich nicht. ich habe nicht geschrieben dass ich NIE moralisch verpflichtet bin, sondern dass es in meinem Wert-wesen liegt ob ich etwas „moralisch verpflichtend“ sehen „muss“ oder nicht.
Ach ja - ich muss dem Spinner nicht unbedingt eine drüberbraten, ich kann ihn auch durch festhalten etc. davon abhalten.

LG

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Hallo Ihr,

genauso sehe ich das auch.Gewalt ist immer ein Produkt der Angst etwas zu verlieren.Seien es Macht,Ansehen,das Gesicht,Kontrolle, Materielle Güter oder schlicht das Leben.Selbst die Gewalt in ihrer Urform gründet auf der Angst vor dem Verhungern.

viele grüsse
Heidi

Hi Horst,

Das Thema ist zu komplex, um es in wenigen Zeilen darstellen
zu können. Sicher wurde in den bisherigen Beiträgen manches
Gültige gesagt, aber ich vermisse den Hinweis auf die
Komplexität der Ursachen von Gewalt.

da hast du natürlich Recht, deshalb sprengt diese Frage
ganz offensichtlich den Rahmen dieses Mediums und wird
auch der Grund sein, weshalb nicht auf diese Komplexität
eingegangen wird.

Zunächst spielen die Gene eine Rolle. Wir tragen massives
tierisches Erbe in uns. Das Reptiliengehirn (der älteste Teil
unseres Gehirns) ist immer noch ansatzweise aktiv, z.B. dann,
wenn Motorfreaks aufs Pedal drücken. Das laute Dröhnen und die
hohe Geschwindigkeit lösen in diesem Gehirnteil ein Lustgefühl
aus - das Reptil in uns ist erwacht. Und es kennt keine Moral

  • es will nur ab durch die Mitte und immer feste druff.

Wieso tragen tragen dann nur eine bestimmte Gruppe dieses
Lustgefühl in sich? Das trifft ja beileibe nicht auf alle
zu!

Neben den Genen kommt die Psychologie ins Spiel. Einige
vertreten hier die Aggressions-Frustrations-Theorie, sagen
also, dass Aggression durch Frustration erst entsteht. Andere
halten Aggression für angeboren (z.B. Freud und Lorenz). Ich
halte letzteres für korrekt.

Erich Fromm erteilt dieser Theorie beispielsweise eine klare
Absage z.B. hier:

http://www.amazon.de/Anatomie-menschlichen-Destrukti…

Aber wie du richtig gesagt hast, das Thema ist zu komplex um es
hier abzuhandeln. Deshalb will ich auch keine große Diskussion
anzetteln. Nur halte ich diese schlichte Repitiliengehirntheorie
für zu einfach und kurz gedacht.
Konsequenter Weise muß man, um bei Lorenz zu bleiben auch seine
erkenntnistheoretische Position exemplifizieren:

http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=978… Buch anschauen

Ich möchte das jetzt wirklich nicht weiter vertiefen, nur einen
kleinen Einblick verschaffen, was du hier anstachelst.

Sei gegrüsst
Junktor

Lieber Tobi@s

… vorausgesetzt das mit der Evolution stimmt so. :Und was wäre wenn nicht?

Dann würde sich aus der wissenschaftlichen Falsifizierung der Evolutionstheorie eine neuere, richtigere Herkunftstheorie der Menschwerdung ergeben, aus der man eine genauere Erklärung zur Genealogie der Gewalt ableiten könnte.
Viele Grüße
Voltaire

Du kannst natürlich auch…
…deine Mutter festhalten. :wink:)
Viele Grüße
Voltaire

Was ist der Ursprung von (menschlicher) Gewalt?
sry … habe bisherige Antworten gelesen und wirken lassen, hab’ aber noch keine Antwort parat … (Deshalb hab’ ich wohl auch gefragt, überhaupt und wegen dem hread weiter unten …).
Immerhin soviel vorerst:
Wenn Gewalt oft Gegengewalt ist - zB wegen Krieg, Schläge in der Kindheit oder vom Lehrer oder Heimleiter oder von weiß-wer-wovon - dann fragte ich mich …
Wo kommt es her, wenn friedliche, geliebte, brave, usw Menschen dann doch auch gewalttätig werden …
also nicht irgendwelche ‚begründete Gewalt‘ (zB gegen andere), sondern aufgeschaukelte oder ursprüngliche Gewalt quasi aus dem Nichts.
?
… dazugehöriges Bild von ‚schlimmster Gewalt‘: Eine Frau tötet ihr Kind in der Wüste (nicht in Belgien oder Ost-Dresden oder sowas, was ja krank ist), weil sie es nicht ernähren kann.
So.

Es liegt wohl daran, daß wir noch das Erbe unserer ‚äffischen‘ Vorfahren in un tragen … (?)

Warum oder wie aber kommen Affen auf die Idee ihresgleichen zu jagen und zu fressen, wo sie doch Allesfresser sind und genausogut Früchte essen könnten oder Gräser oder andere Tiere jagen könnten. Warum ihresgleichen?
Da fängt vielleicht die Gewalt an und wir haben das bis heute nicht überwunden (??)

… schon seltsam oder?

und was ist wenn die Wirklichkeit sich nicht in ein Modell pressen lässt weil die Ursprünge außerhalb von Zeit und Raum liegen?

Hallo!
Ich denke, Gewalt geht von jedem Menschen aus. Ich leite meine Gedanken daraus ab, dass der innere Frieden eines jeden Menschen Auslöser von Gewalt ist. Bin ich mit mir selber im Zustand des Friedens projektziere ich keine Gewalt nach außen. Der Ursprung von Gewalt liegt in uns. Egal wie ich versuche sie zu definieren ich werde immer auf mich selber kommen.
Gruß

und was ist wenn die Wirklichkeit sich nicht in ein Modell
pressen lässt weil die Ursprünge außerhalb von Zeit und Raum
liegen?

Wenn das so ist, dann kannst Du das weder wissen noch
erfahren noch behaupten. Du kannst es nur glauben,
damit erschöpfen sich Deine Möglichkeiten. Aber
Anhaltspunkte dafür kannst Du nicht haben. Aber
Du kannst glauben, welche zu haben.

Grüße

CMБ

Lieber Tobi@s

und was ist wenn die Wirklichkeit sich nicht in ein Modell
pressen lässt weil die Ursprünge außerhalb von Zeit und Raum
liegen?

Ich glaube nicht, dass die Philosophen dieser Welt die Wirklichkeit, so sie denn objektiv existiert, in ein Modell pressen wollen. Sie suchen umgekehrt eher ein Modell, das sie um die Wirklichkeit herum bauen können, weil es die Wirklichkeit zu umfassen scheint. Vielleicht ist das zu grob beschrieben, aber ich denke, man kann herauslesen, was ich meine.
Vielleicht sind wir irgendwann an einem Punkt, an dem wir erkennen können, dass es auf keinen Fall weitergeht. Sozusagen ein Ende (oder auch Anfang) der Erkenntnis.
Dann sind wir am Anfang aller Dinge, allen Geistes, aller Wahrnehmung, allem Sein. Der Umstand der Gewalt, schon gar der Begriff der Gewalt wird erst später ins Spiel kommen.
Gewalt ist nicht der Anfang des zukünftigen denkenden Menschen.
Höchstens das Ende.

Viele Grüße
Voltaire

Das klingt schon viel besser in meinen Augen :smile:

LG

Schau den aktuellen Baaderfilm an,
die Selbstmordattente,
die Nadelstiche der „schwachen“ Palästinenser
oder der hungerstreikende Gahndi übt Gewalt gegen sich
selbst um den Starken zu treffen.
Irgendwann wird der Hass stärker als die ihn speisende Angst.
Marion hat schon Recht!

Was soll das? Es geht im Ausgangsposting um die „ursprünglich erste Gewalt“, also in einem Zustand, der als vorstaatlich zu verstehen ist. Da geht es nicht um den schwachen Starken oder um die bösen Schwachen, sondern um den Schutz der Schwachen vor der Gewalt des Stärkeren. Deshalb die Erfindung des Staates und der Rechtsordnung. Auf nichts anderes habe ich mich bezogen.
Hannes

Was soll das?

Das frag ich dich!

Es geht im Ausgangsposting um die „ursprünglich
erste Gewalt“,

Es geht hier um DEINE Aussage! Nicht einfach die
Antworten aus dem Kontext reissen und anders zuordnen!

Junktor