Hallo Croisette,
eine Kurschance bedeutet, dass sich der Kurs eines Wertpapiers (Aktie, Anleihe, Zertifikat o.ä.) in einer für den Investor positiven Art und Weise entwickeln könnte: z.B. wenn Du eine Aktie für 100 EUR gekauft hast und der Markt entwickelt sich günstig, kannst Du diese später vielleicht für 120 EUR verkaufen. Du hättest also 20 EUR verdient Wohlgemerkt, Du hast zum Zeitpunkt des Kaufs die „Chance“, also die Möglichkeit, dass es so kommen könnte. 100% sicher kann da keiner sein, auch kein Experte.
Demgegenüber steht das Kursrisiko, also die Gefahr, dass beim Verkauf der Kurs Deiner Aktie niedriger sein könnte, z.B. nur 70 EUR. Dann hättest Du 30 EUR verloren. Aber auch hier: das ist eine Möglichkeit von vielen; es muss nicht so kommen.
Der von Dir zitierte Text dürfte aus der Beschreibung eines festverzinslichen Wertpapiers („Anleihe“, „Rentenpapier“) stammen. Bei Anleihen gibt es einen fixen Zusammenhang zwischen dem Zinsniveau am Markt und dem Kurswert der Anleihe, den Du bekommen würdest, wenn Du die Anleihe vor ihrer Fälligkeit verkaufst. Generell gilt, daß der Kurs der Anleihe steigt, wenn die Zinsen sinken, und analog umgekehrt.
Deine Folgerung ist also durchaus korrekt. Allerdings bezeichnet man in der Finanzmarkttheorie den Zusammenhang zwischen Zinssatz und Anleihekurs als Korrelation. Die Kurschance besteht in der Tatsache, dass die Marktzinsen sinken könnten, aber natürlich nicht müssen.
Im übrigen besteht bei Anleihen eine Kurschance bzw. ein Kursrisiko nur dann, wenn Du die Anleihe vor ihrer Fälligkeit wieder verkaufst. Wenn Du also jetzt eine Anleihe mit Nennwert 100 EUR kaufst, die z.B. am 30.9.2012 fällig würde und sie bis zu jenem Tag behälst, bekommst Du in der Regel den vollen Nennwert zurückgezahlt (sofern der Anleiheschuldner nicht pleite geht; das wäre das „Emittentenrisiko“
) und hättest somit weder Kursrisiko noch -chance.
Das ist eigentlich der wesentliche Gedanke bei Investments in Anleihen für Privatleute: Anleihen von guter Bonität kaufen, laufende Zinsen kassieren und bis zum Ende halten. Dann hast Du eine klar definierte Rendite mit minimalem Risiko. Die Laufzeit der Anleihe sollte dem Zeitraum entsprechen, für den Du das Geld „liegen lassen“ kannst.
Die Möglichkeit, Anleihen aktiv an der Börse zu handeln, ist eher was für Profis oder erfahrene Privatanleger. Für „Normalverbraucher“ würde ich einen vorfristigen Verkauf über die Börse nur als Notlösung sehen, wenn man unbedingt kurzfristig an sein Geld muss.
Hoffe, das hat etwas Klarheit geschaffen.
Herzlichen Gruß,
Uli
PS. Nicht alle von Banken angebotenen Anleihen sind börsennotiert. So können z.B. die in DE beliebten Sparbriefe nicht über die Börse verkauft werden. Im Notfall wäre man dann auf das Wohlwollen seiner Bank angewiesen oder müsste gar Kreditzinsen zahlen.