Das Subjekt als Noumenon und Phänomen
Hi.
Unser Neuzugang Sun Tsu hat ja schon den richtigen Weg gewiesen. Es geht um Kants dritte Antinomie aus der „Kritik der reinen Vernunft“. Mit diesem wichtigen Werk wollte Kant aufzeigen, dass Vernunftschlüsse, die durch Erfahrung nicht gestützt sind, zu einseitigen und letztlich irrigen Annahmen verführen.
-
Thesis: der Mensch ist in seinen Entscheidungen frei.
-
Antithesis: der Mensch ist in seinen Entscheidungen an Ursachen gebunden wie alles in der Natur.
Beide Thesen sind, laut Kant, nur bedingt richtig. Sie sind komplementär, ergänzen sich also und gelten nur unter bestimmten Gesichtpunkten. Jede für sich genommen ist falsch.
Kant unterscheidet den intelligiblen (freien) Menschen vom empirischen (unfreien).
´
Der intelligible Mensch gehört zu den Dingen-an-sich. Er hat einen freien Willen. In ihm ist die erste Ursache für Entscheidungen, der sog. „intelligible Charakter“.
Der empirische Mensch ist Teil der Erscheinungswelt. Er ist gebunden an Kausalität, wie alles in der empirisch erfassbaren Natur. Hier hat jede Wirkung eine Ursache, die wieder Wirkung einer vorausgehenden Ursache ist usw.
Dummerweise ist durch Vernunft aber nicht entscheidbar, ob eine Ursachenkette einen ersten Anfang hat oder nicht. Somit sind beide Thesen gleichwertig, scheinen sich aber gegenseitig auszuschließen.
Kant schließt daraus, dass die Vernunft nicht wirklich ein Erkenntnisorgan ist. Vielmehr sei die Kombination von Verstand und Erfahrung bei jedem Erkenntnisakt unbedingte Voraussetzung, sonst entsteht nicht wirklich Erkenntnis. „Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war.“
In Bezug auf Hartmanns Sicht der Dinge kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Von ihm ist mir im Moment nur erinnerlich, dass er neben Nietzsche und Schopenhauer zu den Anregern der Freudschen Lehre vom Unbewussten zählte.
Horst