Sehr gut !
Hallo Thomas !
Ich bin doch sehr beeindruckt von deiner Antwort.
- Wie komme ich dazu, die
„Pseudo-Erklärung“ Gott zu verwenden?
Dein „subjektives Experiment“ ist ein persönlich sehr starkes Argument und sogar für mich nachvollziehbar. Das war eine der besten Darlegungen, wie ein Mensch „zu Gott fand“, die ich bisher gehört habe. Ich bin davon überzeugt, daß dies für jeden, der diesen Weg geht (und gehen kann), richtig, wahr und sinnvoll ist. Diese Argumentation ist leider objektiv nicht zugänglich, so kann ich hierzu nichts weiter sagen. Das einzige, was mir noch zu deiner Argumentation einfällt, bezieht sich auf die Aussage, daß es Menschen gibt, „die ähnliches berichten“. So scheinen gewisse Situationen bei gewissen Menschen zu ähnlichen Erkenntnissen/Reaktionen zu führen. Das wäre evtl. ein Gebiet, was sich ähnlich wie die „Nahtodeserfahrungen“ untersuchen ließe.
Was ist freier Wille?
Die Gedankenexperiment führt etwas auf den falschen Weg, glaube ich. Es geht nicht darum, WAS man denken kann, sondern ob man sich frei zwischen zwei Alternativen entscheiden kann. Das kann man leider nicht so einfach herausfinden. Zur Überzeugung, daß es so sei, will ich bemerken, daß ich durchaus in der Lage bin, ein Computerprogramm zu schreiben, was zwischen Alternative wählen kann, und zwar so, daß es niemandem (der den Code nicht sehen kann) möglich sein wird, zu entscheiden, ob dem ein freier Wille zu Grunde liegt oder nicht.
Dein Gedankengang führt mich eher zu dem Analogon, ob die Mathematik nicht-mathematische Folgerungen erlaubt.
…Ich gehe davon aus, daß
freier Wille etwas Reales ist und muß
damit auf Gott kommen, den Ursprung
dessen, was den freien Willen ausmacht…
…Du glaubst am ein gesetzlich geregeltes
Universum und bist dafür auch bereit, den
freien Willen als Illusion abzutun.
WARUM MUSS ? Ich sage nur: ich weiß nicht, ob es einen freien Willen gibt. Wenn es ihn gibt, kann er doch ebensogut ein „nicht gott-basiertes“ Phänomem sein. Selbst, wenn beweisen könnten, dass es ihn gibt und wir ihn nicht erklären könnten, muß das noch lange nichts mit Gott zu tun haben.
…Aussage, daß Naturwissenschaft irgend
etwas erklärt, sowieso nicht ganz korrekt
ist. Naturwissenschaft stellt
Kausalzusammenhänge her,…
Richtig. Letztenendes wird im besten Fall A durch B erklärt, später B durch C usw. Das Fundamentale Ende dieser Kausalkette bleibt (im günstigen Fall) unerklärbar und im (ungünstigen Fall) unergründbar.
…aber was oder wer
dafür sorgt, daß die Ereignisse verknüpft
sind, ist damit nicht ausgesagt.
Genau das ist der Punkt: Warum diese Frage ? Der Ansatz ist zweifelsohne naturwissenschaftlich. Die naturwissenschaftliche Antwort darauf ist: „Keine Ahnung.“. Warum HIER ausweichen auf eine religiöse Antwort ? Selbst wenn man diese Antwort hat, ist ja nicht erklärt oder geklärt. „Wer sorgt für Gott ?“ wäre konsequenterweise die nächste Frage, die man stellen muß! Die traditionsgemäße Antwort darauf wäre dann: „Na, ein Übergott, natürlich!“ usw, usw. Also, hier werden der wissenschsaftliche und religiöse Ansatz meiner Meinung nach unerlaubt gemischt. Das Ergebnis ist in keiner Weise irgendwie hilfreich. (Für die Fans von „Per Anhalter durch die Galaxis“: 42 - man kann’s ja nicht oft genug erwähnen… ).
Kann ich Bewusstsein naturwissenschaftlich
fassen?
…sagen, was diesen Gedanken bewirkt hat?
Na klar !
…Denn durch Untersuchung
von Hirnschädigungen macht man genau das
ja schon heute…
Nein, macht man nicht, weil man ja nich ansatzweise den Bauplan oder die Funktionsweise des Hirns kennt.
…wenn es so etwas wie
Gedankenverschmelzung gäbe. Aber daran
glaube ich wiederum nicht.
Da , denke ich, sind viele „Nicht-Gläubige“ deutlich freier in der Sicht der Welt. Ich glaube auch nicht, daß es sie gibt. Ebenso glaube ich nicht, daß es sie nicht gibt. Glauben tut HIER doch nichts zur Sache. Möglicherweise sind wir irgendwann in der Lage zu beweisen, ob es sie gibt oder nicht. Egal, was man darüber glaubt.
…zumal ich gerade
in diesen Bereichen von den
Naturwissenschaften schmählich verlassen
bin.
Ja, sicher kann die Naturwissenschaft kein „Sinngefühl“ vermitteln. Da muß auch jeder mit sich selbst ausmachen, wie nötig es ein solches braucht. Ehrfurcht vor der „Schöpfung“ vermittelt sie aber allemal. Und sie kann auch Ethiken begründen. Dummerweise wohl nicht „die“ Ethik, sondern eben ganz unterschiedliche, je nach Grundannahmen bzw. Zielen, die man trifft. Das nötige Verhalten der Individuen, um dieses Ziel erreichen zu können, läßt sich durchaus auf der Grundlage der Naturwissenschaft ableiten und begründen. Das Verständnis der Allgemeinheit ist jedoch schwer zu erreichen. Wenn man ein Ziel formuliert hat und einen Weg erdacht hat, wie dieses Ziel zu erreichen sei, kann man die dazu nötigen Verhaltensmuster auch in einen religiösen Rahmen kleiden. Das ist sicher die effektivste Methode, menschliche Gesellschaften dauerhaft am Leben zu erhalten.
Viele Grüße
Jochen