Was ist Glück?

„Glück“

Von der sprachlichen Seite her ist das Wort in fast allen europäischen Sprachen in mehreren Spielarten bekannt:

Deutsch Glück, Glückseligkeit
Englisch luck, hapiness
Französisch bonheur, béatitude
Italienisch felicità, beatitudine
Lateinisch felicitas, beatitudine
Altgriechisch tyche, eudaimonía

Daran, dass es merkwürdigerweise immer zwei verschiedene Worte für die gleiche Sache gibt, deutet sich an, dass bei der Frage nach dem Glück wahrscheinlich zwei verschiedene Bedeutungen zugrunde liegen. Die eine Bedeutung könnte im vorphilosophischen Denken begründet sein, welches davon ausgeht, daß Glück und Unglück in den Händen der Götter liegen. In antiken Darstellungen sind das Steuerrad und das Ruder häufige Symbole für die göttliche Lenkung, das Füllhorn und das Rad für die Unberechenbarkeit des Glücks. Die Menschen glaubten an die Schicksalsgöttinnen „Tyche“ (gr.) und „Fortuna“ (röm.). Die Meinung, daß unser Glück von außen gesteuert wird, ist auch heute noch verbreitet und zeigt sich z. B. im Glauben an Astrologie. In diesem Denken ist enthalten, daß Glück für den Menschen unverfügbar ist, Glück beruht demnach mehr oder weniger auf dem Zufall. Diese Bedeutung zeigt sich im deutschen Sprachgebrauch an der Wendung „Glück haben“.

Im Laufe der Zeit hat der Glücksbegriff offenbar eine Wende erfahren. Glück ist nicht mehr bloßer Zufall, sondern es liegt in der Natur des Menschen begründet. Es setzt sich mehr und mehr der Auffassung durch, dass das Glück von der eigenen Tätigkeit abhängt. Insofern ist es jedem möglich, Glück zu erfahren, wenn er sich um eine gute Lebensführung bemüht. „Sein Glück machen“ ist eine Wendung, die diese Bedeutung widerspiegelt.

Ob jemand glücklich ist, hängt alles in allem weniger von äußeren Dingen, als von der inneren Einstellung ab. Es gibt Menschen, die selbst unter schwierigen Bedingungen noch behaupten glücklich zu sein, weil sie in der Lage sind, stets die guten Seiten zu sehen.

Zum Glück …
Natürlich ist hier nicht der Platz, Fragen wie die nach dem Glück gründlichst und umfassendst zu traktieren. Das entspräche auch nicht meiner philosophischen Ambition. Ebenso wenig finde ich irgendwelche Kurzfassungen, wie man sie in einschlägigen Wörterbüchern nachlesen kann, philosophisch animierend. So wähle ich eine dritte Spielart („Spiel…“ wörtlich zu nehmen!), die mir in diesem Zusammenhang besonders angemessen erscheint:

Loten wir doch einmal das je eigene Glücksverständnis dergestalt aus, dass wir Sätze bilden, die mit den Worten „Zum Glück …“ beginnen. Hier ein paar aktuelle und persönliche Beispiele von mir:

  • Zum Glück muss ich heute nicht zur Arbeit gehen.
  • Zum Glück hatte ich mit Herrn S., der vor einer Woche leider gestorben ist, eine Reihe von schönen Gesprächen.
  • Zum Glück bin ich bisher von schweren Krankheiten und Schicksalsschlägen verschont geblieben.
  • Zum Glück sind mir einige in diesem Experten-Forum gewogen.

Über „mein Glück“ hinaus ist es bestimmt auch einen Versuch wert, wenngleich heikler, das Glück anderer oder gar das allgemeine Glück bei den „Übungssätzen“ ins Auge zu fassen, also etwa:

  • Zum Glück hat es in diesem Land schon seit mehr als einem halben Jahrhundert keinen Krieg mehr gegeben.
  • Zum Glück macht die Schmerztherapie Fortschritte.
  • Zum Glück ist in den meisten Staaten die Todesstrafe abgeschafft.

Gewiss lässt sich von solchen und ähnlichen „empirischen“ Aussagen im Rahmen theoretischerer Reflexionen tiefsinnig und ausgiebig abstrahieren. Aber je mehr derartiges „Material“ erst einmal zusammenkommt, desto eher weiß daraufhin der „philosophische Kopf“, wovon er spricht, wenn er denn schließlich doch seiner starken Neigung folgt, „ganz grundsätzlich“ zu werden.

Viel Glück!

Daran, dass es merkwürdigerweise immer zwei verschiedene Worte
für die gleiche Sache gibt,

hier irrst du meiner meinung nach: glück und glückseligkeit sind nicht 2 „worte“ für ein und selbe. geschweige denn 2 begriffe.

Im Laufe der Zeit hat der Glücksbegriff offenbar eine Wende
erfahren. Glück ist nicht mehr bloßer Zufall, sondern es liegt
in der Natur des Menschen begründet. Es setzt sich mehr und
mehr der Auffassung durch, dass das Glück von der eigenen
Tätigkeit abhängt. Insofern ist es jedem möglich, Glück zu
erfahren, wenn er sich um eine gute Lebensführung bemüht.
„Sein Glück machen“ ist eine Wendung, die diese Bedeutung
widerspiegelt.

da reizt es mich zu fragen: Wenn wir in philosophischen kategorien denken wollen, kann dann ein „begriff“ sich wenden/ändern? oder hat hier nicht vielmehr der mensch dem wort „glück“ einen anderen inhalt/bedeutung/nutzen gegeben?

also denk ich müssen wir nochmals bei deiner ausgangsfrage anfangen: was ist glück.

der begriff ist ja nun erstmal rein metaphysisch, und daher schwer zu fassen.

Glück ist eine stimmung, ein gefühl.

und da sind wir im ermessen des einzelnen.

winkel

Hallo Gerd,

deine Gedanken finde ich gut. Ob sich geschichtlich so ein „Verinnerlichungsprozess“ der Glücksvorstellung nachweisen lässt, weiß ich nicht. Aber dass es die zwei Aspekte - äußeres Glücken und inneres Glücklichsein - gab und gibt und dass der zweite Aspekt vom ersten viel weniger abhängt als die meisten meinen: d’accord.

Deine Begriffspaare finde ich nicht so „glücklich“. Für Italienisch/Französisch/Latein wäre fortuna/fortune doch der Begriff für das Zufallsglücken (die Göttin erwähnst du dann ja auch).

Und im Deutschen (da hat winkel recht) fehlt der Gegensatz im Wortschatz leider ganz. Umso wichtiger, auf den Unterschied hinzuweisen!

Gruß,
Quest

Hallo zusammen,

Daran, dass es merkwürdigerweise immer zwei verschiedene Worte
für die gleiche Sache gibt, deutet sich an, dass bei der Frage
nach dem Glück wahrscheinlich zwei verschiedene Bedeutungen
zugrunde liegen.

Eigentlich richtig.
Die eine Bedeutung ist Glück im Leben haben - also Ereignisse, Lottogewinn, den richtigen Partner oder Arbeitsplatz zu finden - usw.
Das nächste bedeutet aber Glücklich SEIN, und meint einen ZUSTAND des glücklich SEINS!!!
Was ein himmelweiter Unterschied ist.

Denn ein glücklich SEIN entspringt aus dem SELBST, und pures Glück (ein Gewinn irgendwelcher Art), entspringt aus dem irdischen Leben.

Die eine Bedeutung könnte im

vorphilosophischen Denken begründet sein, welches davon
ausgeht, daß Glück und Unglück in den Händen der Götter
liegen.

Na ja, da müßte man dann ein Karma anführen. Doch bestimmen die Götter das Karma???

Glück

beruht demnach mehr oder weniger auf dem Zufall.

Es gibt keine Zufälle, aber es gibt Ursachen und Wirkung. (was ein anderes Thema ist). Doch GLÜCK beruht nicht darauf.

Im Laufe der Zeit hat der Glücksbegriff offenbar eine Wende
erfahren. Glück ist nicht mehr bloßer Zufall, sondern es liegt
in der Natur des Menschen begründet. Es setzt sich mehr und
mehr der Auffassung durch, dass das Glück von der eigenen
Tätigkeit abhängt. Insofern ist es jedem möglich, Glück zu
erfahren, wenn er sich um eine gute Lebensführung bemüht.
„Sein Glück machen“ ist eine Wendung, die diese Bedeutung
widerspiegelt.

Hervorragend!!! Der MENSCH bestimmt SEIN Glück, anstatt einfach glücklich zu SEIN. :- )))
Was eben zeigt, daß unsere Zivilisation das EGO immer weiter hervorhebt, und dadurch den Menschen immer mehr zu EIGENER ANSTRENGUNG verleitet.
ICH mach das - ICH kann das, ICH schaffe das … ICH … ICH … ICH!!!

Ob jemand glücklich ist, hängt alles in allem weniger von
äußeren Dingen, als von der inneren Einstellung ab. Es gibt
Menschen, die selbst unter schwierigen Bedingungen noch
behaupten glücklich zu sein,

Was heißt BEHAUPTEN?? Sie SIND glücklich!!!

weil sie in der Lage sind, stets

die guten Seiten zu sehen.

Das alleine ist NICHT das Ausschlagebende.

Ausschlaggebend für ein glückliches SEIN, ist die Fähigkeit, mit dem ZUFRIEDEN zu sein, was man hat.
Das kann ein Masaii, ein Eskiomo, ein Inder, ein Neger, ein Europäer - wie und wo auch immer.

Aber eben NUR durch das SEIN, und NICHT durch die Gier nach Besitz.

MfG,

Demetrius