Las Meninas vom Standpunkt des Sirius
Hi Candide.
… ich meinte damit allgemein eine „erkenntnistheoretische Ebene“…
Das war mir schon klar.
… speziell aber den Foucaultschen -Begriff, den du übrigens in der „Ordnung der Dinge“ (1965?) kennenlernen könntest.
Kenne ich gleichfalls im Prinzip (Les mots et les choses = 1966 / der deutsche Titel entspricht Foucaults ursprünglichem Wunschtitel, den der französische Verleger aber abgelehnt hatte). Später distanzierte er sich bekanntlich von diesem und dem darauf folgenden Buch.
Mir ging nur nicht die Bedeutung der „epistemologischen Freiheit“ auf, d.h. wer/was ist frei vom wem/was?
Es ging mir um die Unabhängigkeit der Deutungsmuster/Diskurse von den Dingen, die sie be-deuten und von der Intentionalität der Subjekte, die mit Diskursen die Welt deuten (nachlesbar übrigens in dem sehr lesenswerten Büchlein über die „Ordnung des Diskurses“)
Werde ich dann auch machen. Bei Foucault gibt es nach meiner Kenntnis drei Typen der Episteme, das Paradigma der Ähnlichkeit, das der Repräsentation und das – seit Kant gültige – des „Begründeten Begründers“ (veranschaulicht im Velasquez-Bild).
Ich kann deine „epistemologische Freiheit“ (wie oben von dir ausgeführt) provisorisch nur mit der strukturalistischen These vom Primat des Signifikanten in Einklang bringen, also der Unabhängigkeit des Zeichens vom Subjekt und vom Bedeuteten. Das Subjekt ´wird gesprochen´ (Lacan), und das Signifikat ist reiner Effekt der Signifikanten. Nur sähe ich dann nicht, wie das mit dem Freiheitsbegriff, der sich ja sinnvollerweise nur auf S u b j e k te beziehen kann, kompatibel wäre.
Bei Veyne heißt es, dass Foucault die Dinge „vom Sirius aus“ betrachtete und analysierte.
Dieser harmlose Hinweis hat mir jetzt eine halbe Stunde Recherche gekostet 
Pardonne-moi. Hier das Originalzitat aus Veynes Buch:
„Foucault hingegen vergaß es nie, und obwohl er die Welt vom Standpunkt des Sirius aus betrachtete, sah er sie auch als potentielles Schlachtfeld, nun, da diese Welt, die antike ebenso wie die moderne, in seinen Augen jegliche Legitimität eingebüßt hatte. Er arbeitete viel und lebte nicht in einem Zustand ständiger Empörung oder militanter Erregung …“
Soweit Veyne.
Laplanche sprach vom „Sirius“, und ich glaubte bisher, Freud hätte das auch getan.
Vermutlich hatte Veyne Laplanches Formulierung einfach übernommen.
… (ich sitze nämlich langfristig an einer geplanten Arbeit über Laplanche, in der diese Trias nicht fehlen wird).
Bonne chance. Ce sera ta thèse?
Wie kommt Laplanche dann auf den Sirius? Vielleicht ist das eine feststehende Redewendung im Französischen.
In „Essays on Otherness“ gebraucht er ebenfalls diese Metapher (wie du vielleicht schon weißt).
Siehe Zeile 12:
http://books.google.de/books?id=syOZh0xckmkC&pg=PA15…
Allerdings ist das „Festschreiben“ unbedingt als wichtiger, auch entscheidender Akt zu werten … Denn man kann doch nicht jeden Tag aufs Neue eine Französische Revolution veranstalten, so in der Art von „Und ewig grüßt der Robespierre“ 
Es bräuchte ohne jeden Zweifel eine ‚permanente Revolution‘. Das Festschreiben tötet die Freiheit anstatt ihr als Voraussetzung zu dienen.
Ich denke, diese „permanente Revolution“ findet auch permanent statt. Die diversen Diskurse reiben sich doch kräftig aneinander (z.B. Wilber vs. Positivismus, oder Habermas vs. Poststrukturalismus, oder Zizek/Laclau vs. Orthodoxer Marxismus, oder – allgemeiner - Spiritualität vs. Materialismus usw. usf.) Was alles aber nicht ginge ohne fixierte Gesetze, die diesen Diskursen den notwendigen stabilen Raum ermöglichen.
Agamben ist höchst umstritten in der deutschen Rezeption, er scheint die Differenz zwischen Demokratie und Diktatur theoretisch einzuebnen.
Ich würde dagegen sagen, er bringt die reale Einebnung zwischen Demokratie und Diktatur mit seinem Konzept des „Ausnahmezustands“ höchst erleuchtend auf den Begriff.
Hier eine aus dem Net kopierte Zusammenfassung einer taz-Rezension:
„Ulrike Herrmann findet den neuesten Essay methodisch bedenklich, politisch geradezu fahrlässig pauschal und „fatalistisch“. Aus dem römischen Rechtsinstitut des „iustitium“, einer Art Unterbrechung des Rechts, destilliert Agamben den „Archetyp des modernen Ausnahmezustands“, dem er zudem begriffsanalytisch zu Leibe rückt. Bei allem „Eklektizismus“ aber führe kein Weg vom Philosophischen zur politischen Realität, kritisiert Herrmann. Entsprechend einseitig muss die Diagnose ausfallen, die in der Schwächung der Legislative schon Guantanamo erblickt und in Guantanamo Auschwitz. Die Moderne seit dem Ersten Weltkriegs ist für Agamben die Gegenwart des „Lagers“ und wir alle sind die Insassen. „Darauf muss man erst mal kommen“, meint die Rezensentin.“
Zitat Ende.
Ich sehe das nicht anders als Fr. Herrmann. Aber lass uns das in einem separaten Thread beleuchten.
Gruß
Horst