Was ist des Menschen Natur?

Hallo zusammen.

Eine Frage, die ich mir (und wohl auch
einige andere) schon gestellt habe: Ist
der Mensch in seiner Natur gut, böse oder
irgend anderes?
Kennt jemand die gängigen
anthropologischen Thesen? Denn diese Frage
ist m.E. der Kern aller Dinge. Wenn die
Menschen unaltruisitisch veranlagt sind
(selbst unter Berücksichtigung der
Tatsache, daß sich Menschen ändern
können), dann erscheint ein Weltfrieden
als reichlich unwahrscheinlich.

Daher meine Frage an Euch: Was glaubt ihr
über die Natur des Menschen?

Vielen Dank,

Daniel Lambach

Hallo Daniel,

Deine Fragen sind sehr gut und von philosophischer Bedeutung.

Der Mensch an sich ist weder gut noch böse, genau wie die Natur. Aber - und jetzt kommt das entscheidende Moment: Der Mensch ist ene zufällige Franse des Fraktals Evolution.
Wir - Du und ich sind eine rein zufällige Kombination von Zufällen.
Mit Gruss : Engelhard

Grundanahmen in der humanistischen Psychologie unterstellen dem Menschen eine Tendenz zur Vervollkommnung seiner Selbst, in einem ungestörten Entwicklungsverlauf nicht mal auf Kosten anderer(siehe z.B. Gesprächstherapie). In diesem Sinne wäre er „GUT“

Hingegen ein SOZIOBIOLOGE würde vielleicht argumentieren:
„GUT“ oder „BÖSE“ könnte man ersetzten durch die Begriffe Effektiv oder Ineffektiv für das überdauern der Gene.
Ist er zu Altruistisch, werden wir ihn (na ja, seine Anlagen) nicht mehr in der Population finden. Aber interessanterweise gilt selbes für zu egoistisches und aggressives Verhalten (Energieverbrauch und Gefahr durch Gegenaggression!. In Experimenten zeigte sich z.B. daß viele anscheinend zunächst sehr kooperativ sind, aber sobald diese Kooperation einseitig wird, sofort dieses Verhalten umstellen. Im Sinne der Evolutionstheorie könnte solch ein Verhalten „Stabil“ sein, sich also etablieren.
Bei solchen Schlußfolgerungen muß natürlich berücksichtigt werden, das die Sozialisation durch kulturelle gesellschaftliche Einflüsse einen ebenfalls sehr großen Anteil am Verhalten haben dürfte, und rein soziobiologische Theorien, so verblüffende Befunde sie oft erbringen, nicht überbewertet werden. Die frage, ob unsere Gene oder die Sozialisation unser Verhalten beeinflussen, ist daher schon längst nicht mehr modern :smile:, da unter vielen anderen Zwillingsstudien, die Einflußgrößen beider Faktoren unterstrichen haben.

Tschuldigung, daß ich euch hier so vollsülze, eine Anmerkung noch dazu:

Ich finde, gerade daß der Mensch trotz seiner maroden „hardware“ und begrenzten „software“, die ihn aber noch wissen läßt wie lächerlich seine Existenz eigentlich ist (grausame Ironie), TROTZDEM weitermacht und sich durchs Leben strampelt und weiterentwickelt, macht ihn sympathisch und irgendwie stark.
Oder ist das keine Stärke?

Hi Nikolaus,

Ad ‚Gesetze‘
Ich verstehe immer noch nicht genau das
Argument. Wenn gemeint ist, Gesetze sind
immer Idealisierungen; empirsiche Daten
muessen ein wenig zurecht gebogen werden
(a la Goodman) - ok.
Aber das spricht nicht ipso facto gegen
Physik oder Biologie. Man kann nicht
sagen, was die Biologen sagen, stimmt eh
nicht, sondern: Wir müssen 'Gesetz ’ halt
ein wenig anders verstehen. Und das tut ja
hier nix zur Sache.
BTW Sozialwissenschaften oder Soziobio
trifft das doch eh nicht. Das hier
‚Gesetze‘ nur pi mal Daumen gelten ist
doch eh klar.

Ad Biologen sind Faschos
Ok, wenn Biologen den Geltungsbreich ihrer
Erkenntnisse überdehnen (‚ins Universale
ausehnen‘), ist daß natürlich abzulehnen -
sonst wärs kein *über*dehnen. Aber das ist
ja gerade die Frage, tun sie das? Ich
wüßte nicht wo - Spinner aside.

Und ich weigere mich,
moralische Erkenntnisse von einer
Einzelwissenschaft abhängig zu machen.

D’accord, Einzelwissenschaften sagen uns
nicht, was richtig und falsch ist -
normative Angelegenheit.
Aber sie sagen uns wohl, wie Menschen de
facto moralisch handeln - deskriptive
Geschichte (Soziologie, Psychologie) und
wieso (Psycho, Soziobio etc).

Ad Prädeterminiert und Entscheidung

moment mal, wenn ich prädeterminiert bin,
kann ich mich doch nicht mehr
entscheiden,
sondern bin’s, egal wie ich mich
entscheide?! Ich meine, hier liegt ein
unlöslicher Widerspruch vor.

‚Er hat sich entschieden, das und das zu
tun, weil er als Kind geschlagen wurde
oder weil es in seinem Hirn da und da
funkte‘.

Ist das ein selbstwidersprüchlicher Satz?
Und mit ‚weil‘ als Bezeichnung der Ursache
gelesen, gibt der Nebensatz doch die
Determination der Entscheidung an.

Wie sollte es auch sonst sein? Was wäre
die Alternative dazu?
Willensfreiheit?

It’s just a word, what could it mean?

Viele Grüße, Paul