Bevor ich mit meiner Frage starte, muss ich vorwegnehmen, dass sie evtl. im falschen Brett gepostet sein könnte.
Eigentlich habe ich den Begriff aus einem Lehrordner für Filmtechnik, aber eine Suchmaschine zeigt mir den Begriff im Zusammenhang mit Literatur an.
Sollte ich tatsächlich irrtümlich ins falsche Board gekommen sein, bitte ich die Mods, das ganze zu verschieben.
Ich mache gerade ein Praktikum bei einem hiesigen Bürgerfernsehsender, in dem ich hauptsächlich fürs Schreiben von diversen Texten zuständig bin.
Nichtsdestotrotz will man mir ein paar Tricks und Kniffe fürs Schneiden (und Filmen) beibringen und hat mir deswegen einen Ordner in die Hand gedrückt, den ich so nach und nach (sprich wenn Zeit ist) durcharbeiten soll.
Nun bin ich gerade bei einem Abschnitt, in dem es sinngemäß heißt, dass jemand, der links aus dem Bild tritt von rechts in einen anderen Raum kommen muss (logisch).
Nun aber heißt es wörtlich:
Zitat:
Verlassen zwei sich verfolgende Personen/Objekte jeweils den Bildraum, so muss dies an identischen Kaderseiten geschehen.
Das ist mir soweit ja klar, doch dann heißt es weiter:
Zitat:
Ein Eintritt an gegenüberliegenden Kaderseiten ist umgekehrt Lektürebedingung für ihre Begegnung.
Leider muss ich ausnahmsweise einmal die Zitierregeln brechen, da mir weder Autor noch Buch bekannt sind. Ich bitte Sie, mir dafür nicht die Ohren strubbelig zu ziehen.
Jedenfalls hoffe ich, Sie können mir helfen und erklären, was „Lektürebedingung“ bedeutet. Sowohl im Allgemeinen als auch in diesem spetziellen (sprich zitierten) Fall.
Für die Mühe bedanke ich mich im Voraus
Lieben Gruß
Michael Vogl
könnte es sein, dass mit Lektürebedingung das richtige Sehen und Verstehen einer Filmszene durch den Zuschauer gemeint ist? Der also die Szene quasi von der Leinwand/dem Bildschirm abliest, wie eine Lektüre.
Das ist nur eine Vermutung, die aber evtl. einen Sinn ergibt. Zu Deinem Beispiel:
Ein Eintritt an gegenüberliegenden Kaderseiten ist umgekehrt
Lektürebedingung für ihre Begegnung.
Die Personen müssen von gegenüberliegenden Kaderseiten eintreten damit der Zuschauer die Szene richtig als (bevorstehende) Begegnung liest.
Aber warte mal weitere Vermutungen oder echtes Wissen aus dem Bereich der Filmtechnik ab.
Lektürebedingung heißt so, weil die Fortsetzung einer Szene in der nächsten Einstellung so erfolgen muss wie das Lesen einer Zeile beim Umblättern in einem Buch, um beim Zuseher keine Verwirrung über die Kontinuität zu stiften. Richtung nicht beizubehalten würde dieselbe Verunsicherung hervorrufen wie ein Achsensprung. http://de.wikipedia.org/wiki/Achsensprung_%28Film%29
Man muss sich vorstellen, das Filmpublikum sehe das Filmgeschehen wie auf einer Theaterbühne: wenn einer einen Raum nach links durch eine Tür verlässt und in der folgenden Einstellung in einen anderen Raum wieder von links durch eine Tür eintritt, würde das vom Publikum mit einer neuen Szene an anderem Ort und/oder zu anderem Zeitpunkt assoziiert. Mit der Begegnung verhält sichs ebenso: wenn sich zwei in der Bühnenmitte begegnen sollen, muss einer von links und der andere von rechts auf die Bühne kommen. So antizipiert es das Publikum, wenn im Film zwei aufeinander zukommen, zwei Autos zusammenstoßen sollen usw., nur dann, wenn die beiden Kontrahenten in den abwechselnden Einstellungen Schuss/Gegenschuss auch aus Kameraperspektive von zwei entgegengesetzten Richtungen daherkommen. Würden beide von links nach rechts über die Leinwand rennen, würde sich der Zuseher wundern warum die zusammentreffen.