Hallo,
der Titel sagt eigentlich schon alles - was verbirgt sich hinter dem Begriff „Narrativ“? Ich habe bereits einen Thread zu dieser Frage gefunden, die Antworten haben mich aber leider nicht weiter gebracht.
Es wäre toll, wenn mir jemand weiterhelfen könnte, vielleicht sogar mit einem praktischen Beispiel. Danke im Voraus.
„Narrativ“ kann mehrere Bedeutungen haben:
Als grammatische Kategorie bezeichnet er in verschiedenen Sprachen eine Form (meist ein Fall/Kasus), die nur verwendet wird, wenn man zum Ausdruck bringen will, dass jemand etwas erzählt. Im Deutschen ist die narrative Form die 3. Person Singular Präteritum: (Ich erzähle) „Er ging spazieren. Da fand er eine Geldbörse. Die brachte er zum Fundbüro…“
In der Literatur / Literaturgeschichte ist der N. eine Form des Erzählens, die sowohl den Verlauf der Handlung, die Fakten und Verknüpfungen als auch den Kommentar des Erzählers bzw. Zeitzeugen etc. darstellt.
In der Geschichtsschreibung gilt der N. als eine besondere Form der Darstellung historischer Fakten. Sie werden gleichsam erzählend (aus der kausalen Logik des Historikers heraus) miteinander verknüpft, so dass sie nicht immer objektiv bzw. objektivierend sind und daher durchaus auch oft Wissenschaftlichkeit vermissen lassen.
Schließlich die Verwendung in der Psychologie: Hier bezeichnet N. einen methodischen Ansatz, der davon ausgeht, dass der Mensch Geschichten, Erzählungen etc. für sich persönlich nutzt, um in seinem eigenen Leben Sinnhaftigkeit zu finden.
Ich hoffe, Dir weitergeholfen zu haben.
Beste Grüße
Hallo,
so ohne Kontext ist das schwer zu beantworten, da »Narrativ« mehrere Bedeutungen hat. Da als Stichwort auch »Politikwissenschaft« steht, gehe ich mal von der Verwendung in den Sozial- und Geisteswissenschaften aus.
»Narrativ« bedeutet zunächst einmal Erzählung. Erzählungen sind subjektiv, kommen aus einem bestimmten Blickwinkel, lassen bestimmte Aspekte außer Acht, betonen dafür andere mehr, und erklären durch eine Geschichte.
Ein Beispiel: In der Politik genügt es nicht, empirische Fakten darzustellen, es kommt auch darauf an, wie man diese Fakten (oder Wahrnehmungen) erzählt. Man kann trocken sagen, daß x % der Menschen mit Bildungsabschluß y weniger als z Euro verdienen – oder man erzählt plastische Geschichten von solchen Menschen, um damit Handlungen anzustoßen. (Wenn die Frage in diese Richtung zielte, ist »Framing« ein Begriff, unter dem sich mehr finden läßt.
Ich hoffe, das beantwortet die Frage!
Viele Grüße
Felix
Vielen Dank für deine Antwort. Das ist genau die Richtung, in die meine Frage zielte.
Noch ein Aspekt: Inwiefern sind Narrative von Narrationen abzugrenzen? Könnte man sagen, dass Narrationen die Ausgestaltung von Narrativen sind - also praktisch das mit-Leben-füllen eines von spezifischem Inhalt losgelösten Erzählmusters? Oder liege ich damit grade ganz daneben…
Viele Grüße
Danke für deine Antwort.