Was ist ein Wein-Dekanter?

Hallo Weingenießer!
Mir wurde ein Glasgefäß mit der Bezeichnung „Dekanter“ geschenkt. Darin soll der Wein vor dem Genuss erst mal atmen. Aus dem Chemie-Labor kenne ich den Begriff „dekantieren“ aber als Abgießen eines Überstandes.
Wo ist da der Zusammenhang?
Gruß, Lara

Hallo Lara,

Wo ist da der Zusammenhang?

(1) in der gemeinsamen Wortbedeutung „vorsichtiges Abgießen“.

(2) im Kaliumhydrogentartrat, das beim Dekantieren von Wein in der Flasche bleibt, falls man es nicht geschafft hat, die Kristalle am Korken zu züchten und sie beim Entkorken auch an ihm dran zu lassen.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

dekantieren, also das Umfüllen des Weins in den Dekanter macht unter zwei Umständen Sinn:

  1. Bessere Weine werden vor dem Abfüllen nicht unbedingt fein filtriert und es gibt dann ein Depot, also einen Rückstand in der Flasche aus feinen oder auch weniger feinen Bestandteilen des Gärgutes. Zudem lagert sich an diesen Kristallisationskernen dann gerne auch der so genannte Weinstein an, klare Kristalle. Dekantiert man den Wein vorsichtig vor einer Kerze, kann man das Umfüllen genau dann stoppen, wenn dieses Depot droht die Flasche zu verlassen. Das Ergebnis ist ein „abgegossener“ also praktisch abgefilterter Wein und man vermeidet damit, dass Depot bis in die Gläser gelangen kann.

  2. Gerade jüngere Rotweine gewinnen oft, wenn man sie ein wenig atmen lässt. Durch das Umfüllen kommt der Wein mit Luftsauerstoff in Berührung, und wenn man als Dekantiergefäß eine so genannte Ente verwendet, hat der Wein hierin auch eine große Oberfläche, und kann hierüber umfangreicher als im Glas oder der Flasche mit dem Luftsauerstoff reagieren. Wenn Du schon mal den Eindruck hattest, dass ein Wein direkt aus der Flasche zunächst fast staubig und herb schmeckte und dann über die Zeit im Glas „besser“ wurde, dann betrifft dies genau diesen Effekt.

Zum Dekantieren von Weißwein gibt es massiven Meinungsstreit, da will ich mich nicht einmischen.

Lohnend ist die ganze Aktion natürlich nur, wenn man es auch wirklich mit Wein und nicht mit rot gefärbter Zuckerbrühe mit Alkohol aus dem Supermarkt zu tun hat.

Gruß vom Wiz

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  1. Gerade jüngere Rotweine gewinnen oft, wenn man sie ein
    wenig atmen lässt. Durch das Umfüllen kommt der Wein mit
    Luftsauerstoff in Berührung, und wenn man als Dekantiergefäß
    eine so genannte Ente verwendet, hat der Wein hierin auch eine
    große Oberfläche, und kann hierüber umfangreicher als im Glas
    oder der Flasche mit dem Luftsauerstoff reagieren. Wenn Du
    schon mal den Eindruck hattest, dass ein Wein direkt aus der
    Flasche zunächst fast staubig und herb schmeckte und dann über
    die Zeit im Glas „besser“ wurde, dann betrifft dies genau
    diesen Effekt.

Zum Dekantieren von Weißwein gibt es massiven Meinungsstreit,
da will ich mich nicht einmischen.

Das mit den jüngeren Rotweinen stimmt natürlich, aber auch gerade
fruchtige Weißweine entfalten durch das Dekantieren oft noch mehr Frucht.
Gruß
JCK

Servus Lara!

Also prinzipiell haben die anderen mit ihren Erklärungen schon recht, allerdings würde ich besonders alten und teuren Rotwein dekantieren. Grundsätzlich wird bei diesem Vorgang der Wein von unliebsamen Gerbsäureablagerungen und sonstigen Schwebstoffen getrennt. Durch diesen Vorgang wird der Wein(alt) auch gleichzeitig mit Sauerstoff angereichert, was ihn- ähnlich wie eine Blume- aufgehen läßt. Als Faustregel empfehle ich: Rotwein immer vor Genuß öffenen und stehen lassen. Je älter desto früher vor Genuß öffnen. Dann langsam in den Dekanter umfüllen. Gute,alte Rotweine kann man schon mal einen halben Tag vorher öffnen und dekantieren. Ich persönlich dekantiere sogut wie jeden Rotwein, da mir die Prozedur Spaß macht und ich feststellen konnte, daß es bisher noch keinem geschadet hat. Depot hin oder her.
Wenn du allerdings ein Problem mit der Reinigung hast, dann halt nur zu besonderen Anlässen. Nie in die Spülmaschine, nur mit heißem Wasser ausspülen. Es gibt extra Trockenvorrichtungen für solche Dekanter.

So und jetz viel Spaß damit

Sebastian

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Hallo!

Wenn man „besonders alten Wein“, also für meine Begriffe je nach Herkunft 20 Jahre aufwärts, sollte man mit dem dekantieren vorsichtig sein.
Der Wein wird dann nämlich nicht mit Sauerstoff angereichert, sondern die Aromastoffe werden oxidiert. Ein empfindlicher Wein, der seinen optimalen Trinkzeitpunkt schon überschritten hat, kann dadurch deutlich an Qualität verlieren.

Grüße
Clemens

Hallo,

… allerdings würde ich besonders alten und teuren Rotwein
dekantieren.
Je älter desto früher vor Genuß öffnen. Dann langsam
in den Dekanter umfüllen. Gute,alte Rotweine kann man schon
mal einen halben Tag vorher öffnen und dekantieren.

Das würde ich nun wieder nicht tun. Gute (!), alte Rotweine öffne ich etwas vor der Probe (halbe Stunde), um sie auf (hoffentlich nicht vorhandene) Fehler zu beurteilen, dekantiere sie und serviere sofort.
Ich möchte nämlich mir und meinen Gästen durchaus die Chance geben, den Wein in verschiedenen Stadien zu kosten und seine Entwicklung zu verfolgen.
Weiterhin wäre es mir wirklich zu riskant, vormittags schon die Flaschen zu dekantieren, um dann abends einen (ehemals) schönen Wein entsorgen zu müssen.
Mir sind schon Weine „im Dekanter verreckt“, oxidiert. Nicht unbedingt die Besten *g*, aber ein fein strukturierter, etwas überalter kann dir in 2 Stunden wegsterben.

Na denn, Prost.
Herm

hallo lara,

alter rotwein wird vorsichtig dekantiert, damit das depot am flaschenboden zurückbleibt.
junger wein, roter und auch einige weiße, werden mit etwas mehr schwung dekantiert, um die anreicherung mit sauerstoff in gang zu setzen.
einfach die flasche kopfüber mit schwung in den hals der karaffe stecken.
das ist nicht meine privatansicht, sondern das zeigte mal einer der top-sommeliers im fernsehen.
irgendso ein weltmeister in diesem fach.

strubbel
W:open_mouth:)